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Was ist Daytrading und wie funktioniert es?

Bild: N49 - Agentur für Strategie und Performance

Beim Daytrading handelt es sich um eine Form der Wertpapierspekulation, bei der ein Händler ein Finanzinstrument innerhalb desselben Handelstages kauft und verkauft, so dass alle Positionen geschlossen werden, bevor der Markt an diesem Handelstag schließt. Hierbei ist das Ziel, unüberschaubare Risiken und negative Kurslücken zwischen dem Tagesabschluss und dem Eröffnungskurs am nächsten Tages zu vermeiden. Dank der Digitalisierung und modernen Software-Tools ist dieser Prozess innerhalb von 20 ms bis 50 ms mit der Hilfe eines guten Brokers fast in Echtzeit möglich.

Techniken und Daytrading Strategien
Für langfristigen Erfolg erfordert Daytrading eine solide Methode. Im Folgenden werden einige grundlegende Handelsstrategien vorgestellt, mit denen Trader versuchen, Gewinne zu erzielen. Bei einigen Ansätzen sind Leerverkäufe erforderlich: Der Händler leiht sich für einen bestimmten Zeitraum Aktien von einem Broker für Daytrader und verkauft sie in der Hoffnung, dass der Kurs fällt. Ist dies der Fall, kauft er die Aktien zu dem neuen, niedrigeren Preis.

Trendverfolgung
Hierbei handelt es sich um eine Strategie, die während aller Handelszeiträume angewandt wird. Sie geht davon aus, dass der Kurs von Finanzinstrumenten, welcher stetig gestiegen ist, auch weiterhin steigen wird, oder umgekehrt, kontinuierlich gefallene Kurse auch weiterhin fallen werden. Händler können profitieren, indem sie ein Instrument, das gestiegen ist, kaufen oder ein fallendes Instrument leerverkaufen, in der Erwartung, dass sich der Trend fortsetzen wird.

Antizyklisches Investieren
Dies ist eine Strategie, welche ebenfalls während aller Handelszeiträume eingesetzt wird. Hierbei geht man davon aus, dass sich der Trend von Finanzinstrumenten, die stetig gestiegen sind, umkehren und fallen werden. Hinsichtlich gefallener Kurse spekuliert man auf einen Anstieg. Entsprechende Händler kaufen ein Instrument, welches im Wert gefallen ist oder verkaufen ein steigendes leer.

Range Trading
Bei diesem Handelsstil beobachtet man Aktien, die sich entweder von einem Unterstützungspreis nach oben oder von einem Widerstandspreis nach unten bewegt haben. Das heißt, jedes Mal, wenn die Aktie einen Höchststand erreicht, fällt sie wieder auf ihren Tiefststand zurück und umgekehrt. Range Trader kaufen ein Finanzinstrument daher zum Tiefstkurs oder zu einem Preis nahe dem Tiefstkurs und verkaufen es (möglicherweise per Leerverkauf) zum Höchstkurs.
Ein ähnlicher Ansatz ist die Suche nach Bewegungen außerhalb einer etablierten Spanne. Die Kurse von Finanzinstrumenten bewegen sich üblicherweise zwischen einem Höchststand, dem sogenannten Widerstandsniveau und einem Tiefststand, dem sogenannten Unterstützungsniveau. Wird das Widerstandsniveau überschritten, ist dies ein Signal für einen entsprechenden Händler, in das jeweilige Finanzinstrument zu investieren. Hierbei spekuliert er darauf, dass der Kurs weiter steigt. Umgekehrt gilt: Wird das Unterstützungsniveau unterschritten, verkauft der Händler, da er davon ausgeht, dass der Preis weiter fällt.

Scalping
Dabei nutzen Spekulanten die Differenzen zwischen Geld- und Briefkurs in einem kleinen Zeitrahmen. Diese Kurse bilden den aktuellen Marktwert eines Finanzinstruments ab. Während der Geldkurs zeigt, was Käufer maximal bereit sind, zu bezahlen, gibt der Briefkurs darüber Aufschluss, was sie letztendlich bezahlen müssen. Man kauft grundsätzlich zum Briefkurs und verkauft zum Geldkurs. Die Differenz zwischen beiden Größen ist das Honorar, welches der Broker bekommt. Beim Skalpieren wird darauf spekuliert, dass der Geldkurs zeitnah den vorab bezahlten Briefkurs übersteigt und man daher mit Gewinn wieder verkaufen kann.

