Zum Nulltarif
Landkreis. Im Landkreis Rotenburg summierten sich im vergangenen Jahr rund 1,9 Millionen Überstunden. Fast die Hälfte davon – rund 990.000 Stunden – blieb unbezahlt. Das zeigt der „Arbeitszeit-Monitor“, den das Pestel-Institut im Auftrag der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) erstellt hat.
Gastronomie besonders betroffen
In Hotels und Gaststätten des Kreises kamen Köche, Kellnerinnen, Barkeeper & Co. allein auf 36.000 Überstunden. Laut Pestel-Institut waren 52 Prozent davon unbezahlt. Grundlage der Berechnungen sind Daten der Bundesagentur für Arbeit, die mit bundesweiten Durchschnittswerten abgeglichen wurden.
Sorge um Ende des 8-Stunden-Tags
Die NGG Lüneburg warnt: Der Überstundenberg könnte weiter wachsen, wenn die Pläne der Bundesregierung Realität werden. „Schwarz-Rot will eine wöchentliche Höchstarbeitszeit und den 8-Stunden-Tag abschaffen. Dann wären sogar 12 Stunden und 15 Minuten pro Tag möglich“, sagt Steffen Lübbert, Geschäftsführer der NGG Lüneburg. Schon heute seien bis zu 60-Stunden-Wochen erlaubt. „Wenn Berlin das Arbeitszeitgesetz kippt, drohen sogar 73,5-Stunden-Wochen – Arbeitszeit-Stretching pur.“
Gesundheit und Familie im Blick
Lübbert warnt vor „Extrem-Arbeitswochen“, die Menschen krank machen und Überstunden weiter aufblähen würden. „Nach acht Stunden steigt das Unfallrisiko deutlich“, sagt er. Auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sei gefährdet: „Wer holt die Kinder aus der Kita, wenn die Schicht zwölf Stunden dauert?“
Frauen besonders betroffen
Besonders kritisch sei die Lage für Frauen: 69 Prozent aller Teilzeitstellen im Landkreis Rotenburg sind weiblich besetzt. „Statt das Fachkräftepotenzial von Frauen zu nutzen, stärken XXL-Schichten das alte Alleinverdienermodell“, so Lübbert.
Appell an die hiesigen Abgeordneten
Die NGG fordert die Bundestagsabgeordneten der Region auf, eine Aufweichung des Arbeitszeitgesetzes zu verhindern. Flexible Modelle gebe es schon heute. „Noch mehr Flexibilität ist gar nicht nötig. Entscheidend sind gute Arbeitsbedingungen, bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, mehr Ausbildung und Qualifizierung. Arbeitszeit-Verschiebereien sind nichts anderes als Flickwerk bei zu dünner Personaldecke.“

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