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Weniger Wohnungseinbrüche und mehr Sexualdelikte

Landkreis Rotenburg (eb/lst). Deutlich weniger Wohnungseinbrüche, dafür mehr Vermögens- und Fälschungsdelike sowie deutlich mehr Fälle von Cyberkriminalität und ein auffällig hoher Anstieg bei den Sexualdelikten - das geht aus der Kriminalstatistik der Polizei für 2020 hervor.

Die Anzahl der Gesamtstraftaten im Landkreis Rotenburg lag allerdings in etwa auf gleichem Niveau wie 2019, erklärten Inspektionsleiter Torsten Oestmann und sein Vertreter, der Leiter des Zentralen Kriminaldienstes Fabian Bernert, kürzlich in Rotenburg. Mit einem Anstieg um 138 auf 8.644 Taten verzeichnet die Statistik für 2020 ein leichtes Plus von 1,62 Prozent.
Die Aufklärungsquote der Ermittler:innen im Landkreis liegt auf einem Rekordhoch von 69,54 Prozent. Damit setze sich der positive Trend der vergangenen Jahre mit einem Kriminalitätsaufkommen auf niedrigem Niveau und gleichzeitig hoher Aufklärungsquote erfreulich fort, so Oestmann.
Dass die Menschen im Landkreis Rotenburg in einer sicheren Region leben, belege auch die Häufigkeitszahl. Dieser Wert gibt die Anzahl der Straftaten je 100.000 Einwohner an. Mit 5.278 Taten liege der Landkreis deutlich unter dem Landesschnitt in Niedersachsen von 6.219 und dem Bundesdurchschnitt von zuletzt etwa 6.500.
 
Tötungsdelikte
 
Im vergangenen Jahr gab es bei der Polizeiinspektion Rotenburg 13 zu bearbeitende, versuchte und vollendete Tötungsdelikte. Bei vier Taten handelt es sich um Vorfälle aus dem Vorjahr, die erst im vergangenen Jahr abgeschlossen wurden.
In der Nacht zu Neujahr 2020 hatte ein 46-jähriger, alkoholisierter Mann die Besatzung eines Rettungswagens mit einem Küchenmesser bedroht. Der Tatvorwurf gegen ihn lautete versuchter Totschlag.
Anfang Februar lauerten mehrere Täter einem 41-jährigen Mann am Sportplatz in Oerel auf. Den Tätern wird vorgeworfen, das Opfer geschlagen und mit einem Messerstich am Bein verletzt zu haben. Gegen sechs Beschuldigte wurde wegen des Verdachts des versuchten Mordes ermittelt.
Ebenfalls im Februar tötete ein 57-jähriger Ehemann seine 52-jährige Ehefrau in der gemeinsamen Wohnung in Kirchtimke. Im April versuchte ein damals 57-jähriger Mann in der eigenen Wohnung in Hepstedt seine 55-jährige Ehefrau zu töten. Im ersten Fall wurde wegen Totschlags, im zweiten Fall wegen versuchten Mordes ermittelt.
Am 24. Juni kam es zum Mord an dem 27-jährigen Ivorer Amadou Diabate in dessen Wohnung in Zeven. Der Mordprozess findet derzeit beim Landgericht in Stade statt.
Im November ertrank ein 4-jähriges Kind in der Wümme in Rotenburg. Die Rotenburger Polizei ermittelt gegen die 40-jährige Mutter wegen des Verdachts des Totschlags.
Bei den drei anderen Fällen handelt es sich um einen angezeigten häuslichen Unfall, Ermittlungen zum Tod eines neugeborenen Kindes und einen Fall des Versuchs von Tötung auf Verlangen.
 
Wohnungseinbrüche
 
Die Anzahl der Wohnungseinbrüche ist im vergangenen Jahr von 267 Taten im Vorjahr auf 160, und damit um 40 Prozent zurückgegangen. Als Grund da für nimmt die Polizei die „allgemeine Situation in der Corona-Zeit“ an.
 
