Vortrag im Bachmann-Museum - Das Leben in den Moorkolonien im 19. Jahrhundert
Die staatlich organisierte Moorkolonisation brachte vielen Menschen eine neue Heimat und eine Lebensgrundlage in den Mooren der heutigen Landkreise Rotenburg (Wümme) und Osterholz. Doch schon der bekannte Ausspruch „Den eersten sien Dot, den tweeten sien Not, den dritten sien Brot“ macht deutlich, dass das Leben im Moor von Beginn an durch harte Lebensbedingungen geprägt war.
Nach einem kurzen Überblick über die Anfänge der Moorkolonisation, die eng mit dem Moorkommissar Jürgen Christian Findorff (1720-1792) verbunden sind, geht Dr. Rößler in seinem Vortrag der Frage nach, wie es den Menschen in den Moordörfern in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erging. „In dieser Zeit führten das starke Bevölkerungswachstum und die dahinter zurückbleibenden Erwerbsmöglichkeiten in ganz Deutschland zu einer wahren Massenarmut“, weiß der Bremer Historiker Dr. Horst Rößler. „In dieser Zeit lebte ein Großteil der Bevölkerung am Existenzminimum.“
Im Elbe-Weser-Raum waren es besonders die Bewohner dieser Moorkolonien, die von der Armut betroffen waren. Für viele von ihnen wurde das Leben zu einem täglichen Kampf um eine auskömmliche Nahrung.
Dr. Rößler beschreibt in seinem Vortrag, was diese schwere Zeit für die Moorbauern konkret bedeutete und welche Möglichkeiten sie fanden, um ihre Situation zu verbessern. „Viele Menschen verließen in dieser Zeit ihre Dörfer auf der Suche nach Arbeit und besseren Lebensbedingungen. Sie zogen ins Ausland oder versuchten, sich mithilfe eines Wandergewerbes ein zusätzliches Einkommen in der Heimat zu verschaffen.“ verrät der Historiker, der in den Archiven des Elbe-Weser-Dreiecks die Quellen zu den Moordörfern erforscht und beeindruckende Einzelschicksale aufdeckt.
Auch die damaligen Behörden reagierten auf diese Armut. Sie schufen Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und gewährten Unterstützungsleistungen, um die unzureichende Armenfürsorge zu ergänzen und die Gefahr von Hungersnöten zu mindern. Auf der anderen Seite wurde von den Obrigkeiten in den Notzeiten rigoros gegen diejenigen vorgegangen, die angesichts fehlender Arbeitsmöglichkeiten zu Landstreicherei und Bettelei gezwungen waren.
Mit diesem reich bebilderten Vortrag gibt Herr Dr. Rößler einen umfassenden und quellennahen Einblick in dieses zentrale Thema der Geschichte des 19. Jahrhunderts im Elbe-Weser-Raum.
Der Vortrag findet am Sonntag, 10. November, um 14 Uhr im Bachmann-Museum Bremervörde statt, Amtsallee 8, 27432 Bremervörde. Der Eintritt kostet 5 Euro. Wir empfehlen eine Anmeldung unter der Telefonnummer 04761/983-4603. Aktuelle Informationen finden Sie unter www.bachmann-museum.de.