Rabatthandel
Beim Rabatthandel werden ECN-Rabatte als primäre Gewinn- und Einnahmequelle genutzt. ECN steht in diesem Fall für "Electronic communication network" (deutsch: elektronisches Kommunikationsnetzwerk). Dies ist ein Netzwerk, welches den Handel mit Finanzprodukten außerhalb traditioneller Börsen erleichtert. Die meisten ECNs verlangen Gebühren von Kunden, die ihre Aufträge sofort zu den bestmöglichen Konditionen ausführen lassen wollen, gewähren jedoch auch Rabatte, wenn man ihnen hilft, ihre Liquidität zu erhöhen.
Dies geschieht, indem Kunden einem solchen Netzwerk sogenannte Limitaufträge erteilen. Hierbei handelt es sich um Aufträge mit einem festgelegten Kauf- bzw. Verkaufspreis. Ausgeführt wird ein solcher Auftrag nur dann, wenn das Finanzinstrument besagten Preis erreicht oder überschreitet. Wer mit entsprechenden Rabatten agiert, maximiert seine Rendite in der Regel durch Aktienhandel zu niedrigen Kursen und mit hohem Volumen.

Handel mit Nachrichten
Die grundlegende Strategie hierbei besteht darin, ein Finanzinstrument zu kaufen, bezüglich dessen gerade positive Nachrichten kursieren oder bei negativen Nachrichten leer zu verkaufen. Solche Faktoren sorgen für eine enorme Volatilität und damit für eine große Chance auf schnelle Gewinne. Ob entsprechende Nachrichten als positiv oder negativ bewertet werden, muss anhand der Kursentwicklung bestimmt werden, da die Reaktion des Marktes möglicherweise nicht mit dem Inhalt der Nachrichten übereinstimmt.

Price-Action-Handel
Diese Art Daytrading basiert auf der technischen Analyse, jedoch nicht auf herkömmlichen Indikatoren. Entsprechende Händler verlassen sich auf eine Kombination aus Preisbewegungen, Chartmustern, Volumen und anderen Rohdaten des Marktes, um zu beurteilen, ob sie einen Handel eingehen sollten oder nicht. Das erfordert fundierte Kenntnisse in Bezug auf Grundprinzipien und Funktionsweise von Märkten.

Marktneutraler Handel
Dies ist eine Strategie zur Risikominderung. Hierbei geht ein Händler eine Long-Position in einem Finanzinstrument und eine Short-Position in einem anderen damit verbundenen Instrument ein.

Algorithmischer Handel
Bei dieser Form von Daytrading werden entsprechende Aufträge mithilfe automatisierter vorprogrammierter Handelsanweisungen, die Variablen wie Zeit, Preis und Volumen berücksichtigen, ausgeführt. Man möchte die höheren Geschwindigkeiten und Rechenressourcen, welche Computer gegenüber menschlichen Händlern aufweisen, nutzen.

Geschichte
Vor 1975 waren die Börsenmaklerprovisionen in den USA auf 1 % des Handelsbetrages festgesetzt, d. h. der Kauf von Aktien im Wert von 10.000 US-Dollar kostete den Käufer 100 US-Dollar Provision und dieselbe Summe beim Verkauf. Folglich mussten die Händler mehr als 2 % verdienen, um ihre Kosten zu decken, was an einem Tag schwer zu schaffen war. 1975 erklärte die US-Börsenaufsichtsbehörde (SEC) feste Provisionssätze für illegal. Daraufhin sanken diese erheblich.
Die Abrechnungszeiträume für Finanzgeschäfte waren früher deutlich länger als heute. Vor Beginn der 1990er-Jahre konnten beispielsweise an der Londoner Börse Aktien bis zu zehn Arbeitstage nach dem Kauf bezahlt werden, so dass Händler am Anfang eines Abrechnungszeitraums Wertpapiere kaufen (oder verkaufen) konnten, um sie dann vor dem Ende dieses Zeitraums in der Hoffnung auf einen Kursanstieg zu verkaufen (oder zu kaufen). Diese Praxis war mit dem heutigen Handel identisch, nur dass die Abrechnungsperiode länger dauerte. Um das Marktrisiko zu verringern, beträgt die Abwicklungsfrist heute in der Regel zwei Arbeitstage.
Die Broker verlangen üblicherweise, dass die Gelder vor jedem Handel verbucht werden. Eine Verkürzung der Abwicklungsfrist verringert die Wahrscheinlichkeit von Zahlungsausfällen, war aber vor der Einführung der elektronischen Eigentumsübertragung nicht möglich.

