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Ein Dorf im Kunstrausch 37 Künstler:innen nahmen an Offenen Ateliers teil

Worpswede (nek). Die Möglichkeit, Kunstschaffenden bei der Arbeit zuzuschauen, bietet sich nicht alle Tage. Kürzlich öffneten 37 Künstler:innen in Worpswede ihre Ateliers für mehrere Tage.
Diana, eine Aluminium-Skulptur von Gisela Eufe, die Symbiose von Mensch, Tier und Elementen. Foto: nek

Diana, eine Aluminium-Skulptur von Gisela Eufe, die Symbiose von Mensch, Tier und Elementen. Foto: nek

Jeder Besuch in einer Werkstatt gleicht einem kleinen Abenteuer. Je nach Arbeitsweise duftet es nach Holz in der Werkstatt eines Holzbildhauers, im Atelier der Maler liegt der Geruch der Farben und, gelegentlich, Lösungsmittel in der Luft. Jeder Arbeitsplatz eines Künstlers oder einer Künstlerin entwickelt so ein eigenes Flair.
Vom 9. bis zum 11. Juli präsentierten sich an 28 Ausstellungsorten präsentierten 37 Künstler:innen ihre Werke, dazu fanden diverse Ausstellungen zu Paula Modersohn-Becker statt. Ausgehend von der Bergstraße sorgte ein Shuttle-Service dafür, dass weiter weg gelegene Künstlerstandorte auch für Fußgänger bequem erreicht werden konnten.
 
Mehr als die alte Meister:innen
 
Dass Worpswede viel mehr ist als die alten Meister:innen zeigte sich in der Vielzahl der künstlerischen Genres. Fotografien von Simon Sola Holischka, Ciprian Olaru und Klaus Oberer waren ebenso vertreten wie Druckgrafiken von Ina und Markus Landt. Bei Almut Rabenstein und Sabine Oberer-Cetto gab es feinen Schmuck zu bewundern, Ingrid Ripke-Bolinius ließ sich zur Herstellung von feinem Porzellan befragen und bei Christel Schäfer-Pieper konnten die Besucher in die Welt der Keramik abtauchen.
Ein breites Feld nahmen die Künstlerateliers der Maler:innen ein, so bei Ulli Zipp im Hans-am-Ende-Weg oder bei Anne Sommer in der Hembergstraße. Und nicht nur die alten Maler haben Worpswede zu seinem Ruhm verholfen, auch die Bildhauer:innen waren maßgeblich daran beteiligt.
An diesem Wochenende zeigten Bernd Altenstein, Gisela Eufe und Christoph Fischer gemeinsam ihre Werke in der Werkstatt und auf dem Gelände in der Bauernreihe. Hier hatte Gisela Eufe ihre „Diana“ platziert, ein Wesen zwischen Mensch und Fisch, bewehrt mit einem echten Hirschgeweih auf den Schultern. „Diana symbolisiert die Einheit zwischen Mensch, Tier und den Elementen“, erläutert Gisela Eufe. Der Leib der Figur besteht aus Aluminium und wurde in einem Stück in Sand gegossen. „Das ist eine wahre Herausforderung!“, erklärte Eufe ihren Besuchern.
Als ‚wandelndes Kunstwerk‘ besuchten auch drei Mitglieder der Berliner Gruppe ‚Gogo Trash‘ den Künstlerort Worpswede. Gewandet in schillernde, glitzernde und knisternde Hüllen aus recyceltem Abfall, mit Make-up und Bodypainting boten die drei selbst einen Höhepunkt in der Worpsweder Kunstszene. Bei Sven Bartels in der Bahnhofstraße durften die Besucher in die Werkstatt des Cajonbauers hineinschnuppern.
 
Marke Eigenbau
 
„Die Cajon ist ein aus Peru bzw. Kuba stammendes Perkussionsinstrument. Es hat einen trommelähnlichen Klang und wird mit den Händen, vereinzelt mit Besen gespielt“, erläutert Sven Bartels und führt eine seiner ‚Kistentrommeln‘ auch gleich vor. Thomas und Zuzanna Schmitz sind aus Oyten nach Worpswede gekommen, um sich hier bei den offenen Ateliers umzusehen. Die jungen Musiker:innen sind dabei bei Sven Bartels gleich auf einen Seelenverwandten gestoßen. „Ich bin Musiker und bin darüber zur Cajon gekommen“, erläutert Bartels. Dann habe er angefangen, sich seine Instrumente aus Birken-Multiplexholz selbst herzustellen. Das Multiplexholz bildet das Trägermaterial, auf das dann unterschiedliche Furnierhölzer aufgebracht werden können. Ein Snare-Teppich sorgt für musikalischen Effekte. Die Spielfläche ist nicht überall fest mit dem Klangkörper verbunden. „Ein wenig Spiel muss an einer Ecke vorhanden sein, das dient dem Klang“, erklärt Sven Bartels Elena, Clara und David, den drei Kindern von Thomas und Zuzanna.
 
Worpsweder Spiegelungen
 
Bei Roland Darjes konnten die Besucher sozusagen sich selbst begegnen. Der Künstler, der einen Großteil der Zeit in seiner Wahlheimat Shanghai verbringt, hatte auf seinem Gelände in Worpswede die ‚Worpsweder Spielelungen‘ aufgestellt – Skulpturen aus verspiegeltem Edelstahl. So schien es, als würde der Besucher sich selbst entgegenkommen, während aus einem anderen Blickwinkel das Objekt in der Landschaft verschmolz. Verfremdet und doch vertraut bilden sie eine Einheit mit ihrer Umgebung und schaffen Raum für die Symbiose aus Fantasie und Wirklichkeit.


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