Janine Girth

Ausbildungsrückblick 2018 - Insgesamt ruhig, dennoch gab es einige Herausforderungen

Dr. Bodo Stange ist IHK-Geschäftsführer und gab nun einen Rückblick auf das vergangene Ausbildungsjahr.  Foto: IHK

Dr. Bodo Stange ist IHK-Geschäftsführer und gab nun einen Rückblick auf das vergangene Ausbildungsjahr. Foto: IHK

(IHK Stade). „Das Ausbildungsjahr 2017/18 ist für Industrie, Handel und Dienstleistung im Elbe Weser Raum unter dem Strich eher unspektakulär verlaufen. Insgesamt verzeichnen wir bei den neu eingetragenen Ausbildungsverträgen eine schwarze Null “, stellt IHK-Geschäftsführer Dr. Bodo Stange fest.
Von dieser Entwicklung sind allein die kaufmännischen Berufe betroffen, während in den technischen Berufen ein Zuwachs von 3 Prozent erreicht werden konnte. „Die Betriebe reagieren offenbar auf den inzwischen fühlbaren Fachkräftemangel bei den technischen Berufen und die Jugendlichen nutzen zunehmend die guten Aussichten im technischen Bereich. Das ist eine gute Nachricht“, so Stange.
Positive Entwicklung
Diese grundsätzliche Analyse schlägt sich auch in der Auswertung nach Wirtschaftsbereichen nieder. Im technischen Bereich profitieren fast alle Segmente von der positiven Entwicklung. Im kaufmännischen Bereich konnten Industrie und Handel das Vorjahresniveau halten. Im Handel hat zudem der neue Ausbildungsberuf „Kaufmann/-frau im E-Commerce“ Potenzial für zusätzliche Ausbildungsplätze in den kommenden Jahren. Dagegen leiden insbesondere Gastronomie und Transportgewerbe weiter unter Nachwuchsmangel. Regional verlief die Entwicklung in allen Landkreisen des IHK-Bezirks ähnlich. Lediglich im Landkreis Stade gab es einen nennenswerten Zuwachs. Dort gibt es auch absolut mit Abstand die meisten Ausbildungsplätze.
Plus im Landkreis Osterholz
Im Landkreis Osterholz konnte mit einem Plus von 7 Ausbildungsverträgen eine leichte Steigerung erzielt werden. In der Flächenregion Elbe-Weser-Raum wird der Erhalt der Bildungsinfrastruktur in den kommenden Jahren eine Herausforderung darstellen. Insbesondere dem wohnortnahen Berufsschulunterricht kommt besondere Bedeutung zu. „Je weiter eine Berufsschule entfernt ist, desto weniger Betriebe bilden aus“ stellt Bodo Stange fest.
Der betriebliche Bedarf an länderübergreifenden Angeboten der Berufsschule in Bremen wird weiter zunehmen. Außerdem wird die niedersächsische Landesregierung die Arbeitsgruppe „Sicherung des wohnortnahen Berufsschulangebotes“ weiter führen. Wir sehen zudem in der Entwicklung digitaler Bildungsangebote (distance learning) eine Möglichkeit, in der Fläche kleine Lerngruppen zusammenzubringen. Dies erproben die Berufsschulen beim Kaufmann im E-Commerce.
Academic drift bringt Probleme mit sich
Hohe Priorität muss es für die Unternehmer weiterhin haben, möglichst viele Jugendliche für eine betriebliche Berufsausbildung zu gewinnen. Der academic drift, der Drang der Abiturienten ins Studium, bereite nach wie vor Probleme. Es sei ein Arbeitsschwerpunkt der IHK, mehr Abiturienten für die duale Ausbildung zu gewinnen. Zwar konnte der Anteil der Abiturienten an den Auszubildenden des Jahres 2018 auf 29 Prozent gesteigert werden, diese Quote ist aber immer noch zu niedrig und liegt unter dem niedersächsischen IHK-Schnitt (31 Prozent). Das wird im Jahr 2020 durch die Rückkehr zum Abitur nach 13 Jahren (G9) noch verschärft. In diesem Jahr verlassen keine Abiturienten die allgemeinbildenden Gymnasien. Deshalb werden 22.000 Abiturienten weniger in Studium oder Ausbildung gehen. Unsere IHK hat bereits damit begonnen, die Betriebe darauf vorzubereiten.
Integration eher langsam
Die Integration der Flüchtlinge in Ausbildung dauert länger als zunächst vermutet. Insbesondere die Anforderungen an die Sprachkompetenz wurden unterschätzt. Die Kenntnis der deutschen Sprache ist der zentrale Schlüssel für den Erfolg in einer betrieblichen Ausbildung. Inzwischen kommen die Flüchtlinge allerdings allmählich in der Ausbildung an. Ihr Anteil an den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen beträgt zwei Prozent. Stange: „Unsere Wirtschaft steht auch in den kommenden Jahren vor der Herausforderung, die jungen Flüchtlinge über eine betriebliche Berufsausbildung bei ihrer Integration zu unterstützen Die IHK Stade beabsichtigt deshalb das Projekt Willkommenslotse weiter zu führen“.


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