Electronic communication networks
ECNs sind Netzwerke, in denen Broker Finanzinstrumente zu einem bestimmten Preis (dem Briefkurs) zum Verkauf oder zu einem bestimmten Preis (dem Geldkurs) zum Kauf anbieten können. Sie wurden erstmals mit der Gründung des japanischen ECNs "Instinet" im Jahr 1969 bedeutsam.
Ein nächster wichtiger Schritt bei der Entstehung von Daytrading war die Gründung der "National Association of Securities Dealers Automated Quotations Stock Market" (kurz: NASDAQ) im Jahre 1971. Hierbei handelt es sich um eine virtuelle Börse, an der die Aufträge elektronisch übermittelt werden. Die Umstellung von Aktienzertifikaten in Papierform und schriftlichen Aktienregistern auf "entmaterialisierte" Aktien erforderte nicht nur weitreichende Gesetzesänderungen, sondern auch technologische Fortschritte: Online- und Echtzeitsysteme anstelle von Batch-Systemen, elektronische Kommunikation anstelle von Post, Telex usw.
Diese Entwicklungen läuteten das Aufkommen des Market-Makers ein. Ein Market-Maker verfügt über einen Bestand von Aktien, die er kaufen und verkaufen kann. Gleichzeitig ermöglicht er es, diese Aktien zu kaufen und zu verkaufen. Den Verkauf von Aktien bietet der Market-Maker zu einem höheren Preis an als den, zu dem er den Kauf anbietet. Diese Differenz wird als "Spread" bezeichnet. Grundsätzlich ist es ihm gleichgültig, ob die Aktie steigt oder fällt. Der Market-Maker versucht lediglich, ständig für weniger zu kaufen als zu verkaufen. Heute gibt es etwa 500 Firmen, die als Market Maker bei ECNs tätig sind und in der Regel mit vier bis vierzig verschiedenen Aktien handeln.
Als es noch keine entsprechenden rechtlichen Verpflichtungen gab, stand es den Market-Makern frei, in ECNs geringere Spreads anzubieten als an der NASDAQ. Am 19. Oktober 1987 ereignete sich der erste Börsenkrach nach dem zweiten Weltkrieg. Dieser ging als "Schwarzer Montag" in die Geschichte ein. Hiernach erließ die US-amerikanische Börsenaufsichtsbehörde Regeln, welche die Market Maker dazu verpflichteten, ihre besten Kurse an der NASDAQ zu veröffentlichen.
In den späten 1990er Jahren begannen die bestehenden ECNs, ihre Dienste auch Kleinanlegern anzubieten. Die Möglichkeit für Privatpersonen, über elektronische Handelsplattformen Daytrading zu betreiben, fiel mit der extremen Hausse bei Technologietiteln von 1997 bis Anfang 2000 zusammen. Dieses Phänomen wurde als Dotcom-Blase bekannt. In dieser Zeit machten viele Anleger enorme Gewinne, indem sie entsprechende Aktien morgens kauften und nachmittags mit 400 % Gewinn wieder verkauften. Im März 2000 platzte die Dotcom-Blase jedoch und viele Menschen verloren ihr Vermögen wieder.
Ab Ende der 1990er Jahre boten mehrere neue Market-Maker parallel zum Aktienhandel Daytrading mit Devisen und Derivaten über elektronische Handelsplattformen an. Diese ermöglichten Tageshändlern den sofortigen Zugang zu dezentralisierten Märkten wie Devisenmärkten. Solche Firmen bieten in der Regel Handel auf Marge an, so dass beim Daytrading mit geringem Kapital große Positionen eingegangen werden können. Das ist jedoch mit erhöhtem Risiko verbunden. Aufgrund seiner Liquidität und des 24-Stunden-Charakters des Marktes wurde der Devisenhandel für Privatkunden jedoch sehr beliebt.

Rechtliche Lage in Deutschland
In §§ 63 bis 96 des Wertpapierhandelsgesetzes (kurz: WpHG) werden unter anderem die in Deutschland gültigen Regeln in Bezug auf Daytrading beschrieben. Vom steuerlichen Gesichtspunkt her greift beim Daytrading die Abgeltungssteuer mit 25 %. Hinzu kommen noch der Solidaritätszuschlag und ggf. die Kirchensteuer. Alle Erträge, die unter 801 Euro (ledige Personen) bzw. 1.602 Euro (für Ehepartner) liegen, bleiben steuerfrei.


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