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Janine Girth

Gute Beobachterin und Rebellin - Ausstellung „Spuren von Ingeborg Ahner-Siese“ eröffnet

Lilienthal. Spuren der im vergangenen Jahr verstorbenen Bildhauerin Ingeborg Ahner-Siese (1923 - 2017) finden sich überall in ganz Lilienthal. Anlässlich ihres ersten Todestages sind noch bis zum 3. März 2019 Bekanntes und Unbekanntes aus ihrem langen Leben im Rathaus, in Murkens Hof und der Kunststiftung Lilienthal zu sehen. Neben der Familie Ingeborg Ahner-Siese kamen viele Besucher zur Ausstellungseröffnung in den Murkens Hof.
Die Tochter der bekannten Künstlerin, Susanne Ahner, hat die Ausstellung „Spuren von Ingeborg Ahner-Siese“ kuratiert – in Zusammenarbeit mit Antke Bornemann. Es ist die letzte Ausstellung, die unter der Regie der Kulturamtsleiterin stattfindet, denn ab dem 1. Januar nächsten Jahres ist sie im Ruhestand.
Bürgermeister Kristian Tangermann begrüßte die Besucher im Schroetersaal, unter anderem die „Ermöglicherin“, eben Antke Bornemann. „Alle sollen sich erfreuen an den Dingen, die wir hier sehen“, sagte er.
Susanne Ahner führte in die Ausstellung ein, indem sie aus dem Leben ihrer Mutter erzählte, die 1923 in Verden geboren wurde. Deren Vater war Bäcker und Konditormeister, der seine Bäckerei dann in Lilienthal betrieb. „Meine Mutter hatte Neurodermitis, lebte isoliert. Daher hatte sie mehr beobachtet ...“ Ohne Ausbildung habe sie Porträts gezeichnet, ihre Lehrer karikiert, in der Bäckerei Marzipanschweinchen modelliert. „Das war ihre erste Erfahrung als Kind“, sagte Susanne Ahner. Dann gab es die Kinderlandverschickung, dort habe sie gesungen, gezeichnet und Theaterstücke geschrieben. Im Krieg habe sie als Lazaretthelferin gearbeitet.
Nach dem Krieg wurde sie mit dem modellierten Porträt ihres Großvaters, das auch in Murkens Hof zu sehen ist, für das Studium der Bildhauerei zugelassen.
Mit ihrem Mann Ludwig Ahner habe Ingeborg Ahner-Siese viel in der Denkmalpflege gearbeitet, berichtete die Tochter. Es folgten erste Aufträge im öffentlichen Raum. In der Ausstellung sind dann auch die verschiedenen Lebensstationen der Künstlerin zu sehen. Der Betrachter steht vor Skizzen, Entwürfen, Modellen, Familienporträts, Zeichnungen, die noch nie zu sehen waren. Susanne Ahner erwähnte die vielen Gruppenplastiken, „die alle begeistern, weil sie aus dem Leben gegriffen sind“.
„Ermöglicherin war ich bislang noch nie“, begann Antke Bornemann ihre Ausführungen. Aber eigentlich war sie es doch schon einmal, nämlich als Worpswede ihre Skulptur „Der Maler“ nicht haben wollte. Gemeinsam mit dem damaligen Gemeindedirektor Detlef Stormer habe sie das mittlerweile berühmte, manchmal mit Mütze und Schal versehene Werk nach Worphausen geholt. „Der Maler hat seinen Platz auf dem Weg nach Worpswede.“
Antke Bornemann als Weggefährtin der Bildhauerin wusste von 15 Skulpturen zu berichten, die in Lilienthal aufgestellt sind. „Das ist eine ganze, ganze Menge.“ Berühmt sei das Mütterdenkmal. Immer am Muttertag würden alle Mütter dieser Welt verehrt. „Wo hat man das schon?“ Ingeborg Ahner-Siese sei nicht nur eine gute Beobachterin gewesen, sondern auch eine Rebellin, die für Frauenrechte kämpfte.
Von der Kunststiftung übernahm Detlef Stormer das Mikrofon. Eine wundervolle gemeinsame Zeit habe er als Gemeindedirektor mit der Bildhauerin gehabt. Sie seien sich Anfang der 80er Jahre begegnet. Er erinnerte sich an die fruchtbaren und spannenden Gespräche um den Brunnen, an den damaligen Umweltminister Klaus Töpfer, der sich neben die Skulpturen vor dem Rathaus setzte und die sitzende Frau umarmte.
„Wir brauchen Zuschauer und Betrachter, und das ist hier in Lilienthal stark gegeben. Darüber freut sich auch der Bürgermeister und die Kunststiftung“, beendete Detlef Stormer seine Ansprache.
Antke Bornemann machte darauf aufmerksam, dass man das eine oder andere Kunstwerk auch kaufen könne. „Das war früher nicht möglich.“
Sind in Murkens Hof eher Modelle, die einem in der Öffentlichkeit begegnen, ausgestellt, haben die Arbeiten im Rathaus einen gesellschaftspolitischen Bezug. Da geht es um Frauenleben, Gentechnik, darum, was Mütter mit ihren Kindern durchmachen und ob sie Rente bekommen. Das Ganze wird mit Zeitungsartikeln belegt.


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