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Ein Zuhörer hört auf: Pfarrer Reiner Sievers geht in den Ruhestand

Hüttenbusch (cne). Seine Arbeit als Pfarrer zeichnete vor allem seine Fähigkeit zum einfühlsamen Gespräch aus - und die möchte Reiner Sievers der Gemeinde auch im Ruhestand erhalten.
Reiner Sievers verlässt den Platz am Altar der Kirche in Hüttenbusch, doch bleibt er seinen Gemeindemitgliedern weiterhin verbunden.

Reiner Sievers verlässt den Platz am Altar der Kirche in Hüttenbusch, doch bleibt er seinen Gemeindemitgliedern weiterhin verbunden.

„Auch wenn ich aus dem Pfarrdienst ausschiede, bleibe ich meiner Gemeinde und Hüttenbusch verbunden“, sagt Reiner Sievers, seit 32 Jahren Seelsorger in Hüttenbusch. So lange wie er hat niemand vor ihm die Pfarrstelle innegehabt.
Theologie habe er im Grunde aus Neugier studiert, erzählt Reiner Sievers. Geboren und aufgewachsen in einer normalen mittelständischen Familie in Tarmstedt-Wilstedt mit keinem übermäßigen Bezug zur Kirche machte Sievers 1975 Abitur in Zeven. Durch Zufall, wie Reiner Sievers es nennt, sei er in der Jugendarbeit seiner Gemeinde „hängengeblieben“. In den Jugendgruppen habe er gedacht: „Ja, da ist etwas dran - glaube ich, dass es einen Gott gibt, der mich tragen könnte?“
 
Der Weg nach Hüttenbusch
 
Trotzdem seien ihm die Themen bei den Gruppentreffen zu eindeutig gewesen: „Ich weiß, worauf ihr hinauswollt.“ Er sei damals ziemlich kritisch gewesen, bekennt Sievers schmunzelnd. Und dann habe er es als spannend empfunden, das Thema zu untersuchen und wollte Theologie studieren. So ganz einfach sei die Entscheidung nicht gefallen. „Ich kam nicht aus einem Haushalt, wo man so aus Jux und Dollerei Theologie studieren kann. Ich habe mir schon überlegt, ob das Studium wirklich etwas für mich ist und ich das zu meinem Beruf machen kann“, bekennt Sievers. Zunächst habe er auch noch Hebräisch und Griechisch lernen müssen, Latein hatte er schon bereits auf dem Gymnasium auf dem Stundenplan. Dann entschied sich Sievers zunächst für Göttingen als Studienort, ging danach nach Tübingen, verbrachte ein Semester in München und schloss das Studium letztlich in Tübingen ab. Für sein Vikariat kam Sievers zurück nach Hannover und lernte hier auch seine Frau kennen.
Zu seinem Abschluss 1985 herrschte gerade eine Theologenschwemme. Er wurde gefragt, ob er vielleicht auf eine Pfarrstelle warten könne „Mir war das ganz recht, denn ich wollte mir gern eine Stelle mit meiner Frau teilen, die ebenfalls Pastorin ist, was aber damals noch nicht sofort möglich war“. Deshalb wurde Sievers dann für ein halbes Jahr Kandidat des Predigtamtes in der Nähe von Peine. Danach wurde dann die Stellenteilung in Hannover-Burg möglich, wo seine Frau bis dahin schon die ganze Pfarrstelle innegehabt hatte. Nach der Geburt der Tochter Tjorven wollten Sievers die Pfarrstelle wechseln, um noch einmal als Familie neu zu beginnen. „Ich hörte dann 1990 vom damaligen Tarmstedter Pastor Bergner, dass die Pfarrstelle in Hüttenbusch frei sei.“ Gleichzeitig wurde die Besetzung der Seelsorge im Kreiskrankenhaus Osterholz-Scharmbeck gesucht. „Das kam uns sehr entgegen. Meine Frau übernahm die Krankenhausseelsorge und ich die Gemeindestelle in Hüttenbusch.“
 
Der Gemeinde zuhören
 
In seiner Gemeindearbeit kam Sievers immer sein Talent zum verständnisvollen Zuhören zugute. Ob es sich um Besuche bei allein stehenden Gemeindemitgliedern handelte, Hochzeiten, Taufen oder Beerdigungen - das einfühlsame Gespräch ermöglichte es Sievers, berührende und erinnerungswürdige Feiern zu gestalten.
„Mir war die Gemeinde immer wichtig“, sagt Reiner Sievers, und so führte er unter anderem einen Kreis zum Thema „Leben im Dorf“ mit interessierten Dorfbewohnerinnen ein und stellte dabei auch fest: „Eine Dorfchronik fehlt.“
Gemeinsam mit vielen Helferinnen entstand im Laufe von zehn Jahren eine Dorfchronik, bald folgte ein Buch mit Döntjes aus Hüttenbusch und ein weiteres Buch, in dem Hüttenbuscher Bürger:innen aus ihrem Leben erzählten: „So war das“, und auch ein weiteres Anekdotenbuch durfte nicht fehlen.
Neben der Pfarre in Hüttenbuch ist Reiner Sievers seit 2000 zusätzlich in der Evangelischen Erwachsenenbildung Niedersachsen (EEB Niedersachsen) sowie seit 2013 auch in der Kirchengemeinde Grasberg tätig.
Nun wurde der beliebte Seelsorger am Sonntag, 3. Juli, um 15 Uhr mit einem Gottesdient mit anschließendem Empfang in den Ruhestand verabschiedet. Da allerdings die Pfarrstelle nicht wieder besetzt wird, bleibt das Ehepaar Sievers ihren Hüttenbuschern weiterhin im Pfarrhaus erhalten. So können die Gespräche weitergehen.


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