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Ulla Ingenhoven

Nicht immer gesetzestreu - Mevenstedter Theoterspeeler kamen wieder gut an

Mevenstedt (ui). Vorhang auf für die Mevenstedter Theoterspeeler! In diesem Jahr stand der Dreiakter „Minsch wen mutt de Minsch“ von Günther Siegmund auf dem Programm. Die beiden Bühnenbauer Werner Prigge und Heiko Kück hatten eine eher gemütliche Polizeistation auf die Bühne gezaubert, in der sich so allerhand abspielte, das allerdings nicht immer mit dem Gesetz vereinbar war. Als Regisseurin Gabi Monsees das Manuskript in den Händen hielt, wusste sie gleich: Der Polizeiobermeister ist in ihrer Fassung kein Mann, sondern eine Frau, und zwar eine, die in der Rolle so richtig aufgeht: Tamara Ranke.
Die Reinmachefrau (Kerstin Müller, links) und der Vagabund (Diethelm Meyer) reden auf  Polizeiobermeisterin (Tamara Ranke) ein.  Foto: ui

Die Reinmachefrau (Kerstin Müller, links) und der Vagabund (Diethelm Meyer) reden auf Polizeiobermeisterin (Tamara Ranke) ein. Foto: ui

Der (Befehls)Ton auf der Polizeistation in dem beschaulichen Dorf Freedensee ist rau, denn Polizeiobermeisterin Hanna Wilke hat im wahrsten Sinne des Wortes die Hosen an. Schon mit ihrer Art, wie sie sich am Telefon meldet - „jo, hier bin eck“ -, kommt sie beim Publikum gut an. Ihren Kollegen Oberwachtmeister Karl Benthin (Torsten Peper) bezeichnet sie in dessen Abwesenheit auch gern als Embryo, „weil ein Baby mehr Verstand hat als er“. Dass sie nicht immer ganz gesetzestreu handelt, zeigt sich schon morgens auf dem Revier. Dann wird erst einmal der Schnaps hervorgeholt. Und wenn ihr Kollege Theo von der Polizeistation Burghausen gegenüber anruft, geht es um den nächsten Schachzug auf dem Brett, das sie vor sich stehen hat. Dann muss jemand mit seinem Anliegen eben mal warten. Martin Stingel (Norbert Czelk) ist Gemeindediener, und als solcher holt er bei Hanna einen Steckbrief ab, natürlich nicht, ohne mit ihr vorher anzustoßen - so wie sie es mit jedem handhabt. Gesucht wird nämlich eine gewisse Karoline Weilich, die wegen Kindesmord gesucht wird. Sie soll mit Vorliebe grüne Kleidung tragen …
 
„Minsch wen mutt de Minsch“
Dann ist da noch der heruntergekommene Vagabund Sebastian Knoop (Diethelm Meyer), der der Reinmachefrau Emma Wiggers (Kerstin Müller) zwei Hühner geklaut hat. „Eigentlich hättest du den Mors voll verdient“, raunzt Polizeiobermeisterin Wilke ihn an. Aber sie verurteilt ihn kurzerhand zu einer Freiheitsstrafe von 14 Tagen. Natürlich weiß sie, dass sie das gar nicht kann, aber wie gesagt, sie nimmt das mit dem Gesetz ja nicht so genau. Aber gemäß dem Motto „Minsch wen mutt de Minsch“ soll Herr Knoop dann doch nicht eingesperrt werden, sondern bei der Reinmachefrau Holz hacken und die zweite Woche für den Sportplatz arbeiten.
Und plötzlich steht da eine nackte „Touristin“ namens Marie Kleinschmidt draußen vor der Tür … „Das ist gegen gute Sitten und Moral“, fährt Hanna Wilke die Arme an, reicht ihr einen Mantel, verdonnert sie aber zu einer Woche Haft und 50 Euro Geldstrafe wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses … „Was ich in der kleinen Gemeinde alles zu tun hab‘, da kann sich keen een eine Vorstellung machen.“ Denn da ist ja noch die Sache mit dem Großbauern und Gastwirt, der seine Mitarbeiterin Friedel Stingel - Hanna nennt sie nur Mademoiselle Fridelle - (Manon Behrens-Knoblauch) mit vier Buddeln Schnaps vorschickt, damit die Polizeiobermeisterin das mit der Sperrstunde nicht so genau nimmt. „Das ist Beamtenbestechung, ich bin Hüter der Ordnung und trage Verantwortung“, macht sie klar und steckt die vier Flaschen ein. Auch Pastor Petersen taucht auf, der sich einen neuen Gemeindesaal wünscht und über seine leere Kirche jammert. „Dann müssen Sie eben eine Musikbox aufstellen“, damit der Klöterbüddel klingelt, rät ihm Hanna.
 
Die Leiche muss weg
Ja, ja, es geht schon hoch her auf der kleinen Polizeistation. Und als dann auch noch eine weibliche Leiche in einem grünen Kleid gefunden wird, dann wird‘s ganz hektisch. Ist das etwa die Gesuchte? Die Leiche muss weg, schließlich will Hanna verhindern, dass ein großes Polizeiaufgebot in das kleine Dorf kommt. Sie befiehlt Stingel, die Leiche im Boot auf die andere Seeseite nach Burghausen zu bringen. Dann ist nämlich Theo dafür zuständig …
Aber was führt eigentlich die Touristin im Schilde? Wer hat nur den anonymen Brief geschrieben, um Hanna Wilke loszuwerden? Und ganz wichtig: Wo ist eigentlich die Leiche? All diese Fragen sollen an dieser Stelle natürlich nicht beantwortet werden. Die Antworten erfahren Besucher am 2./3./8./10. und 22. November jeweils ab 19.30 Uhr sowie am 24. November ab 15 Uhr mit Kaffee und Kuchen. Die Zuschauer waren begeistert und sparten auch nicht mit Applaus. Jeder spielte seine Rolle authentisch, allen voran Tamara Ranke mit ihrem forschen Auftreten und ihrer wunderbaren Mimik.


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