EndPlasticSoup
„Nein, meine Suppe eß‘ ich nicht“, ruft der Suppenkasper und wer könnte ihm verdenken, dass er nicht auslöffeln möchte, was wir Menschen uns vor allem in den letzten 60 Jahren eingebrockt haben. Aus einer von der Natur bestens komponierten Ursuppe der Ozeane wurde nämlich eine unappetitliche Brühe, die neben diversen Schadstoffen und Umweltgiften insbesondere von Plastikmüll durchsetzt ist. Aktuell geht das Europäische Parlament von 150 Millionen Tonnen allein in den Weltmeeren aus, Expertinnen rechnen mit einer Vervierfachung bis 2050, wenn nicht bald ein radikales Umdenken und Handeln erfolgt.
Die größte Plastikmüll-Ansammlung befindet sich übrigens im Nordpazifik und würde an Land ganz Mitteleuropa bedecken. Der Rotary Club (RC) Osterholz-Scharmbeck will nun am 20. Mai von 15 bis 22 Uhr mit „EndPlasticSoup“(EPS) wieder ein deutliches Zeichen setzen und sowohl über die inakzeptable Situation informieren als auch Wege aufzeigen, die aus dieser Misere herausführen könnten.
Verzehr einer Scheckkarte
Gertrud Milthaler, Präsidentin des RC, sagt: „Eine PET-Flasche benötigt 400 bis 500 Jahre, bis sie sich zersetzt bzw. in kleinste Partikel zerfällt. Viele Kunststoffprodukte jedoch sondern beispielsweise durch Abrieb sofort Mikroplastik (Durchmesser unter 5 mm) ab und ein Mensch nimmt davon durchschnittlich bis zu fünf Gramm pro Woche auf, was einer Scheckkarte entspricht. Daher gilt es nicht nur, dessen Ausbreitung zu verhindern, sondern ebenso, es wieder aus unserer Umwelt herauszubekommen, zumal sich fatalerweise Giftstoffe, Pestizide und Chemikalien aller Art daran binden und somit auf dem Luft- oder Wasserweg große Entfernungen zurücklegen können“.
Blick auf Alternativen richten
Brigitte Neuner-Krämer begrüßt die Umwelt-Aktion. Sie freue sich, als Stellvertreterin des Schirmherren Torsten Rohde dabei zu sein und ergänzt, dass es vor allem wegen der Verarbeitung von Mikroplastik in der Kosmetik- und Textilindustrie eklatanten Handlungsbedarf gebe. Es komme auch darauf an, den Blick auf Alternativverfahren zu richten, denn viele Produkte seien einfach nicht recycelbar. Sie sehe aber eine mögliche positive Veränderung, da sich die UNO endlich dieses Themas annehmen wolle. Dazu sagt Thomas Hinkelmann, EPS-Beauftragter des RC: „Gerade in den Bereichen Kosmetik und Textilien können die Verbraucher durch ihr Kaufverhalten direkten Einfluss nehmen. Am 20. Mai werden wir also unseren Status Quo prüfen und herausarbeiten, was wir alle direkt tun können, um die allgemeine Plastik-Lage zu verbessern.“
Den Anfang machen
Vor dem alarmierenden Hintergrund, dass seit den 1950er-Jahren bei weltweit von über sechs Milliarden Tonnen Plastikmüll lediglich 10 Prozent recycelt worden seien und sich inzwischen auf dem Mount Everest, in der Arktis und sogar im Marianengraben Mikroplastik nachweisen lässt, sei das eine wahre Herkulesaufgabe. „Dieses komplexe und globale Problem lässt sich nicht von heute auf morgen lösen, aber es gilt, überhaupt anzufangen. Und wie bereits 2021 ist auch die kommende Veranstaltung, jetzt im Rathaus, dafür sehr gut geeignet“, so Milthaler. „Interessante Vorträge, ein Kinderwettbewerb
‚Mit Plastikmonstern für eine saubere Umwelt‘ und zusätzliche Info-Stände zu Umweltprojekten von Fridays for Future, der Kinderakademie Lilienthal, der Grundschule Falkenberg und des Gymnasiums Osterholz bieten eine attraktive und schnelle Möglichkeit, sich mit der Thematik zu befassen und Möglichkeiten des eigenen Handelns auszuloten.“ Milthaler gibt noch an, dass es dank großzügiger Spenden möglich gewesen sei, die genannten Schulen mit speziellen Umwelt-Koffern à 900 Euro auszustatten. Weitere sollen folgen. Was Manfred Henkis, RC-Clubmeister, anmerken lässt: „Geldspenden sind nicht nur erwünscht, sondern auch nötig, um solche nachhaltigen Aktionen und Beschaffungen vornehmen zu können.“
Schlimmeres verhindern
Mit dem Projekt „EndPlasticSoup“ haben sich weltweit 1,2 Millionen Rotarier:innen das sehr hohe Ziel gesetzt, bis zum Jahre 2050 Plastikmüll insgesamt von der Erdoberfläche und aus den Meeren zu verdrängen. Das sei aber nur mit Hilfe der Regierungen, der Industrie und vor allem der Weltbevölkerung zu schaffen. Dabei werde man buchstäblich einen langen Atem brauchen, spätestens dann, wenn sich durch fortwährende Erosion aus dem Mikro- das extrem gefährliche Nanoplastik (unter 0,1 Mikrometer) gebildet hat, welches sich z. B. in der Lunge ablagern kann.
Eine Zukunft ohne Plastik werde und müsse es nicht geben, aber auf jeden Fall eine höhere Verantwortung im Umgang damit. Kreislaufwirtschaft (cradle to cradle) sei dabei ein Weg, der unkontrollierten Expansion dieser praktischen aber auch verhängnisvollen „Plaste“ Einhalt zu gebieten.
Der Link zum Spendenportal.