Pro und Contra der A20 - Informations- und Diskussionsveranstaltung der NABU
Sie stieß auf große Resonanz sowohl bei den Befürwortern als auch bei den Gegnern des gigantischen Projektes. Das konnte man dem Applaus der Gäste im Hotel Daub bei verschiedenen Ausführungen der Teilnehmer der Diskussionsrunde entnehmen. „Wir erwarten heute Pro und Kontra zur A 20“, so der stellvertretende NABU-Kreisvorsitzende Walter Lemmermann, der den Abend moderierte. Es sollten zahlreiche Aspekte dargestellt werden, in der die Bremervörder Situation besonders einbezogen wird.
Den aktuellen Planungsstand erläuterte Sebastian Mannl von der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr. Er vertrat wie nicht anders zu erwarten das „Pro“ und verwies auf den ständig steigenden Schwerlastverkehr aus der Region Skandinavien nach Westeuropa.
Insbesondere die Räume um Hamburg und Bremen/Oldenburg erwiesen sich immer wieder als Nadelöhre. Hier gelte es, Abhilfe zu schaffen. Die Küstenautobahn verringere die Reisezeiten im Norden deutlich um bis zu 60 Prozent. Sie verbinde Ost- und Westeuropa und öffne das nordöstliche Niedersachsen für den internationalen Tourismus. Mit dem Neubau werde die Hinterlandanbindung der deutschen Seehäfen an der Nordsee verbessert werden. Ein besonderer Aspekt sei, die heimische Wirtschaft zu fördern und Arbeitsplätze zu schaffen.
Der Vertreter der Oldenburger Behörde führte aus, dass in diesem Zuge ebenfalls der weitere Ausbau der A 26 verfolgt wird.
Mit seinen Argumenten konnte Sebastian Mannl nicht Susanne Grube, Sprecherin des Schutz- und Klagefonds gegen die A 20, Lenkungsausschuss West, überzeugen. Sie provozierte mit ihrer Frage „A 20 bei Bremervörde - Fluch oder Segen?“. Grube hielt den Ausbau für wenig segensreich. Er könnte sogar zum „Fluch“ werden, wenn der Verkehr an Bremervörde vorbei geführt wird und sie befürchtete eine Entvölkerung des ländlichen Raumes. Erholungsräume würden entwertet und der Klimaschutz nicht beachtet. Als Alternativen sieht die Klagefondssprecherin, die Güterverlagerung auf die Bahn und den städtischen Binnenverkehr auf das Fahrrad umzuleiten.
Recht unterschiedlich, je nach dem von ihm vertretenen Gesellschaftskreis oder der Partei, sahen die sechs Podiumsdiskussionsteilnehmer den Ausbau der Küstenautobahn und die damit verbundenen Auswirkungen auf Bremervörde. Walter Lemmermann stellte ihnen einige Fragen. Abschließend hatte das Sextett die Möglichkeit, eine eigene Stellungnahme abzugeben. Der immense Verbrauch landwirtschaftlicher Nutzflächen stimmte Heinz Korte, Vorsitzender des Landvolkkreisverbandes Bremervörde, bedenklich. Vor allem der hohe Kompensationsbedarf war ihm ein Dorn im Auge. Diese sollten nicht unmittelbar an der Ausbaustrecke liegen. Für ihn sei unter anderem eine Kompensation in Moorbereichen denkbar. Es gebe in seinem Berufsstand keine grundsätzliche Ablehnung der A 20. Auf die positive Entwicklung in Sittensen und Elsdorf verwies Volker Ziedorn von der IHK Stade. Ähnlich könnte Bremervörde profitieren. Ein Vorteil sei auch die schnellere Erreichbarkeit der Stadt. Insgesamt müsse der Ausbau des Straßen- und des Schienennetzes weiter vorn getrieben werden.
Stadtratsmitglied Rolf Hüchting (Bündnis 90/Die Grünen) erwartet keine großen wirtschaftlichen Entwicklungen für Bremervörde. So fehle es in diesem Raum an Fachpersonal. Er setze vielmehr auf Digitalisierung, Home-Office und Induktionsschleifen für E-Autos. „Wir müssen weg von alten Standards.“
Sein Ratskollege Marco Prietz (CDU) ging auf die mögliche Ausweisung eines Industriegebietes an der A 20 in der Samtgemeinde Geestequelle ein und widersprach einem kleinkarierten Denken. Die Maßnahme könnte gemeinsam mit beiden Kommunen realisiert werden. Die Autobahn biete große Möglichkeiten, Fachpersonal anzuwerben.
Rolf Borgardt vertrat die Bremervörder Wirtschaftsgilde. Alle sollten die A 20 als Chance für die gesamte Region ansehen und gewinnbringend umsetzen. In Sachen Industriegebiet Geestequelle stimmte er den Ausführungen von Marco Prietz zu.
Kein Verständnis zeigte Georg Pape, Sprecher des Schutz- und Klagefonds gegen die A 20. Er forderte mehr innovatives Denken. Was ist in 20 oder 30 Jahren angesagt? Die wirtschaftlichen Fortschritte für Bremervörde und umzu würden überschätzt.