Ralf G. Poppe

Moorexpress-Förderverein fordert "Reaktivierung jetzt"

Bremervörde. Im Interview erläutern die Vereinsvorsitzende Elke Weh aus Fredenbeck und Beisitzer Uwe Baumert aus Bremervörde, warum der Förderverein ein Grundsatzpapier erarbeitet hat und nun insbesondere politische Vertreter auffordert, sich für die Reaktivierung der Moorexpress-Strecke einzusetzen.
Uwe Baumert und Elke Weh

Uwe Baumert und Elke Weh

Warum fordert der Förderverein Moorexpress „Reaktivierung jetzt“?
 
Uwe Baumert: „Jetzt ist Landtagswahlkampf. Das Thema Reaktivierung muss im Landtag vorangebracht werden, denn die Region bedarf endlich eines verlässlichen, zeitgemäßen und ökologisch sinnvollen Verkehrsmittels, welches die Region mit den Mittelzentren Stade, Bremervörde und Osterholz-Scharmbeck mit allen Ortschaften verbindet und an die Metropolregionen Hamburg und Bremen anschließt. Die Strecke stellt eine bedeutende Entwicklungsachse dar.“
 
Wie kann die Region von einer Reaktivierung profitieren?
 
Elke Weh: „Für die Bevölkerungsentwicklung und die Pendlerströme ist der SPNV (Schienengebundener Personen Nahverkehr) unabdingbar, zur Stärkung der Region. Ansonsten droht eine schleichende Entvölkerung und die Klimaziele sind unerreichbar. Schülerbeförderung und genauso die Gesundheitsversorgung gerade der älteren Bevölkerung benötigt den SPNV, um Schulen, Fachärzte, Seniorenheime und Kliniken auch ohne eigenen Pkw erreichen zu können. Stichwort: Daseinsvorsorge.“
 
Wie können die Interessen der Bevölkerung berücksichtigt und erfüllt werden?
 
Baumert: „Eine Reaktivierung hilft auch unserem Mittelstand. Mittelstand und Handwerk im ländlichen Raum haben große Probleme, Mitarbeitende und Azubis zu finden. Hier wird der SPNV eine ökologisch sinnvolle Erleichterung bieten.“
 
Hilft die Reaktivierung unserer Region in Sachen Tourismus?
 
Weh: „Ja, der Tourismus ist eine der wirtschaftlichen Säulen unserer Region. Gerade der Tagestourismus wird erheblich profitieren und die mit vielen Fördermitteln, auch der EU, erstellten touristischen Highlights werden auf Dauer viel besser ausgelastet sein. Die Region ist ideal auch für die Naherholung der Bevölkerung vor Ort und aus den Metropolregionen Hamburg und Bremen geeignet.“
 
Fordert und fördert nur der Förderverein Moorexpress eine Reaktivierung?
 
Weh: „Nein. Der Förderverein setzt sich seit 16 Jahren mit unterschiedlichem Erfolg für die Reaktivierung ein und wir sind dankbar, über die Jahre immer wieder Unterstützer:innen zu haben. Aktuell unterstützen u.a. die Landkreise, die Kommunen an der Strecke, Landtags- und Kommunalabgeordnete, und insbesondere investiert die evb (Eisenbahnbetriebe Elbe Weser) erhebliche Mittel und Know-how zum Betrieb und weiteren Ausbau der Schieneninfrastruktur, was besonders lobens- und anerkennenswert ist.“
 
Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind in aller Munde. Wie kann eine Reaktivierung helfen?
 
Baumert: „Dazu möchte ich den Vorstand der Deutschen Bahn zitieren: ‚Wenn die Eisenbahn aus Klimaschutz und Gründen der Nachhaltigkeit das Verkehrsmittel des 21. Jahrhunderts werden soll, dann müssen wir das ganze Land im Blick haben und nicht nur die Großstädte und Ballungsräume oder den Fernverkehr; rund 70 % der Deutschen leben in Mittel- und Kleinstädten oder im ländlichen Raum.‘ Dieser Aussage ist vom Grundsatz nichts hinzuzufügen. Unsere Forderung nach ‚Reaktivierung JETZT‘ trifft punktgenau zu auf unsere Mittel- und Kleinzentren und unseren ländlichen Raum. Weiter von der DB: ‚Damit die Wiederinbetriebnahme auch dem Klimaschutz nützt, sollen die Strecken mit elektrischer Oberleitung, Zügen mit Wasserstoff ausgestattet werden‘. Auch da liegen wir richtig und die evb ist zukunftsweisend.“
 
Werden Wasserstoffzüge eingesetzt?
 
Baumert: „Der Einsatz von Wasserstoffzügen muss eingeplant werden und ist nicht illusorisch. Wasserstoffzüge und deren Emissionsfreiheit sind aktiver Klimaschutz. In diesem Sommer kehren nach erfolgreicher Erprobung die Wasserstoffzüge zurück nach Bremervörde und in Zukunft gibt es die dieselbetriebenen Züge nicht mehr. Die weltweit erste Wasserstofftankstelle ist in Bremervörde betriebsbereit. Biogasbetreiber stehen bereit, um grünen Wasserstoff zu produzieren und nach Bremervörde zu liefern.“
 
Welche Ziele hat sich der Förderverein Moorexpress gesetzt, wie wird er vorgehen?
 
Weh: „Wir haben ein Grundsatzpapier erarbeitet und unseren Landtagsabgeordneten und -kandidaten sowie den Bürgermeister:innen und ihren Räten bereits zur Verfügung gestellt. Die im Herbst zu wählenden Landtagsabgeordneten sollten die Reaktivierung zu ihrem Thema machen, denn diese stärkt den ländlichen Raum nachhaltig. Die Räte und Kreistage an der Strecke dürfen nicht nachlassen und sollten diese Entwicklung unterstützen. Bund, Land und auch die EU bieten Fördermittel für den SPNV. Diese dürfen nicht - wie in den vergangenen 5 Jahren - nur in andere Bundesländer fließen. Alle Bürgerinnen und Bürger dieser Region können Druck machen und unser Ziel unterstützen.
 
Sehen Sie mögliche persönliche Auswirkungen?
 
Baumert: „Ja, bereits jetzt eine Belohnung für den Einsatz und die Freude, die Region ein bisschen zukunftsfähiger zu machen. Als begeisterter Bahnnutzer schätze ich seit Jahren die vielfältigen Vorteile im Regionalverkehr. Auch den Moorexpress habe ich bei Rückkehr von Dienstreisen schon genutzt. Eine Reaktivierung Stade-Deinste-Fredenbeck-Bremervörde-Geestequelle-Gnarrenburg-Osterholz mit Durchbindung nach Bremen wäre ein weiterer Vorteil und Leuchtturm für unsere Region. Also, nicht nur reden, sondern handeln für uns Bürger:innen im ländlichen Raum.“
 
Vielen Dank für das Gespräch.
 
www.moorexpress.info.


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