Equal Care Day: Fürsorgearbeit sichtbarer machen

Gerecht kann das nicht sein
 
Fürsorgearbeit, auch Care-Arbeit genannt, wird in den meisten Familienkonstrukten vor allem von Frauen geleistet. Und dies meistens auch noch unsichtbar. Sichtbar wird sie meist erst, wenn sie fehlt.
Der bundesweite „Equal Care Day“ am 29. Februar soll diese Fürsorgearbeit, das Kümmern um andere, mehr in den Fokus gesellschaftlicher Aufmerksamkeit rücken. Er soll auf mehr Wertschätzung und eine fairere Verteilung der Care-Arbeit aufmerksam machen und Menschen, die sie leisten, dafür würdigen.
Erstmals werden auch im Landkreis Osterholz Veranstaltungen zum „Equal Care Day“ angeboten. Gemeinsam haben die Pro-Arbeit, das Projekt „Perspektive Wiedereinstieg“ und die kommunalen Gleichstellungsbeauftragten zwei Workshops, ein Wiedereinstiegs-Café, einen Vortrag und einen Kinoabend auf die Beine gestellt. Ein diesbezüglicher Flyer ist mittlerweile an alle Haushalte verteilt worden. „Bis zum 12. März werden die Veranstaltungen stattfinden“, so Heike Schumacher, Vorstand der Pro-Arbeit. Sie richten sich keineswegs nur an Frauen, obwohl diese rund 80 Prozent der Fürsorgearbeit leisten. Unentgeltlich verrichten sie die Aufgaben im Haushalt, der Kinderbetreuung und der Pflege von Angehörigen. Die Folge davon sind Erwerbspausen, Teilzeitarbeit und nicht zuletzt: Karrierestillstand. Damit einher gehen weniger Rente, schließlich Altersarmut für Frauen. Was nicht selten zur Folge haben kann, dass sie mit einem Partner zusammenbleiben müssen, auch wenn keine Liebe mehr besteht.
Im Beruflichen wird die Care-Arbeit zudem oft geringer entlohnt - gerecht kann das nicht sein. Zumal, da es sich oft um körperlich und psychisch schwere Arbeit handelt.
 
Alte Rollenbilder?
 
Warum ist es in vielen Haushalten noch immer die Frau, die sich um die Kinder, die Wäsche und die Hausarbeit kümmert? Ist es immer noch das althergebrachte Rollenbild, das uns durch den Kopf geistert? Männer können diese Dinge auch.
Aber Frauen müssen auch lernen, abzugeben und verstehen, wie wichtig die Arbeiten sind, die von ihnen geleistet werden. Ganz nach dem Motto: „Ich leite ein kleines Familienunternehmen“.
 
Die Veranstaltungen
 
Die Veranstaltungsreihe zum diesjährigen „Equal Care Day“ startete mit einem Workshop am 26. Februar in der Volksbank Worpswede. Dort wurde die Frage behandelt „Wie gehe ich als pflegende Person achtsam mit mir um?“ Eine wichtige Frage, denn nicht selten vergessen die Fürsorge leistenden Frauen, dass sie sich auch um sich selbst kümmern müssen und eigenen Interessen nachgehen.
Das Wiedereinstiegs-Café der „Perspektive Wiedereinstieg“ findet am Donnerstag, 5. März, von 10 bis 12 Uhr im Amtmann-Schroeter-Haus in Lilienthal statt. Hier geht es darum, das Thema Familienzeit in der Bewerbung positiv darzustellen.
Am Samstag, 7. März, findet um 15 Uhr im Ratssaal in Osterholz-Scharmbeck ein Vortrag statt. Die Referentin für Gesundheitspolitik bei der Arbeitnehmerkammer Bremen, Carola Bury, beleuchtet die Situation zwischen Erwerbs- und Care-Arbeit bei Frauen.
Am Sonntag, 8. März läuft um 19.30 Uhr im Filmpalast in Schwanewede der Kinofilm „Die Berufung - Ihr Kampf für Gerechtigkeit“. Darin geht es um das Leben der US-Richterin Ruth Bader Ginsberg und ihren Kampf für die Gleichberechtigung.
Ein Workshop zum Thema „Familienzeit und Kompetenzen - eine Schatzsuche“ am Donnerstag, 12. März, beschließt ab 9 Uhr in den Räumlichkeiten der Pro-Arbeit in Osterholz-Scharmbeck die diesjährige Veranstaltungsreihe. Alle Veranstaltungen sind auch im Internet unter www.osterholz-scarmbeck.de/veranstaltungen/equalcareday zu finden.