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Das sind keine Lockerungen Abkehr von Click & Meet trifft auf Kritik

Landkreis (pvio). Die neue Regelung, dass Geschäfte mit einer Verkaufsfläche über 200 qm nur mit negativem Testergebnis zu betreten erlaubt sind, trifft bei Einzelhändler:innen auf heftige Kritik.
Erst einmal für einen Test anstehen, bevor man einen Schlüpfer kaufen gehen kann. Das kritisiert Hanjo Postels vom WIR-Gnarrenburg.

Erst einmal für einen Test anstehen, bevor man einen Schlüpfer kaufen gehen kann. Das kritisiert Hanjo Postels vom WIR-Gnarrenburg.

Seit Anfang der Woche gelten in Niedersachsen aufgrund fallender Inzidenzwerte Lockerungen. Sowohl bei den Kontaktbeschränkungen als auch im gewerblichen Bereich. Doch einige Branchen stoßen sich an der neuen Vorordnung. In der letzten Woche machte bereits die Tourismusbranche bei ihrem Aktionstag „Flagge zeigen“ ihrem Ärger Luft. Sie kritisierte u. a. die „Landeskinderregelung“, die verordnet, dass Besucher:innen von Hotels und Ferienwohnungen ihren Wohnsitz in Niedersachsen haben müssen. Ebenso kritisiert wird die tägliche Testpflicht für Besucher:innen z. B. in Hotels, weil sie vielfach nicht zu leisten sei.
 
Nur vermeintliche Lockerungen
 
In dieser Woche haben sich Einzelhandelverbände kritisch zu Wort gemeldet. Auch ihre Kritik zielt auf die in der Verordnung für sie festgehaltene Teststrategie. Die Verordnung sieht vor, dass in Geschäften mit einer Verkaufsfläche von bis zu 200 Quadratmetern der Einkauf nach vorheriger Terminvereinbarung möglich (Click and Meet) ist. Ein Negativtest oder Impf-/Genesenennachweis ist hier nicht notwendig. Anders ist dies bei Geschäften mit mehr als 200 Quadratmetern Verkaufsfläche. Hier muss ein negatives Testergebnis beziehungsweise ein Impf- oder Genesenennachweise vorgelegt werden.
Laut der IHK Stade spricht sich eine Mehrheit von 70 Prozent der Händler gegen diese Regelung bzw. für eine Beibehaltung von Click und Meet im gesamten Einzelhandel aus. „Ein wichtiger Grund beim Click & Meet statt medizinischem Nachweis zu bleiben, sind neben der geminderten Einkaufsfreude beim Kunden auch die Testkapazitäten, die gerade im ländlichen Raum noch lange nicht flächendeckend vorhanden sind“, wie die IHK-Handelsreferentin Kathrin Wiellowicz die Sorgen des Handels zusammenfasst. Es wird insgesamt mit erneuten Umsatzeinbußen gerechnet. Insofern sei diese „vom Land als vermeintliche Lockerung dargestellte Lösung keine Option für uns“, wie Holger Bartsch, Hauptgeschäftsführer der IHK Stade, abschließen urteilt.
 
Eine „Vollkatastrophe“
 
Dem kann Hanjo Postels, erster Vorsitzender des WirtschaftsInteressenRings und Geschäftsführer von Horstschäfer, nur beipflichten: „Die derzeitige Regelung ist für viele Einzelhändler als absolute Vollkatastrophe zu bewerten“, wie Postels seine Meinung auf den Punkt bringt. „Dies stellt keine Lockerung dar, sondern das genaue Gegenteil. Dies als Lockerung verkaufen zu wollen, ist eine absolute Frechheit seitens der Landespolitik.“ Auch er plädiert wie die IHK dafür, bei einer Inzidenz unter 100 beim Click und Meet zu bleiben.
Postels erblicke keinen Sinn in der neuen Verordnung und frage sich, wie es um „Kompetenz der maßgeblichen Stellen in der entsprechenden Landesbehörde“ bestellt ist.
Als Postels und seine Frau von der Verordnung erfuhren, haben Sie es nicht glauben können. „Das können die so doch nicht meinen, glaubst Du das?“ - „Nein, kann nicht sein, das widerspricht sich doch auf den ersten Blick, da wird bestimmt eine Ergänzung kommen“, ertönte es im eigenen Wohnzimmer. Und Postels macht klar, was er kritisiert: „Wenn ich einen Schlüpper kaufen will, muss ich a) vor dem Geschäft im Beisein eines Verkäufers einen Test machen und 20 Minuten auf das Ergebnis warten, oder b) zu Lidl auf den Wühltisch mit zig anderen Kunden oder c) bei Amazon bestellen“. Entsprechend fühlten sich die mittelständischen Gewerbetreibenden in Gnarrenburg „komplett veräppelt und im Stich gelassen.“ So müsse kurzfristig nachgeregelt werden.


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