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Große Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen

Landkreis Rotenburg (eb). Anlässlich des Frauentags am 8. März weist die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) darauf hin, dass Frauen, die eine Vollzeitstelle haben, im Landkreis Rotenburg aktuell 16 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen verdienen.
Frauen verdienen rund 16 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen.

Frauen verdienen rund 16 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen.

Während der mittlere Vollzeit-Verdienst von Männern bei 3.181 Euro pro Monat liegt, kommen Frauen lediglich auf 2.676 Euro, so die NGG-Region Lüneburg unter Berufung auf Zahlen der Bundesagentur für Arbeit. „Es kann nicht sein, dass Frauen in puncto Bezahlung trotz gleicher Arbeitszeit systematisch den Kürzeren ziehen“, kritisiert Gewerkschafter Steffen Lübbert.
Die Corona-Pandemie habe die Situation teils verschärft – und alte Rollenbilder verfestigt. „In Zeiten von Lockdowns und Schulschließungen waren es in vielen Familien gerade die Frauen, die beruflich zurückstecken und sich um Kinder und Haushalt kümmern mussten“, sagt Lübbert. In Branchen wie dem Gastgewerbe habe die Krise Frauen zudem besonders stark getroffen – etwa weil sie überdurchschnittlich oft in Minijobs arbeiteten. Diese Stellen seien nach zwei Jahren Pandemie in großem Stil abgebaut worden. Die Betroffenen stünden nach dem Job-Verlust ohne Arbeitslosenversicherung da und hätten auch keinen Anspruch auf das Kurzarbeitergeld.
 
„Gender Pay Gap“
 
Neben prekären Arbeitsverhältnissen gebe es aber in vielen Betrieben nach wie vor einen großen ,Gender Pay Gap‘, also eine erhebliche Lohnlücke zwischen den Geschlechtern. „So verdienen etwa Bäckereifachverkäuferinnen in Niedersachsen deutlich weniger als Bäcker. Dabei haben beide eine dreijährige Ausbildung hinter sich und es im Arbeitsalltag mit genauso hohen Anforderungen zu tun“, betont Lübbert. Der NGG-Geschäftsführer ruft die Unternehmen in der Region dazu auf, die Ungleichbehandlung zu beenden und „gleichen Lohn für gleiche Arbeit“ zu zahlen. Gerade mit Blick auf den Fachkräftemangel im Lebensmittel- und Gastgewerbe sollten die Firmen alles daransetzen, durch attraktive Arbeitsbedingungen Frauen zu gewinnen. „Hier schlummert ein enormes Potenzial für den heimischen Arbeitsmarkt“, so Lübbert.
 
Kritik am Ehegattensplitting
 
Allerdings stehe auch die Politik in der Pflicht, mehr für die Gleichberechtigung zu tun. Die NGG kritisiert insbesondere das Ehegattensplitting. „Das Steuersystem bietet Frauen, deren Partner ein gutes Einkommen haben, kaum Anreize, selbst beruflich durchzustarten. Durch hohe Abzüge in der Steuerklasse V bleiben viele von ihnen doch zu Hause oder machen nur einen Minijob. Hier muss die Bundesregierung eine Reform anpacken“, fordert Lübbert.
Die Gewerkschaft verweist zugleich auf Fortschritte. Nach einer Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung haben Frauen Männer bei den Bildungsabschlüssen in den letzten Jahren überholt. Hatten im Jahr 2005 bundesweit lediglich 26 Prozent aller Frauen die Hochschulreife, waren es im Jahr 2019 gut 40 Prozent (Männer: 29 bzw. 39 Prozent). Auch die Zahl der Haushalte, in denen Frauen das Haupteinkommen beisteuerten, ist zuletzt deutlich – auf ein Achtel aller Haushalte – gestiegen. Allerdings sind Führungspositionen nach Angaben des WSI weiterhin überwiegend in männlicher Hand. Einer der Gründe: Frauen haben weitaus häufiger eine Teilzeitstelle als Männer.
 
Corona-Pandemie als Chance
 
Nach Einschätzung der NGG könnte die Pandemie jedoch langfristig zu einem Umdenken beitragen: „Corona kann auch eine Chance für mehr Gleichberechtigung sein. Viele Männer haben in den letzten zwei Jahren erstmals richtig erfahren, welche Arbeit Kinderbetreuung und Haushalt machen – aber auch, wie wichtig ihre Unterstützung zu Hause ist“, so Lübbert weiter.


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