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Jörg Monsees und Patrick Viol

Dieselloks fahren aufs Abstellgleis

Niedersachsen. Die Landesregierung will mit Akkuzügen den Bahnverkehr in Niedersachsen bis 2037 emissionsfrei machen.

Ab 2029 sollen in Niedersachsen 
Akkuzüge fahren

Ab 2029 sollen in Niedersachsen Akkuzüge fahren

Bild: freepik/alexanderliitlewolf

Ab 2029 kommen die Akkuzüge: Das Land Niedersachsen will die 100 Dieselzüge, die aktuell auf den Schienen unterwegs sind, ersetzen, wie Olaf Lies kürzlich verkündete. Der Vekehrsminister rechnet dafür mit einer Investition von rund einer Milliarde Euro - wie viel davon jeweils Bund und Land aufbringen, sei noch unklar.

Bis 2037 soll der Wechsel vollzogen sein, zwischen Ems und Elbe fahren dann nach den Plänen des Verkehrsministeriums nur noch Züge, die kein Kohlendioxid ausstoßen. Insgesamt 102 Triebzüge mit Akku-Technik sollen angeschafft werden. Diese können auf bereits elektrifizierten Strecken oder Teilabschnitten („Ladeinseln“) mit Oberleitungen während der Fahrt aufgeladen werden oder an stationären Ladeeinrichtungen halten; Fahrdraht ist also nicht auf der gesamten Strecke notwendig. Bisher sind in Niedersachsen 53 Prozent der Strecken elektrifiziert, damit liegt das Land etwa acht Prozentpunkte unter dem Bundesdurchschnitt.

Eine Besonderheit zeichne sich für das „Teilnetz Weser-Ems“ zwischen Oldenburg, Osnabrück und Bremen ab. Hier habe die Markterkundung der LNVG ergeben, dass es besonders wirtschaftlich sei, die Strecke Osnabrück-Oldenburg komplett zu elektrifizieren. Minister Lies betont: „Wir wollen, dass die Deutsche Bahn die Verbindung bis 2034 mit Fahrdraht ausbaut. Das dient nicht nur dem Nahverkehr, sondern erhöht allgemein die Flexibilität des Gesamtsystems Bahn bei Störungen.“ Die LNVG wird auf dieser Verbindung 27 Elektrotriebzüge einsetzen. Die Strecke zwischen Osnabrück und Bremen wird mit 19 Akku-Fahrzeugen befahren. Auf dem Abschnitt sollen Ladeinseln entstehen, um die Züge mit Strom zu versorgen.

 

Neue Technik für Barrierefreiheit

 

Die neuen emissionsfreien Züge sollen nicht nur beim Klimaschutz helfen. Sie bieten auch mehr Platz für Fahrgäste und Fahrräder und schaffen damit die Voraussetzung für höhere Fahrgastzahlen, teilte Minister Lies mit. Er stellte auch Fortschritte bei der Barrierefreiheit in Aussicht: Mit neuen Türen ausgestattet, ermöglichen die Akkuzüge mobilitätseingeschränkten Menschen, selbstständig ein- und auszusteigen. Die neuen Züge sind für zwei verschiedene Bahnsteighöhen geeignet. Die ersten Exemplare wird es voraussichtlich auf den Strecken im Heidekreuz geben, zwischen Bremen und Uelzen sowie zwischen Hamburg und Hannover. Hier soll der Austausch 2029 beginnen.

 

Weniger CO2 auf der Schiene

 

2037 soll dann endgültig Schluss sein mit Diesel als Treibstoff für den Schienenverkehr in Niedersachsen. Diesel ist jedoch nicht gleich Diesel: Während einige Züge bereits mehr als 20 Jahre alt sind - im Schnitt hat eine Lok eine Lebensdauer von 30 Jahren -, kommen andere noch nicht einmal auf zehn Dienstjahre. Die jüngeren Modelle sollen laut der Geschäftsführerin der Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG), Carmen Schwabl, noch weiter modernisiert werden, um die Umweltbilanz zu verbessern.

Der Eisenbahnverkehr ist schon jetzt deutlich „sauberer“ als Straße und Luft.

Zum einen fahren bereits Wasserstoffzüge u. a. bei den Eisenbahnen und Verkehrsbetrieben Elbe-Weser zwischen Bremerhaven, Cuxhaven und Buxtehude. Zum anderen stoßen Güterzüge selbst mit Dieselantrieb pro transportierter Tonne und Kilometer nur etwa ein Fünftel so viel CO2 aus wie ein LKW.

Im Personenverkehr sieht es ähnlich aus. Laut Zahlen des Umweltbundesamts rechnet man bei einem Fernzug mit etwa 32 Gramm CO2 pro Personenkilometer (Nahverkehr: 57g). Im Auto schlagen pro Personenkilometer rund 147g Kohlendioxid zu Buche, im Flugzeug sogar 230g - bei Inlandsflügen noch mehr.

 

Wumms für grünen Strom

 

Aber klar ist: 100 Prozent grün sind auch die Akkuzüge nicht, da der Strom noch nicht hundertprozentig sauber ist. Umso dringlicher sei der Ausbau der Windenergie. Aber nicht nur für die Ladung der Akkus, auch zur Herstellung von grünem Wasserstoff für die Wasserstoffzüge, so Reinhard Bussenius, Fraktionsvorsitzender der Kreistagsfraktion GRÜNE/Linke im Landkreis Rotenburg Wümme. Bussenius bewertet die Ersetzung der Dieselzüge als ein „wichtiges Signal für die Verkehrswende.“ Kritisch sieht er den Zeitrahmen bis wann alle Dieselzüge verschwunden sein sollen: „Aber die angepeilte Frist bis 2037, also in 14 Jahren, ist viel zu lang.“


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