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Carola Stach

Erinnerungen an Mario

Erinnerungen an Mario
Es ist eine traurige aber auch hoffnungsvolle Geschichte. Es muss etwa im Jahr 1972 gewesen sein. Meine Frau Gisela und ich waren etwas über 1 Jahr verheiratet und durch die Bundeswehr nach Cuxhaven gezogen. Kinder hatten wir noch keine. Gisela arbeitete damals in einem Spar-Markt in der Deichstraße. Nebenan war ein Blumenladen und die Inhaber hatten einen kleinen etwa 10 Jahre alten Sohn. Sein Name war Mario.
Zwischen Mario und meiner Frau entwickelte sich eine starke freundschaftliche Verbindung. Oft kam er und besuchte sie im Laden, auch ohne einzukaufen.
Kurz vor Weihnachten in dem Jahr kam er wieder mal zu ihr. Dieses Mal brachte er ihr ein Geschenk mit. Einen kleinen aus Tannenzapfen und Filz gemachten Weihnachtsmann. Er hatte ihn aus dem Blumenladen seiner Eltern stibitzt. Nichts Großes, aber ein sehr persönliches Geschenk. Meine Frau freute sich jedenfalls sehr darüber und versprach, dass dieser kleine Weihnachtsmann einen Platz an unserem Tannenbaum bekommt.
Nun ist das Leben aber nicht immer schön und manchmal auch nur sehr kurz. Für Mario hatte sich das Schicksal wohl nicht viel Zeit eingeplant. Er hatte Hausarrest weil er unbedingt zum Eislaufen wollte und seine Mutter es ihm verboten hatte. Das Eis war noch zu dünn. Mario schaffte es aber von zu Hause zu entwischen und ging doch aufs Eis. So nahm das Schicksal seinen Lauf. Der kleine Junge brach beim Spielen im Eis ein und konnte nicht gerettet werden. Er ist ertrunken und wurde erst Tage später gefunden.
Geblieben sind bei uns aber die Erinnerungen an ihn. Durch den kleinen Weihnachtsmann. Schon seit über 40 Jahren bekommt er einen Platz an unserem Weihnachtsbaum. Immer einen anderen, denn es ist Tradition wenn unsere Kinder und die Enkelkinder kommen, die den kleinen Mario nie kennengelernt haben, dass sie als Erstes den kleinen Weihnachtsmann Mario am Weihnachtsbaum suchen. So wiederholt sich auch jedes Jahr die Frage „Na, Mario schon gefunden?“ und die Antwort „Klar, gleich als Erstes!“. Wir denken nicht immer an ihn, aber mindestens einmal im Jahr steht er im Mittelpunkt.
Eine traurige Geschichte, was den kleinen Mario betrifft. Eine hoffnungsvolle Geschichte, weil sie zeigt, dass ein Leben und sei es noch so kurz, nicht vergessen werden muss. Ein kleiner Weihnachtsmann, mal als Geschenk gedacht, schenkt ihm ein Weiterleben, wenn auch nur in unserer Erinnerung. Ich habe ihn nie bewusst persönlich kennengelernt, aber vergessen werde ich ihn nie, den kleinen Mario aus der Deichstraße in Cuxhaven.
Jürgen Giese
Holste


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