Ralf G. Poppe

Hilfe zur Selbsthilfe

Susanne “Susi“ Kmitta ist in Bremervörde geboren und aufgewachsen. Doch sie ist nicht nur eine Bürgerin der Ostestadt, sondern ein besonderes Beispiel dafür, was man tun kann, wenn einmal etwas im Leben in die falsche Richtung gelaufen ist.

 

Bremervörde. Seit über 26 Jahren hat Susi Kmitta keinen Tropfen Alkohol mehr getrunken. Doch sie hat nicht nur sich selbst geholfen, sondern seither auch anderen Betroffenen Hilfestellungen ermöglicht. 2025 beginnt nun eine neue Zeitrechnung in ihrer Form der Unterstützung.

 

Bewusster Leben

„Ab dem 6. Oktober 1999 habe ich eine stationäre Therapie in Bad Tönisstein, Andernach, gemacht, von der ich im Dezember des Jahres wieder nach Hause kam. Um meinen Weg beizubehalten, besuchte ich regelmäßig unter anderem Gruppenabende der AA (Anonymen Alkoholiker) und bald darauf die Abende der Therapeutischen Sucht- und Sozialberatung in Stade“, erzählt die mittlerweile 71-jährige Frau mit einem Lächeln, ohne das man ihr die schwere Zeit ansieht.

„Nachdem ich zwei Jahre nüchtern gelebt habe, begann ich bei der Diakonie in Düsseldorf meine Ausbildung zur Suchtkrankenhelferin, weil ich umfangreiches Fachwissen über die Krankheit bekommen hatte. An den Wochenenden habe ich dort im FFFZ Düsseldorf monatlich die Seminar-Termine wahrgenommen und anschließend mein Abschluss-Zertifikat bekommen“, so Kmitta weiter. Sie sei seinerzeit freitagabends mit ihrem VW Polo losgefahren, um samstags und sonntags die Lehrgänge zu besuchen. Am Sonntagabend war sie dann stets wieder in Bremervörde, denn montags ging es wieder zur Arbeit.

Weitere zwei Jahre später beendete Kmitta in Düsseldorf ihr nächstes Ausbildungsziel: Gruppenleitung im Suchtbereich. Inzwischen hatte sie als Beisitzerin ihre ehrenamtliche Mitarbeit bei der Therapeutischen Sucht- und Sozialberatung Bremervörde e. V. (TSS), die bereits 1997 beim Amtsgericht Tostedt ins Vereinsregister eingetragen worden war, und die in Stade sowie in Bremervörde Selbsthilfegruppen anbot, begonnen.

 

Soziale Arbeit weiterführen

Der TSS, in dem Kmitta sich weit mehr als 20 Jahre engagierte, besteht jedoch seit Ende September 2024 faktisch nicht mehr. Er wurde aus dem Vereinsregister in Tostedt ausgetragen und erlischt letztendlich vollständig nach Ablauf einer Jahresfrist im September 2025. Seit Jahren, so Kmitta, habe es stetig Probleme damit gegeben, neue Personen für die ehrenamtliche Arbeit in dem Verein zu begeistern, den sie mehr als zehn Jahre als erste Vorsitzende leitete, sowie in den letzten Jahren noch als zweite Vorsitzende und Vorstandsmitglied unterstützte.

Obwohl sie den Verein bis zum September mit abwickelt und ihre Zukunft etwas ruhiger gestalten möchte, wird Kmitta ihre soziale Arbeit dennoch nicht beenden. Sie bietet Interessierten weiterhin an, den Sucht-Treff zu besuchen, um dort mit anderen Betroffenen ins Gespräch zu kommen, um sich auszutauschen und die nötige Unterstützung zu erfahren. Nur Spendenbescheinigungen dürfe sie aufgrund der Vereinsauflösung nun nicht mehr ausstellen. „Für mich ist es wichtig, mein Leben genießen zu können. Meine Lebensfreude kann mir niemand nehmen. Und wenn ich mich doch mal übernehme, habe ich selbst die Schuld. Leider kommen immer wieder auch mal depressive Phasen, die ich immer wieder gut überstehe. Das funktioniert allerdings nur, solange ich keine Getränke zu mir nehme, die irgendwelche Umdrehungen (also alkoholische Bestandteile) beinhalten.“

 

Kontakt und Anlaufstelle

„Ihr“ Sucht-Treff, eine Selbsthilfegruppe für Betroffene und Angehörige, trifft sich weiterhin donnerstags von 19 bis 21 Uhr in der Bahnhofstraße 15 in Bremervörde. Denn außer dem zweiwöchentlichen Angebot vom Blauen Kreuz in Hesedorf gebe es diesbezüglich hier keine Angebote, so Kmitta. „Das unterstreicht noch einmal die Wichtigkeit, unsere Treffen weiterhin aufrecht zu erhalten“, erklärt die engagierte Bremervörderin mit einer gewissen Bestimmtheit.

Seit 2014 bietet sie zudem in der Justizvollzugsanstalt Bremervörde eine Selbsthilfegruppe an, die dort gern in Anspruch genommen werde. „Leben ist eben das, was man selbst draus macht.“ Wer ihre Arbeit unterstützen, oder an den Treffen teilnehmen möchte, darf sich jederzeit gern unter sucht-treff-bremervoerde@email.de melden, oder tagsüber unter 04761/6624 anrufen.


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