Eigentumskriminalität und Rohheitsdelikte
 
Auch die Anzahl der einfachen und schweren Diebstähle ist im vergangenen Jahr zurückgegangen. Die Beamt:innen verzeichneten mit 2.153 Taten 403 Fälle weniger als 2019.
„Der Rückgang der Eigentumsdelikte bei gleichzeitiger Zunahme von Vermögens- und Fälschungsdelikten zeigt eindeutig, dass sich das Leben mehr in das Internet verlagert hat. Die gute Aufklärungsquote beweist, dass wir diesen Wandel polizeilich bislang gut umgesetzt haben,“ erklärt dazu der Leiter der Kripo, Fabian Bernert.
Bei den Fahrraddiebstählen sank die Anzahl der Taten mit 296 deutlich. In 64 Fällen ermittelte die Polizei Tatverdächtige. Das entspricht einer Aufklärungsquote von über 20 Prozent. In diesem Zusammenhang weist die Polizei noch einmal auf die Aktionen „Anschließen statt Abschließen“ und „Fahrrad sucht Anschluss“ hin. Erfahrungsgemäß reiche es nicht aus, die zum Teil teuren Räder nur abzuschließen. Besser sei es, sein Fahrrad beispielsweise an ein Verkehrszeichen, einen Lichtmast oder ein anderes Rad anzuschließen.
Die Anzahl der Raubtaten lag mit 41 Fällen etwas über dem Vorjahr. Insgesamt waren es fünf Taten mehr. In 34 Fällen überführte die Polizei einen Täter und erreichte damit eine Aufklärungsquote von knapp 83 Prozent.
 
Cybercrime/Internetkriminalität
 
Mit 989 Cybercrime-Delikten musste die Polizei im vergangenen Jahr 557 Anzeigen mehr aufnehmen als noch 2019. Das sei in diesem Kriminalitätsfeld ein deutliches Plus von über rund 129 Prozent.
Damit werde der Trend der ansteigenden Fallzahlen auf Landes- und Polizeidirektionsebene bestätigt. Auch diese negative Entwicklung dürfte auf die Gesamtsituation in der Pandemiezeit und die damit verbundene Verlagerung der Kriminalität in den virtuellen Raum zu erklären sein, so Oestmann.
 
Häusliche Gewalt
 
Die Anzahl der Fälle von Häuslicher Gewalt ist im Corona-Jahr um fünf angezeigte Taten leicht gestiegen. Hatte es 2019 383 Fälle im Landkreis gegeben, waren es 2020 387. Zu einem möglichen Dunkelfeld lasse sich allerdings nur wenig sagen.
 
Sexualdelikte
 
Einen auffällig hohen Anstieg gibt es bei den Sexualdelikten. Auf 103 Fälle im Jahr 2019 folgten jetzt 450 Taten. Diese Entwicklung lasse sich mit der Arbeit einer Ermittlungsgruppe des Polizeikommissariats Zeven erklären. Die Beamt:innen werteten rund 1.500 sexualisierte Chats auf unterschiedlichen Messenger-Diensten auf sichergestellten Smartphones eines Beschuldigten aus. Der Mann schrieb minderjährige Opfer zumeist mit Texten mit sexualisiertem Inhalt an. Teilweise verschickte er anzügliche Fotos. Aufgrund von 350 Chats wurde der Anfangsverdacht einer Straftat begründet und gegen diesen Beschuldigte jeweils ein Strafverfahren eingeleitet.
 
Jugendkriminalität
 
Die Gesamtzahl der jungen Tatverdächtigen (unter 21 Jahre) ist in allen Bereichen im Jahr 2020 rückläufig. Der Anteil jugendlicher und heranwachsender Tatverdächtiger liegt für den Landkreis Rotenburg bei 23,34 Prozent. Die am häufigsten begangenen Straftaten sind Sachbeschädigungen, Körperverletzungsdelikte, Betäubungsmitteldelikte und Ladendiebstähle.
Auffällig ist der Rückgang der Straftaten im Schulkontext um 31,58 Prozent, was im Zusammenhang mit den Schulschließungen zu begründen sei.
 
Gewalt gegen Polizeibeamt:innen
 
Für 2020 verzeichnet die Statistik 71 Straftaten gegenüber Polizeibeamt:innen. Dabei handelte es sich häufig um Widerstandshandlungen wie Treten, Schlagen und Spucken bei polizeilichen Standardmaßnahmen, so Oestmann. Betroffen waren 167 Beamt:innen. In 16 Fällen wurden dabei gefährliche Gegenstände wie Messer oder Schlagwerkzeuge genutzt. Zehn Polizist:innen wurden verletzt, vier weniger als 2019. Aber auch Beleidigungen mussten sich die Beamt:innen im Dienst immer wieder anhören.


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