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Sabine Stein

Gnarrenburg sucht einen Bürgermeister

Gnarrenburg (eb). Inspiriert durch den Vorläufer in Bremervörde konnte am Dienstag, 24. August, im Bürgerhaus Gnarrenburg ebenfalls eine Podiumsdiskussion mit den drei hiesigen Bürgermeisterkandidaten stattfinden.

Durch die schnellen Zusagen der drei Anwärter, dem Engagement vom TANDEM e.V. sowie dem Moderator André Wollenberg wurde dies möglich. Andreas von Glahn (erster Vorsitzender TANDEM e.V.) war beeindruckt von dem großen Interesse der Bürger:innen und organisierte schnell eine zweite Runde. Er bedaure, dass ein größerer Rahmen aufgrund der geltenden Hygienevorschriften in der Kürze der Zeit nicht umsetzbar gewesen sei.
André Wollenberg führte unterhaltsam und kurzweilig durch den Abend. Im ersten Teil gab er den Kandidaten die Gelegenheit, sich vorzustellen: Marcel van der Pütten (parteilos) verbringt privat gerne Zeit mit Familie und Hund und ist in Vereinen sportlich aktiv. „Authentizität und Bürgernähe haben mich bisher ausgezeichnet und diesem eigenen Stil werde ich treu bleiben.“ Philipp Jagels (Die PARTEI) möchte wieder Fußball spielen, trinkt gern ein Bierchen in geselliger Runde, beschäftigt sich mit Politik und gesellschaftskritischen Fragen. Seine Aussage zum Stopp des Breitbandabbaus war reine Ironie. „Tatsächlich brauchen wir dringend ein schnelles Internet für die wichtigen Themen in der Welt. Ich stehe hier mit 26 Jahren, weil gerade uns die Zukunft etwas angeht. Wir müssen dafür sorgen, dass die Welt auch in 100 Jahren noch steht.“ Seine Ideen wirken dabei weder weltfremd noch abgehoben, sondern durchaus umsetzbar. Marc Breitenfeld (CDU) liebt jegliche Beschäftigung auf seinem Hof, Freunde sowie Familie zu treffen und sich in verschiedenen Vereinen zu engagieren. In Gnarrenburg bestünde ein eingefahrenes politisches System, es sei nicht nachvollziehbar für Zugezogene. Daher brauche es Informationen und Transparenz. „Da muss ein Umdenken, eine Zeitenwende stattfinden, indem Leute aktiv einbezogen werden, um gemeinsam neue Ideen und Lösungen zu finden.“
 
Umweltschutz
 
„Wir müssen von den Autos weg“, so Philipp Jagels. Der Ausbau der E-Mobilität, eine bessere Taktung des ÖVP und Lastenfahrräder für Bürger:innen sind seine Ideen. Marcel van der Pütten ergänzt um E-Ladestationen im Bereich der Einzelhandelsparkplätze. Marc Breitenfeld geht weit darüber hinaus. Neben Elektroflotten gebe für ihn das Moor viel mehr her als nur den Torfabbau. So wären Solar- und Windkraftparks mit den Flächen gut vereinbar und würden Gewerbesteuereinnahmen erhöhen. Man dürfe sich da jetzt nicht von anderen Gemeinden abhängen lassen. Ein erstes Zukunftsgespräch sei geplant.
 
Kritik an Wirtschaftsinteressenring - zu einzelhandelsorientiert
 
Marcel van der Pütten sei dieses Problem nicht bekannt, das Handwerk könne sich immer mit einbringen. „Einfach an einen Tisch setzen und miteinander reden.“ Die Gemeinde könnte das bei Bedarf moderieren. Marc Breitenfeld hingegen merkt an, dass der WIR dem Handwerk nicht viel bringe, da es eine andere Zielgruppe sei als der Einzelhandel. Es wäre gut, diese im Rahmen der Möglichkeiten mit einzubeziehen, denn die Gewerke fühlten sich nicht repräsentiert. Philipp Jagels schlägt direkt vor, alle an einen Tisch zu holen und bot seine Hilfe bei der Moderation an, da diese sein täglicher Job als Heilerziehungspfleger sei.
 
Wohnen mit mehr Generationen
 
Marc Breitenfeld sieht hier eine große Herausforderung. Mehrfamilienhäuser und bedarfsgerechtes zentrales Wohnen für Senioren, Lücken in allen Ortschaften verdichten, alle Ortschaften zukunftssicher machen, Flächen großer Hofstellen nutzen und vor allem das Dorfgemeinschaftsleben stärken, um junge Bürger:innen zu halten sind seine Ansätze. Marcel van der Pütten engagiert sich ebenfalls für ein seniorengerechtes Wohnen im Zentrum und dafür, Baugebiete zu finden. Mehrgenerationsmodelle wären ebenfalls sinnvoll. Philipp Jagels ist gegen neue Bauplätze. Mehrgenerationswohnen ist die Form, wie die Menschen früher gelebt haben und da müsse man wieder hin. Genug Platz auf den großen Hofstellen im Außenbereich stünde zur Verfügung. Und hier kommt auch die Bierpreisbremse ins Spiel. Diese könne Leute hierher bringen und auch halten.
 
Vereine sind die Basis des Zusammenhaltes
 
Vereine seien wichtige Anlaufstellen für Neubürger:innen, so van der Pütten. Infrastrukturstärkend würden sie außerdem von der Gemeinde gefördert. Vereinsheime könnten Dorfgemeinschaftsräume zur Verfügung stellen. Für Breitenfeld sind Vereine das Rückgrat der Gemeinde. Alle Vereine digital zusammenführen und Kinder bei Bedarf mit geringen Beiträgen besonders fördern seien sein Anliegen. Für Jagels sind Vereine nicht nur Orte der Integration, sondern der Inklusion. Menschen könnten zusammen Neues aufbauen, indem sie voneinander lernen.
 
Tourismus und Waldbad
 Die Kandidaten sind für die Stärkung der Moormetropole als Ausflugsziel. Philip Jagels regt die Einführung eines Naturcampingplatzes an. Alle drei wollen außerdem das Waldbad erhalten. Während Breitenfeld den Bedarf an längeren Öffnungszeiten bei den Jüngeren ausmachen konnte und Volleyballturniere anregte, schwärmte Jagels von Cocktailabenden am Becken und van der Pütten träumte von Strandkörben. Der Kiosk müsse auch wieder öffnen, fanden alle. Eine Modernisierung mit attraktiverem Beckenbereichen wäre erstrebenswert. Das Waldbad zeigt, die Kandidaten wären auch ein gutes Trio.


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