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Patrick Viol

Brief vom Weihnachtsmann: „Mir ging es nicht wirklich gut“

Anzeiger-Weihnachtsätsel nach Funkstille in letzter Minute gerettet
Keine Ausrede - ich schwöre. Hier zum Beweis ein Bild von mir Mitte Juli. Hat meine Frau gemacht. Ich weiß nichts mehr davon. 
Foto: adobestock/Pixel-Shot

Keine Ausrede - ich schwöre. Hier zum Beweis ein Bild von mir Mitte Juli. Hat meine Frau gemacht. Ich weiß nichts mehr davon. Foto: adobestock/Pixel-Shot

Liebe Leser*innen, wie Sie wissen, veranstalten wir jedes Jahr zur Adventszeit unser Weihnachtsrätsel, in dem Sie versteckte Elche auf unseren Weihnachtsrätselseiten richtig zählen müssen, um eine Chance auf unseren Hauptpreis zu ergattern. Doch - wie bei allem anderen in diesem $!#&-Jahr - haben sich bei der Einholung der Preise einige Probleme ergeben: Es war nämlich nicht möglich, einen Kontakt zum Weihnachtsmann herzustellen. Normalerweise erfolgt die Organisation Anfang November - oldschool - per Schriftverkehr. Das Netz am Nordpol ist eher schlecht. Doch auf mehrere Anschreiben im November hatte der alte Mann mit dem weißen Bart nicht geantwortet. Nun aber, noch gerade rechtzeitig zum Advent, liegt der Redaktion ein Brief des Weihnachtsmannes vor, in dem er seine Abwesenheit erklärt. Er hatte, wie die Lektüre seines Briefes nahelegt - emotional betrachtet - auch kein gutes Jahr 2020. Aber lesen Sie selbst: Wir drucken nachfolgend den ganzen Brief von Santa Klaus.
Lieber Herr Viol, liebe Anzeiger Redaktion,
was soll ich sagen? Zunächst entschuldige ich mich für meine Abwesenheit und dass ich ihre Briefe - wie die meisten, die hier eintrafen - ungeöffnet ins Kaminfeuer warf. Mir ging es nicht wirklich gut. Aber lassen sie mich erklären, wie es dazu kam.
Gern vergisst die Welt, dass ich auch nur ein einfacher Mann bin. Gut, ich besitze fliegende Highspeed-Rentiere, kann von meinem Dach aus jedes Kind sehen, wenn es nicht artig ist, und ernähre mich lediglich von Keksen und Milch und kann meine Form trotzdem seit Jahren halten. Okay, sagen wir also einfach: Ich bin auch ein empfindsames Wesen. Und zwei Dinge ziehen mich - trotz erhöhten Kekskonsums - seit Mitte des Jahres absolut runter. Am Anfang war Quarantäne und Social Distance ja noch eine Abwechslung zum sonstigen Wichteltrubel bei uns in der Spielzeug-Werkstatt. Aber dann, im Sommer, als die Corona-Demos stattfanden, begannen bei mir die Selbstzweifel: Hatte ich Atilla „Avocadolf“ Hiltmann, Xavier „Adre-Naidoo-Chrom“, dem Schwindel-Arzt Dr. Bodo „das-Problem-Corona-um-Schiffmann“ und all den anderen Corona-Schwurblern - als sie als Kind schon scheiße waren - zu oft keine Geschenke gebracht? Oder hatte ich sie vielleicht gar zu wenig mit meiner Rute verdroschen? Sind sie also meinetwegen zu rücksichtslosen Quacksalbern mit zu großem Mitteilungsbedürfnis geworden? Ich kann es nicht sagen. Aber es ist zum Verzweifeln. Ich fühle mich schuldig.
Zudem wird die Last der Schuld verstärkt vom erdrückenden Gewicht der Verantwortung, in Anbetracht des vermaledeiten Jahres, dieses Weihnachtsfest nicht nur buchstäblich, sondern auch metaphorisch ordentlich abzuliefern. Und ich sage, wie es ist: Ich habe es zwar geschafft, so viel Bier und Weihnachtspunsch zu trinken, dass nicht nur meine Nase stärker leuchtete als die von Rudolph, ich stank sogar irgendwann mehr als das alte Rentier. Vielleicht auch deshalb, weil ich die meisten Nächte bei ihm im Stall und nicht bei meiner Frau im Bett schlief. Aber das ist ein anderes Thema. Was mir aber nicht gelang, das war, das Gefühl der Schuld und die Angst, die hohen Erwartungen zu enttäuschen, zu verdrängen. Stattdessen war ich das letzte halbe Jahr wie gelähmt. Hing nur rum und befüllte meine Säcke nicht mit Geschenken, sondern lediglich mit Bierdosen und Altglas. Einsprechend gar waren dann auch meine Wichtel und hatten gar keine Lust mehr, Geschenke zu basteln. Irgendwer musste ja die ganze Ballerbrühe besorgen. Und es sind weite Wege hier am Nordpol und Schlittenfahren darf hier seit April keiner mehr. Lange Rede, kurzer Sinn: Weihnachten drohte in eine Brühe aus Bier und Punsch zu fallen. Das tut mir sehr leid.
Aber nun, mit den positiven Nachrichten zum Impfstoff, hat sich die Stimmung bei uns geändert und wir haben beschlossen, Weihnachten nicht ausfallen zu lassen. Das Problem ist nur: Wir haben keine Geschenke.
Wir haben aber ordentlich Pfand weggebracht und Stütze vom Staat bekommen und uns überlegt, einfach am 23. in den lokalen Geschäften vor Ort die Geschenke einzukaufen. Wären Sie bitte so nett, die Läden entsprechend zu informieren? Wir legen das Geld einfach auf den Tresen. Versprochen. Ihnen besorgen wir auch einen guten Hauptpreis für Ihr Weihnachtsrätsel. Und sagen Sie den Kindern bitte, dass wir dieses Jahr die Geschenke nur in den Schornstein fallen lassen und nicht persönlich ins Wohnzimmer kommen. Wegen der Aerosole. Wobei, bei Jana aus Kassel und anderen sogenannten Querdenkern, die sich gern mit Opfern des NS vergleichen, kommt die Wichtelgruppe B mit der Rute vorbei. Weil die bereits ab dem 19. das Pflege- und Krankenhauspersonal, das trotz positiven Coronatests weiterarbeiten musste, mit Geschenken versorgen, muss ich sie von der Tour zum Heiligabend trennen. Aber die Möchtegern-Sophie-Scholls haben ja keine Angst vor einer existierenden Krankheit. Lediglich vor einer eingebildeten Diktatur. Läuft also.
Bis dahin, Ihr Klaus.
Damit kann das dreiteilige Elche zählen ja beginnen, auch wenn der Hauptpreis noch eine Überraschung ist. Einfach die Anzahl der Elche für die jeweilige Ausgabe im Coupon notieren und uns bis zum 15. Dezember zukommen lassen oder das Endergebnis per Mail an Gewinnspiel@anzeiger-verlag.de senden. Viel Spaß beim Suchen wünscht Ihre Redaktion.
Keine Ausrede - ich schwöre. Hier zum Beweis ein Bild von mir Mitte Juli. Hat meine Frau gemacht. Ich weiß nichts mehr davon.
 


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