Janine Girth

Gut mit sich selbst verstehen - Swantje Kuball las aus Buch „Die endlose Zeit des Augenblicks“

Swantje Kuballs Buch ist unprätentiös und sehr bildhaft geschrieben l als sei man dabei: Die Gäste des Frauen-Union-Veranstaltung waren von der Autorin und ihren Geschichten zu Recht begeistert.  
 Foto: ek

Swantje Kuballs Buch ist unprätentiös und sehr bildhaft geschrieben l als sei man dabei: Die Gäste des Frauen-Union-Veranstaltung waren von der Autorin und ihren Geschichten zu Recht begeistert. Foto: ek

von Eva Kairies
Osterholz-Scharmbeck. In Meyer’s Scheunencafé war kein Platz mehr zu haben, denn die Frauen-Union hatte eingeladen zur Autorenlesung, gekoppelt mit einem gemeinsamen Frühstück. Die Osterholz-Scharmbeckerin Swantje Kuball sollte aus ihrem Buch „Die endlose Zeit des Augenblicks“ vorlesen, dessen Untertitel „Zu Fuß von Köln bis ans Ende der Welt“ schon verhieß, worum es ging: Pilgern.
Nach der Begrüßung der Union-Damen und explizit auch der ebenso willkommenen Männer durch die Vorstandsvertreterinnen Gerda Rosenberg und Gerda Rohmert, wurde Swantje Kuball nach vorn gebeten. Sie brachte nicht nur ihr an den vorzulesenden Stellen markiertes Buch mit, sondern auch einige Bilder und viele Geschichten, die nicht im 2017 veröffentlichten Buch stehen. „Ich kann das Buch nur empfehlen“, schwärmte Gisela Rosenberg, die gern die Pilger-Angebote des Kneipp-Vereins wahrnimmt, die auch von Swantje Kuball geleitet werden. „Ich bin in Richtung Deich gepilgert, und dann abgebogen“, beschrieb Rosenberg ihre Jakobs-Weg-Etappe, die ungefähr vier Kilometer lang ist.
So viele Geschichten
Swantje Kuball hingegen pilgerte im Jahre 2013 runde 3.000 Kilometer. Begonnen hatte sie nur kurze Zeit vorher mit einer kranken Freundin auf den kurzen Pilgerstrecken. „Das ist wie Beten mit den Füßen“, beschrieb Kuball ihre Anfangsverbindung zum Pilgern. Und dann kam der Jakobsweg in Richtung Santiago de Compostela, begonnen in Köln. Der Weg führte sie zunächst durch die Eifel. Hier traf sie der erste Pilger-Eindruck: „Einsam! Einsam! Man muss sich schon gut mit sich verstehen“, stellte sie fest. Sie notierte in ihr Tagebuch, dass sie bereits in der Eifel vermutete, schon wunderlich zu werden. Die Frage einer Zuhörerin, ob sie denn keine Angst gehabt habe, verneinte Kuball: „Pilgerer sind sakrosankt.“ Sie dachte ein wenig nach und wollte gerade eine weitere Geschichte erzählen, brach aber ob ihres vorgenommenen Vortrags ab: „Ach, es sind alles so viele Geschichten!“
Man lernt unheimlich viel
Ihre Geschichte begann mit ihrer „mittleren Krise“ zwei Jahre vor ihrer Pilgerreise. Hinter ihr lagen da 17 Jahre Arbeitsleben im Seniorenheim und vor ihr lagen noch 17 Jahre bis zur Rente. Sie fand den Mut zum Sabbatjahr, auch wenn es aus ökonomischen Gründen nur sechs Monate währen durfte, und wollte die Zeit für sich nutzen. Die Route durch Frankreich und am nordspanischen Atlantik entlang hatte sie dafür ausgewählt. Und gelernt hatte sie eine Menge auf dem Weg, dass ein spartanisches Sechsbettzimmer, über dessen Foto ihren Zuhörern ein bedauerndes „Oh!“ entfuhr, vollkommen reiche, dass sie auf keinen ihrer Umwege, und sie hatte sich diverse Male verlaufen, verzichten wollte und dass man in einer Stunde gut vier Kilometer schafft. Sie lernte, dass Menschen hilfsbereit und offen sind. Eine alte Dame wurde an der Haustür gefragt, ob sie ihr und ihren Pilgerbekanntschaften nicht einen Kaffee kochen wolle. „Sie wollte gern“, wunderte sich Swantje Kuball und fragte sich, ob es hier auch so einfach möglich wäre.
Zu Fuß pilgern, nicht auf dem Rad, sei langsamer, aber man sehe mehr. Einfacher sei es mit einem Esel nicht, lernte sie. Ein belgisches Paar pilgerte mit „Galoppel“, einem tiefenentspannten Esel, der mit seinen wunderschönen Augen blinzelte, statt brav mitzulaufen. Viele Bekanntschaften und Erkenntnisse hat Swantje Kuball auf ihrer Reise, von der sie nicht weiß, ob sie sie noch einmal gehen möchte, mitgebracht.
Das Ende der Welt
„Und dann hat man Finisterre, das Ende der Welt erreicht. Dann dreht man sich um und geht das erste Mal nach langer Zeit wieder Richtung Osten.“ Es war eine schöne Zeit, reflektierte Swantje Kuball. „Ich wusste nicht, ob ich zurückkommen würde oder ob ich eine Würstchenbude am Atlantikstrand aufmache.“ Sie sei dann doch mit dem Bus zurückgefahren mit der eigentlich kleinen, aber grundlegenden Erkenntnis, dass unterwegs alles ein Geschenk sei. Heute, in ihrem Alltag und Arbeitsleben in Johannishag, gehe ihr dieses Bewusstsein manchmal verloren, aber so richtig eben nie. Unterwegs ist alles ein Geschenk.


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