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Sabine Steinhoff

Historischer Gottesdienst

Gnarrenburg. Zu Ehren des Moorkolonisators Jürgen Christian Findorff, dem auch der Bau der Paulus Kirche zu verdanken ist, schlüpften 19 Protagonist:innen und 8 Musiker:innen in historische Gewänder und nahmen die Besucher:innen mit auf eine Zeitreise.

Der Regionsgottesdienst zum 230-jährigen Einweihungsjubiläum der Paulus-Kirche zu Gnarrenburg war ursprünglich 2020 im Zuge des Festjahres zu Ehren des 300. Geburtstages des Moorkolonisators Jürgen Christian Findorff (1720-1792) geplant gewesen. Doch Corona machte der Kirchengemeinde einen Strich durch die Rechnung. Doch nun konnte endlich dieser historische Gottesdienst gemeinsam mit "Findorffs Erben" und dem Heimatverein  "De Treidlers von Kuhstermoor" aufgeführt werden. Mit sehr viel Liebe zum Detail und unter Berücksichtigung vieler Informationen aus der Kirchenchronik wurden die Gottesdienstbesucher:innen in vergangene Zeiten zurückgezaubert.

 

„Findorff“ eröffnete den Gottesdienst

 

Zum Beginn des Gottesdienstes läuteten zwei Konfirmanden eine an einem Holzgerüst vor der Kirche positionierte Glocke, ganz so, wie es vor 231 Jahren am Tage der Kircheneinweihung der Pauluskirche der Fall war. Den Gottesdienst gestalteten 19 Protagonist:innen in historischen Kostümen und natürlich eröffnete die Figur des Jürgen Christian Findorff den Gottesdienst mit einer Rede, ganz im Stil des ersten Gottesdienstes am 28. September 1790.

Fritz Metscher, Lektor der Kirchengemeinde, führte mit seiner fesselnden Erzählerstimme durch geschichtliche Überlieferungen der Paulus-Kirche. Der Moorkommissar Christian Findorff gründete nicht nur vierzig Ortschaften im Moor, sondern ihm war auch die Erbauung der Kirche zu verdanken. Der Gläubige wollte den ebenso tiefgläubigen Menschen in der extremen Lebenssituation im Moor ein Zufluchtsort geben. Die Kirchenerbauung war mühselig und es dauerte wegen widriger Wetterverhältnisse im Moor ganze sechs Jahre, bis die Kirche fertiggestellt werden konnte. Die Baukosten stiegen dadurch von ursprünglich geplanten 7865 Talern auf 8766 Taler, was die finanzierende königliche Schatzkammer nicht erfreute. Dadurch gab es im Gründungsjahr keine Orgel in der Kirche. Erst acht Jahre später konnte sie durch Spenden eingebaut werden. Da für den Moorkommissar Findorff der Gesang jedoch ein elementarer Bestandteil des Gottesdienstes war, bezahlte er kurzerhand vier Trompeter und einen Paukenspieler aus Bremen dafür, dass sie in den Gottesdiensten aufspielten.

Und so wurde auch der historische Gottesdienst zu einer Veranstaltung mit ganz besonderer Atmosphäre. Mitglieder des Posaunenchores Worpswede/St. Jürgen, bei diesem Anlass verstärkt durch zwei Trompeten des PC Hüttenbusch, begleiteten den Gottesdienst musikalisch. Dabei wurden die Lieder gemeinsam gesungen, die auch vor 231 Jahren schon durch die Kirche klangen.

 

Predigt von damals transformiert in die Gegenwart

 

Pastor Florian von Issendorff stimmte Ablauf und Predigt auf den ersten Kirchensonntag der Findorff-Kirche ab. Er schlüpfte in die Rolle des ersten Gnarrenburger Pastors Hinrich Kuhlmann und ließ sich vom Generalsuperintendent Pratje ordinieren, um dann die Predigt von damals in die Welt von heute zu transformieren.

Er erzählte unter anderem, wie viele Menschen und besonders Kinder damals im Moor starben. Findorff hatte das Leben dort mit den Bedingungen in einer Wüste verglichen. So ließ er über der Kirchentür den Spruch: „GLORIA IN DESERTIS DEO“ (Ehre sei Gott in der Wüste) einmeißeln.

Auf der Kanzel hatte von Issendorff eine riesige Sanduhr aufgestellt, denn sie diente damals der Überwachung der Predigtdauer von mindestens 30 Minuten.

Am Ende zogen die 19 Protagonist:innen und 8 Musiker:innen standesgemäß aus der Kirche aus. Und noch einmal läutete die aufgestellte kleine Glocke am Holzgestell bei herrlichstem Sonnenschein für die Kirchenbesucher:innen und der Bläserchor spielte auf.


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