Seitenlogo
Patrick Viol

Das Krebsgeschwür Israel - Der Antisemitismus der Mullahs

Der Plan, Israel zu vernichten, gehört zur iranischen Staatsräson. Auf ihm basieren weite Teile der Außen- und Innenpolitik.

Hasst Israel aus Überzeugung und Leidenschaft: Ayatollah Ali Khamenei.

Hasst Israel aus Überzeugung und Leidenschaft: Ayatollah Ali Khamenei.

Iran verstehen (Teil III)

 

„Der Holocaust ist eine Lüge“ - dies ist die am 28. April dieses Jahres in einer Fernsehsendung auf Channel 3 geäußerte Überzeugung von Mehdi Taeb, des Vorsitzenden des iranischen Strategieberatungsgremiums Ammar, das den Obersten Führer Ayatollah Ali Khamenei berät. Erfunden sei sie von Israel, dem „Musterschüler Satans“ (M. Taeb), als strategisches Mittel, um seine Ziele zu erreichen. Eines sei die Transformation Palästinas zu Israel gewesen. Hiermit verrät Taeb nicht seine Privatmeinung, sondern er spricht lediglich den offenen Antisemitismus des Regimes aus.

2006 wurde z. B. eigens zur Leugnung des Holocaust vom damaligen Staatspräsidenten Mahmud Ahmadinedschad eine Konferenz angeordnet. „International Conference on Review of the Holocaust: Global Vision“ war damals der offizielle Titel der Veranstaltung, zu der über 60 bekannte Antisemiten und Holocaustleugner aus 30 Staaten geladen wurden.

Antisemitismus und die Leugnung des Holocaust gehören zur Staatsräson der Islamischen Republik Iran seit ihrer Gründung.

So formulierte Ayatollah Khomeini bereits 1982, dass es am besten sei „wenn die Regierungen in der Region alle ihre Kräfte sammeln würden, um Israel von der Erdoberfläche zu löschen.“ Und dieser Vernichtungswunsch bestimmt bis heute die Politik des iranischen Regimes: „Unsere Haltung gegenüber Israel ist dieselbe, die wir immer vertreten haben. Israel ist ein bösartiger Krebstumor in der westasiatischen Region, der entfernt und ausgerottet werden muss: es ist möglich und wird geschehen“, so Ayatollah Ali Khamenei auf Twitter im Jahr 2018.

Die Vernichtung der Juden durch die „Zerstörung Israels ist die Idee der islamischen Revolution im Iran und eine der Säulen des iranischen islamischen Regimes“, wie Ayatollah Ahmad Alamolhoda, Mitglied des Expertenrats, im Jahr 2013 die Zentralität und die Bedeutung des Antisemitismus für das Mullahregime auf den Punkt brachte. Diese Bedeutung hat der Antisemitismus auch für das Kabinett von Ebrahim Raisi, der seit Anfang August als Präsident des Regimes in Teheran fungiert. Das kann auch kaum anders sein, wie der Politologe Stefan Grigat betont. Sind doch z. B. der Innenminister, Ahmad Vahidi, und der Vizepräsident, Mohsen Rezai, die 1994 in Buenos Aires einen Anschlag auf ein jüdisches Gemeindezentrum mit 85 Toten verübten, überzeugte Antisemiten.

Israel- und Judenhass findet aber nicht nur durch Verlautbarungen der Mullahs seinen Ausdruck. Damit er sich als die ideologische Substanz der Gesellschaft reproduziert, sind u. a. auch die Schulbücher durchzogen von klassisch antisemitischen Motiven (etwa der schon von Khomeini aufgestellten Behauptung, Juden hätten sich von Anfang an gegen den Islam verschworen und islamische Schriften verfälscht) als auch von einem eliminatorischen Antizionismus, wie eine Studie der jüdischen US-Organisation Anti-Defamation League (ADL) aus dem Jahr 2021 aufzeigt. Diese Schulbücher spielten eine wichtige „Rolle in den intensiven Bemühungen des Iran, junge Menschen zu rekrutieren, um sich an Gewalttaten in der Region zu beteiligen und Terrorakte zu unterstützen“, sagt David Weinberg, der Autor der Studie und Direktor für internationale Angelegenheiten der ADL in Washington, D. C.

Der Iran setzt aber nicht nur auf antisemitische Rhetorik und Pädagogik. Er finanziert auch antisemitischen Terror, wie den der libanesischen Hisbollah, dessen Führer Hassan Nasrallah ebenso wie die iranischen Mullahs berühmt ist für seinen Hass auf Juden und Israel. „Tod Israel“ ist Nasrallahs Standardparole.

Dieser eliminatorische Antizionismus kann auch zum Verständnis der kürzlich vom iranischen Scheinparlament verabschiedeten Forderung nach einer Massenhinrichtung der 14.000 inhaftierten Demonstrantinnen herangezogen werden. Da, wie Ayatollah Ali Khamenei Anfang Oktober verkündete, die Proteste von den „Zionisten“ initiiert seien, gelten die Protestierenden in den Augen der Mullahs als Befürworter Israels. Und da diejenigen, wie Khomeini 1997 schrieb, die „Israel befürworten (...), auch einen Krieg gegen die Moslems“ führen, die alleinig zu vertreten die islamische Republik als Repräsentant Gottes auf Erden für sich beansprucht, führen die Protestierenden einen Krieg gegen Gott, worauf die Todesstrafe steht.

So wie die Nazis „Judenhelfer“ ins Konzentrationslager warfen, verhängen die Mullahs über vermeintliche und wirkliche Israelkollaborateure ein Todesurteil. Und es ist keine Übertreibung zu formulieren, dass der eliminatorische Antizionismus der Mullahs das antisemitische Vernichtungsprogramm der Nazis zu seinem Ende zu führen versucht: Die Vernichtung der Juden auf der ganzen Welt.

Mit dem Unterschied, dass der Antisemitismus der Mullahs islamisch und nicht rassistisch begründet ist. So schreibt Wahied Wahdat-Hagh: „Der Antizionismus und die antijüdische Haltung des iranischen Regimes sind die logische Konsequenz des islamischen Fundamentalismus. Der eliminatorische Antizionismus beinhaltet eine Kriegserklärung gegen rechtsstaatliche Demokratie und Moderne.“ Die Quelle des Fundamentalismus sei der Prophet Mohammad selbst, der gesagt haben soll: „Ihr werdet die Juden bekämpfen, bis einer von ihnen Zuflucht unter einem Stein sucht. Und dieser Stein wird rufen: ‚Komm herbei! Dieser Jude hat sich hinter mir versteckt. Töte ihn!“ Insofern nehmen die iranischen Mullahs ihren Propheten beim Wort, nur dass sie nicht zum Stein, sondern nach der Atombombe greifen.

 


UNTERNEHMEN DER REGION