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Nadine Schilling

Elli und Lia

Foto: Adobe Stock

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In den Wäldern von Värmland in Schweden lebt das Elchmädchen Elli. Sie lebt dort mit vielen anderen Elchen und sie liebt es, die Sterne zu beobachten. Es gibt viele Sterne am Himmel zu sehen. Große und Kleine und manchmal sogar eine Sternschnuppe.
Eines Abends, als Elli wieder einmal auf ihrer Lieblingslichtung liegt und zum Himmel hinaufschaut, sieht sie, wie eine Sternschnuppe herunterfällt. Und es ist nicht so wie sonst, dass die Sternschnuppe irgendwann verglüht. Nein, sie fällt immer weiter, und wird dabei immer heller, je näher sie der Erde kommt. Elli springt auf. So etwas Ungewöhnliches hat sie noch nie gesehen. Und dann fällt das helle Licht unweit von Elli zwischen den Bäumen auf die Erde. Elli ist sehr erschrocken. Aber im nächsten Moment sprintet sie los. Das Licht ist erloschen, aber trotzdem findet sie die Stelle, an der es gelandet ist, sehr schnell. Und was sie dort sieht, verschlägt ihr den Atem. Vor ihren Füßen, im welchen Moos, liegt ein kleines Kind mit einem großen Stern um den Kopf. Ein Sternenkind! Elli überlegt, ob das Kind verletzt oder sogar tot ist. Aber im nächsten Moment öffnet es seine Augen. Es schaut sich verstört um. „Wo bin ich?“, fragt es. „Du bist auf der Erde gelandet. Wer bist du?“ Elli möchte soviel wissen, aber sie will das Sternenkind auch nicht verschrecken. „Ich heiße Elli und bin ein Elch.“ Das Sternenkind fängt an zu weinen. „Ich bin beim Spielen mit meinen Freunden wohl aus dem Himmel gepurzelt“, schluchzt sie. „Mein Name ist Lia.“ „Sei nicht traurig“, sagt Elli voller Mitgefühl. „Ich kann deine Freundin sein, dann bist du hier nicht alleine.“ Lia wirkt immer noch traurig, aber wenigstens hört sie auf zu weinen. „Komm mit“, fordert Eli Lia auf, „ich zeige dir meinen Wald.“ Lia klettert auf Ellis Rücken und dann geht es los. Elli zeigt Lia alle ihre Lieblingsplätze. Die schöne Lichtung, von der aus sie beobachtet hat, dass Lia vom Himmel gefallen ist, den dicken Baum mit dem Eulenloch, die Stelle, an der das beste Moos wächst und den Teil des Waldes, in dem die Bäume sehr dicht stehen und es richtig dunkel ist.
Einige Wochen sind vergangen seit Elli Lia im Wald gefunden hat. Die beiden sind dicke Freunde geworden. Jeden Tag toben sie durch den Wald, spielen Verstecken und Fangen oder besuchen andere Elche, die dort leben. Elli ist so glücklich über ihre Freundschaft mit Lia. Aber ihr fällt auf, dass Lia immer blasser wird. Der Stern um ihren Kopf ist schon fast durchsichtig. Und als sie an diesem Abend mal wieder auf der schönen Lichtung liegen und in den Himmel schauen, fängt Lia plötzlich an zu weinen. „Was hast du?“, fragt Elli erschrocken. „Ich habe so dolles Heimweh. Und ich vermisse meine Sternenfreunde“, antwortet Lia ganz traurig. „Ach, könnte ich doch nur wieder in den Himmel kommen. Aber ich weiß nicht, wie das gehen soll.“ Wieder laufen Tränen über Lias Gesicht. Jetzt ist auch Elli ganz traurig. Und sie weiß, dass sie etwas unternehmen muss. „Ich glaube, ich weiß wer uns helfen kann!“, sagt sie mit zuversichtlicher Stimme zu Lia. „Aber dafür müssen wir eine kleine Reise machen.“ Lia ist ganz aufgeregt. Sollte es doch noch eine Möglichkeit geben, dass sie wieder in den Himmel kommt?
