Ulrich Evers

„Wir haben keine Lobby“

Bevern (eb). Corona hat unsere Gesellschaft kalt erwischt, und es gibt wohl kaum einen Wirtschaftszweig, der nicht von der Pandemie betroffen ist. Besonders schlimm hat es aber den Gastro- und Eventbereich erwischt. Während Restaurants unter Auflagen inzwischen wieder Gäste bewirten dürfen, liegt die Event- und Discoszene seit einem halben Jahr völlig brach.
 
Offene Ohren für die Sorgen einer ganzen Branche zeigten Landtagsmitglied Dr. Marco Mohrmann (Zweiter v.l.) und Landratskandidat Marco Prietz (rechts). Mehr individuelle Regelungen für ihre Betriebe forderten Stefan Gawehn (links), Stephan und Thomas Meyer, Inhaber des Ta-Töff (Mitte), und Eventmanager Thomas Holsten (Zweiter v.r.).   Foto: ue

Offene Ohren für die Sorgen einer ganzen Branche zeigten Landtagsmitglied Dr. Marco Mohrmann (Zweiter v.l.) und Landratskandidat Marco Prietz (rechts). Mehr individuelle Regelungen für ihre Betriebe forderten Stefan Gawehn (links), Stephan und Thomas Meyer, Inhaber des Ta-Töff (Mitte), und Eventmanager Thomas Holsten (Zweiter v.r.). Foto: ue

Bevern (eb). Corona hat unsere Gesellschaft kalt erwischt, und es gibt wohl kaum einen Wirtschaftszweig, der nicht von der Pandemie betroffen ist. Besonders schlimm hat es aber den Gastro- und Eventbereich erwischt. Während Restaurants unter Auflagen inzwischen wieder Gäste bewirten dürfen, liegt die Event- und Discoszene seit einem halben Jahr völlig brach.
Um sich vor Ort ein Bild von den drängendsten Sorgen der Betroffenen zu machen, besuchten der CDU-Landratskandidat Marco Prietz und der CDU-Landtagsabgeordnete Dr. Marco Mohrmann das Ta-Töff in Bevern. Zu den beiden Disco-Besitzern Stephan und Thomas Meyer gesellten sich bei dem Gespräch Eventmanager Thomas Holsten und Cateringserviceinhaber Stefan Gawehn.
Seit über sechs Monaten lebe man mit Corona. Vieles sei „inzwischen gelockert worden. Aber die Events leiden. Das trifft uns auf dem Land besonders. Wir wollen ein Signal senden, dass wir euch nicht vergessen haben“, so Marco Prietz zu Beginn seines Besuches.
Viele stehen vor dem Aus
Er verwies auf die vielen Landgasthöfe, die vor dem Aus stünden, weil ihr Hauptgeschäft, das Ausrichten von großen Feierlichkeiten, in diesem Jahr komplett weggebrochen sei. „Unsere Sorge ist, dass das den einen oder anderen umschubsen kann“, zeigte sich der Landratskandidat der Problematik bewusst.
Mohrmann und er wollten vor allem „zuhören und Dinge mit nach Hannover nehmen“. Wichtig sei, die Frage zu klären, wie man die Gastro- und Eventbranche wieder hochfahren könne. Dem stimmte auch Marco Mohrmann zu: „Wir denken an euch, aber wir brauchen Handfestes.“ Die Verordnungen würden nach seinen Worten nicht von den Abgeordneten gemacht, sondern von der Exekutive erlassen. „Wir können auch immer nur wieder abklopfen, was machbar ist.“
Besonders unzufrieden zeigten sich die anwesenden Vertreter der Event-Szene darüber, dass in Sachen Verordnung allzu oft alles über einen Kamm geschoren werde, statt vor Ort über individuell machbare Konzepte nachzudenken.
45o Euro-Kräfte brechen weg
„In Thüringen sind Veranstaltungen mit 500 Leuten möglich. Wir hier im Ta-Töff brauchen mit 250 gar nicht erst anzufangen. Wir brauchen mindestens 400 Gäste, um halbwegs die Kosten zu decken“, gab Ta-Töff-Inhaber Thomas Meyer zu bedenken. Auch leide die Branche unter dem Problem, dass sich viele Teilzeitbeschäftigte inzwischen umorientieren mussten, um Geld zu verdienen. „Es ist fraglich, wie viele unserer 450 Euro-Kräfte überhaupt noch dabei sind, wenn wir wieder loslegen können“, so Meyer weiter. Er bezeichnete es als „sehr strikt“, was seine Branche in Niedersachsen auszuhalten habe. Noch zehre das Ta-Töff von den Rücklagen der letzten Jahre. „Aber was passiert, wenn die Überbrückungsgelder wegfallen?“ Die Sorgen sind seinem Bruder und ihm deutlich ins Gesicht geschrieben.
Auch Stefan Gawehn, Inhaber eines Cateringservices in Gnarrenburg, macht sich Gedanken über seine Zukunft: „Ich habe Angst davor. Die Grillsaison ist bald durch. Und was kommt dann?“ Von den bis zu 800 Essen, die er normalerweise mit seinem Team an einem Wochenende zu verschiedensten Feierlichkeiten ausliefert, bleiben ihm nach eigenen Worten momentan nur rund 150. Zehn seiner Mitarbeiter habe er schon nach Hause geschickt, drei seien in Kurzarbeit.
Wichtig sei, so Marco Prietz, alle Beschränkungen, die verhängt wurden, permanent zu evaluieren.
„Wir haben keine Lobby“
Frustriert brachte es Eventmanager Thomas Holsten auf den Punkt: „Wir haben einfach keine Lobby und werden permanent mit illegalen Veranstaltungen in einen Topf geworfen. Es wird viel zu wenig differenziert. Schade, dass man uns so wenig Vertrauen schenkt.“
Dem stimmte Marco Mohrmann zu: „Ich denke, man kann vieles individueller regeln. Das ist klüger, als pauschale Verordnungen.“
„Man muss uns einfach die Gelegenheit geben, mal wieder zu starten“, brachte es Thomas Meyer auf den Punkt. Sicher werde man auch zu lernen haben, wenn man denn erst wieder die Gelegenheit dazubekommen würde.
Die Sorgen und Nöte kamen bei Prietz und Mohrmann an, und sie werden sie hoffentlich nach Hannover weitertragen, doch: „Versprechen kann ich gar nichts“, machte der Landtagsabgeordnete unumwunden deutlich. Auch Landratskandidat Marco Prietz relativierte jede Hoffnung: „Ich gebe keine Prophezeiung ab, wie die nächste Verordnung aussieht.“ Sie werde sicherlich von den inzwischen wieder steigenden Infektionszahlen geprägt sein.
Eine Verordnung, die den örtlichen Gesundheitsämtern in die Lage versetzen würde, individueller entscheiden zu können sehen beide Politiker indes als Schritt in die richtige Richtung an.


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