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Fachkräftemangel auch im Ehrenamt

Landkreis Rotenburg (eb). Ehrenamtskonferenz in Rotenburg: Aktive beklagen fehlende Wertschätzung und zu viel Bürokratie.

Landrat Marco Prietz (v. li.), Sandra Pragmann (Ko-Stelle Ehrenamt), Petra Tiemann und Gerlinde Wozniak (Ko-Stelle Ehrenamt) nahmen an der Ehrenamtskonferenz teil.

Landrat Marco Prietz (v. li.), Sandra Pragmann (Ko-Stelle Ehrenamt), Petra Tiemann und Gerlinde Wozniak (Ko-Stelle Ehrenamt) nahmen an der Ehrenamtskonferenz teil.

Auf der ersten Ehrenamtskonferenz des Landkreises im Rotenburger Kreishaus stand jüngst das Thema Rahmenbedingungen fürs Ehrenamt im Fokus.

Eingeladen waren Vertreter:innen aus Politik, Verbänden und Vereinen. Petra Tiemann, Mitglied des Landtags (SPD), stellte die Ergebnisse der Arbeit der Enquetekommission „Rahmenbedingungen für das ehrenamtliche Engagement verbessern“ vor, deren Vorsitzende sie war. Im Anschluss sprach Sandra Pragmann von der Koordinierungsstelle für ehrenamtliche Arbeit über die Ergebnisse einer eigenen Umfrage, die die Bedürfnisse von Ehrenamtlichen im Landkreis ermittelt hat.

Landrat Marco Prietz eröffnete die Veranstaltung und unterstrich die Bedeutung des Ehrenamtes. „Es gibt nicht einen Lebensbereich, den ich mir ohne Ehrenamtliche vorstellen kann. Freiwillige engagieren sich für Jung und Alt in allen Lebenslagen. Unser Landkreis ist geprägt durch ein aktives Vereinsleben“, so Prietz.

 

Ehrenamt im 21. Jahrhundert

 

Um die Rahmenbedingungen für das vielfältige ehrenamtliche Engagement in Niedersachsen zu verbessern und an die technischen, sozialen und gesellschaftlichen Veränderungen des 21. Jahrhunderts anzupassen, wurde am 30. Juni 2020 vom Niedersächsischen Landtag eine Enquetekommission eingesetzt. Deren Mitglieder sprachen mit vielen Aktiven im Bereich Ehrenamt und führten eine wissenschaftlich begleitete Onlineumfrage durch.

Die Kommission empfiehlt 2022 in ihrem Abschlussbericht konkrete strategische Maßnahmen für das Land Niedersachsen, brachte unter anderem die Förderung und Verfahrensvereinfachung auf den Weg und nahm das Thema Koordination und Vernetzung in den Blick.

Verfahrenserleichterungen, Entbürokratisierung, Öffentlichkeitsarbeit oder Versicherungsschutz. Das seien nur einige der weiteren Themen, die im Gespräch mit den Ehrenamtlichen immer wieder zutage traten und zu denen die Kommission konkrete Maßnahmen vorgeschlagen habe, so Petra Tiemann.

 

Umfrage im Landkreis Rotenburg

 

Die Umfrage auf Landkreisebene weise viele Parallelen und ähnliche Ergebnisse auf wie die Umfrage auf Landesebene, so Sandra Pragmann.Insgesamt hatten sich 1.357 Personen an der ersten kreisweiten Online-Befragung zum freiwilligen Engagement beteiligt. Dabei sei deutlich geworden, dass ein Großteil der Freiwilligen zufrieden im eigenen Ehrenamt sei und sich trotz hoher Anforderungen nicht überfordert fühle. Die Ehrenamtlichen gestalten ihr Lebensumfeld vor Ort mit, hätten zum größten Teil Spaß daran und würden durch ihr Umfeld und die Gesellschaft Wertschätzung erfahren. Freiwillige brächten dabei sehr viele Kompetenzen mit und arbeiten verlässlich und professionell in ihren Aufgabenfeldern, so Pragmann.

 

Fachkräftemangel

 

Gleichzeitig würden in mindestens Dreiviertel der Organisationen bereits heute Freiwillige fehlen, sowohl in den Leitungsgremien als auch in der täglichen Arbeit. „Wir haben auch im Ehrenamt einen Fachkräftemangel“, betont Sandra Pragmann. „Dieser wird sich aufgrund des demografischen Wandels noch verstärken. Es kommen einfach nicht ausreichend jüngere Freiwillige nach. Wir sind jetzt auf die Baby-Boomer angewiesen, um zumindest einen Teil des zukünftigen Wegfalls auffangen zu können.“

Weiter zeigten die Ergebnisse, dass jeder Zehnte sich überfordert fühle und mehr als jeder Zehnte gerne kürzertreten würde. Dies könne den Mangel an Freiwilligen kurzfristig noch deutlich verstärken. „Hier müssen wir achtsam sein und in den Organisationen ins Gespräch kommen. Gleichzeitig sollten Staat und Wirtschaft schauen, ob und wo sie die Freiwilligen unterstützen können“, so Sandra Pragmann.

 

Mehr Wertschätzung gefordert

 

Eine große Mehrheit wünsche sich weniger Verwaltungsaufwand, mehr finanzielle Mittel, eine bessere Ausstattung mit Räumen und Materialien. Daneben habe sich gezeigt, dass Freiwillige und gemeinnützige Organisationen teils fehlende Wertschätzung durch Kommunen und Behörden beklagen und sich mehr Verständnis wünschen. „Hier stehen Gesellschaft und Staat aus meiner Sicht in der Verantwortung. Wir müssen eine Engagement ermöglichende Atmosphäre und unterstützende Strukturen schaffen“, führt Sandra Pragmann aus.

Positiv sei dagegen, dass rund 90 Prozent der nicht (mehr) Engagierten zu einem freiwilligen Engagement bereit seien oder zumindest darüber nachdenken. Dies sei ein großes Potenzial, dass gemeinnützige Organisationen für sich nutzbar machen könnten.

 

Bericht online abrufbar

 

Der detaillierte Ergebnisbericht kann unter www.lk-row.de/umfrageehrenamt eingesehen und heruntergeladen werden. Interessierte können sich auch direkt an die Koordinierungsstelle für ehrenamtliche Arbeit wenden und Auswertungen zu einzelnen Themen, Kommunen oder Altersgruppen erhalten.

Kontakt unter der Telefonnummer. 04261/9832859 oder per Mail an ehrenamt@lk-trow.de.


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