Die Beiden machen sich sofort auf den Weg. Vor ein paar Tagen hat es angefangen zu Schneien. Ihr Weg führt sie immer weiter nach Norden, und die Schneedecke wird immer dicker. Am frühen Vormittag des dritten Tages kommen sie an ihrem Ziel an. Eine Rentierstation in Lappland. „Wo sind wir hier? Und wer soll uns helfen?“, fragt Lia. Elli ist ein wenig außer Atem. „Wir sind hier auf einer Rentierstation. Und jedes Jahr am 9.Dezember kommt hier der Weihnachtsmann, und sucht sich die Rentiere aus, die am Heilig Abend seinen Schlitten ziehen sollen“, erklärt Elli. „Und wann ist der 9. Dezember?“, will Lia ganz aufgeregt wissen. „Der ist heute. Ja, heute Nachmittag kommt der Weihnachtsmann. Deshalb hatte ich es ja auch so eilig.“ Elli und Lia suchen sich ein ruhiges Plätzchen hinterm Stall. Sie haben noch ein paar Stunden Zeit, deshalb können sie hier ein wenig ausruhen von der anstrengenden Reise. Es war schon dunkel, als sie plötzlich Stimmen hören. Schnell springen Elli und Lia auf und schauen um die Ecke der Stallwand. Dort sehen sie den Besitzer der Rentierstation und den Weihnachtsmann stehen. Die Beiden verhandeln miteinander, welche Rentiere der Weihnachtsmann mitnehmen soll. Elli läuft los, direkt auf den Weihnachtsmann zu. „Halt!“ ruft Lia, „ich will doch mit.“ Die beiden Männer schauen verblüfft auf Elli und Lia. „Na, was wollt ihr Beiden denn?“ fragt der Weihnachtsmann, „Geschenke gibt es noch nicht.“ Er schmunzelt. „Nein, nein.“ Elli ist ganz aufgeregt. „Aber wir haben eine Bitte an dich, lieber Weihnachtsmann.“ Sie erzählt ihm die Geschichte von Lia, die vom Himmel gefallen ist, sich mit ihr angefreundet hat, aber jetzt ganz krank vor Heimweh ist. „Und wie kann ich helfen?“ will der Weihnachtsmann wissen. „Du holst doch heute die Rentiere ab. Kannst du Lia dann nicht wieder mit zurücknehmen in den Himmel? Erklärte Elli ihm. „Wenn ich euch damit helfen kann, so will ich das gerne tun. In einer Stunde geht es los.“ Der Weihnachtsmann geht mit dem Rentierbesitzer zur Koppel, um die Rentiere auszusuchen. Lia schwirrt der Kopf. Sie weiß gar nicht, was hier passiert. Aber sie freut sich riesig, dass sie bald wieder im Himmel bei ihren Freunden sein kann. Doch dann wird sie traurig, weil ihr einfällt, dass Elli ja hier bleiben muss. Eine Stunde später mahnt der Weihnachtsmann zum Aufbruch. Lia und Elli umarmen sich und müssen beide weinen. „Weißt du, wenn ich wieder am Himmel stehe, kannst du mich sehen. Du erkennst mich an meiner rötlichen Strahlung. Und ich werde deinen Weg immer beleuchten.“ verspricht Lia. „Weißt du, dass dein Stern wieder golden glänzt?“ fragt Elli sie. „Ich glaube, es ist gut, dass du wieder zurück in den Himmel gehst, weil du dahin gehörst und dort glücklich bist.“ Elli setzt Lia auf eines der Rentiere und schon sausen sie los. Noch lange schaut Elli dem Weihnachtsschlitten nach.
Ein paar Tage später liegt Elli wieder auf ihrer Lichtung und beobachtet den Sternenhimmel. Da fällt ihr plötzlich ein Stern auf, der einen rötlichen Strahlenkranz um sich hat. Und als sie genauer hinschaut, sieht sie, dass dieser Stern ab und zu aufblinkt. „Schön, das es dir da oben so gut geht.“ denkt Elli. „Und ich freue mich riesig, dass ich dich kennenlernen durfte, Lia. Die Zeit mir dir war toll.“ Elli ist glücklich und zufrieden. Und Lia blinkt zustimmend vom Himmel.
Am Heilig Abend findet Elli auf ihrer Lichtung ein kleines Päckchen. Und als sie es öffnet, befindet sich eine Kette darin, mit einem kleinen goldenen Stern als Anhänger.
Anke Diedrich, Gnarrenburg


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