Gedruckte Schätze auf Papier Forschungsarbeiten im Bachmann-Museum
Bremervörde (eb). Im Rahmen der Forschungsarbeiten an seinen Sammlungen hat das Bachmann-Museum Bremervörde in diesem Frühjahr ein Projekt zur Erschließung seiner historischen Drucke durchgeführt.
Dabei sind die Wissenschaftler zu beeindruckenden Ergebnissen gekommen. Mehrere hundert historische Drucke befinden sich in der Sammlung des Bachmann-Museums Bremervörde. Die ältesten Darstellungen sind über 450 Jahre alt. Diese Sammlung wurde bereits vom Sammlungsgründer August Bachmann (1893-1983) begonnen und ist bislang nur in kleinen Teilen präsentiert und erschlossen worden.In den vergangenen Monaten haben sich zwei Expertinnen und das Team des Museums intensiv mit der spannenden und empfindlichen Objektgruppe beschäftigt. Ermöglicht wurde das Projekt durch Förderungen des Landschaftsverbands Stade mit Mitteln des Landes Niedersachsen und der Kreisarchäologie des Landkreises Rotenburg (Wümme).
Neben dem Sammeln ist das Erforschen der Sammlung eine der zentralen Aufgaben der Museumsarbeit. „Wichtigstes Ziel bei diesem Projekt war es, einen ersten wissenschaftlichen Überblick über die Sammlung zu bekommen. Eine Dokumentation in Text und Bild sollte sie für weitere historische und kunstwissenschaftliche Forschungen sowie für die allgemeine Museumsarbeit gut erreichbar machen.“ beschreibt Dipl. Prähist. Meike Mittmann, die Archäologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin des Museums, die Idee des Vorhabens.
Die Bremer Papierrestauratorin Jutta Keddies M.A. schulte zu Beginn der Arbeiten alle Projektmitarbeiterinnen im Umgang mit den historischen Blättern und zur Beurteilung ihres Zustands. Unter dem Licht einer Speziallampe konnten die besonderen Merkmale der unterschiedlichen historischen Druckverfahren erkannt werden. Für die Herstellung der Drucke wurden zunächst die Motive in Platten aus Holz, Kupfer oder Stahl gestochen, geschnitten oder geritzt. Nach diesen Techniken werden Holzschnitte, Kupfer- oder Stahlstiche unterschieden. Die genaue Betrachtung der Blätter ließ auch zahlreiche Spuren ihrer Nutzungsgeschichte erkennen. Dennoch sind sie überwiegend stabil und konnten gut dokumentiert werden.
Die Kunstwissenschaftlerin Karina Zubkowski M.A. fotografierte und vermaß insgesamt 814 Druckgraphiken und dokumentierte sie in der museumseigenen Datenbank. Jede Darstellung wurde von ihr inhaltlich und geografisch zugeordnet: „Ich bin sehr beeindruckt von der Vielfalt der Sammlung. Neben Landkarten aus Deutschland und der Welt liegt eine große Zahl von Portraits und Stadtansichten vor, die für die Geschichte des zentralen Elbe-Weser-Dreiecks interessante Orte und Gebäude sowie Herrscher und historische Persönlichkeiten Europas zeigen.“ beschreibt sie eines ihrer Untersuchungsergebnisse. In der Sammlung befinden sich Arbeiten von Künstlern, Druckern und Verlegern des 17. Jahrhunderts wie zum Beispiel Matthäus Merian dem Älteren und seinen Söhnen, sowie dem schwedischen Ingenieur Conrad Anton Mardefeld.
Zum Abschluss des Projekts waren sich alle Beteiligten einig, dass mit der Dokumentation dieser Sammlung jahrhundertealter Darstellungen von Menschen und Orten ein bislang nahezu unbekannter wissenschaftlicher Schatz geborgen werden konnte. Die Fotodokumentation und die Informationen in der Datenbank erlauben nun zum ersten Mal einen Überblick über den Bestand sowie eine Betrachtung und weitere Erforschung der historischen Abbildungen ohne die empfindlichen Originale in die Hand nehmen zu müssen. Die Drucke sind ein bedeutender Teil der über 110-jährigen Sammlungsgeschichte des Bachmann-Museums Bremervörde, der nun für die Erforschung der Regional- und Museumsgeschichte zur Verfügung steht.
Einen Eindruck von den vielfältigen Objekten in der Ausstellung und Einblicke in die aktuelle Forschung geben die Mitarbeiter des Museums regelmäßig in den öffentlichen Führungen, die an jedem ersten Sonntag im Monat um 14 Uhr im Museum stattfinden. Weitere Informationen gibt es unter www.bachmann-museum.de und unter der Telefonnummer 04761/9834603.