

Niedersachsen. Im Elbe-Weser-Raum hellt sich die wirtschaftliche Stimmung im zweiten Quartal leicht auf. Doch trotz positiver Tendenzen dominieren Unsicherheit, Fachkräftemangel und politische Rahmenbedingungen die wirtschaftlichen Erwartungen.
Im aktuellen Konjunkturbericht der Industrie- und Handelskammer Elbe-Weser sprechen knapp sechs von zehn Unternehmen von einem zufriedenstellenden oder saisonüblichen Verlauf. 21 Prozent der Betriebe melden eine gute Geschäftslage – 19 Prozent eine schlechte. Letztere Zahl ist gegenüber dem Vorquartal deutlich gesunken, was den Saldo aus positiver und negativer Bewertung erstmals seit eineinhalb Jahren wieder ins Plus hebt. Die Erwartungen an die kommenden Monate verbessern sich dagegen kaum. Während elf Prozent der Unternehmen optimistisch in die Zukunft blicken, rechnen 30 Prozent mit einer Verschlechterung.
Als größte Herausforderungen nennen die Befragten die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (62 Prozent), steigende Arbeitskosten (54 Prozent), die Fachkräftesicherung sowie die schwache Inlandsnachfrage (50 Prozent). Auch Bürokratie, geopolitische Konflikte und Unsicherheit im internationalen Handel bereiten den Unternehmen Sorgen.
Ein Blick in die Vergangenheit offenbart ein wiederkehrendes Muster: Die Erwartungen der Unternehmen fallen regelmäßig pessimistischer aus, als die tatsächliche wirtschaftliche Lage – eine Diskrepanz, die sich auch in den Vergleichsgrafiken des aktuellen Berichts zeigt.
Industrie
Im industriellen Sektor fällt die Stimmung gemischt aus. Besonders bei der Metallverarbeitung, im Ernährungsgewerbe und in der Energieversorgung ist die Lage tendenziell besser. Maschinenbau und Elektrotechnik hingegen berichten von Problemen. Zwar ist der Anteil unzufriedener Betriebe deutlich gesunken (26 statt 41 Prozent), doch bleibt der Auftragsbestand schwach und die Erwartungen trüben sich erneut ein. Ein Drittel der international tätigen Industriebetriebe erwartet in den kommenden Monaten sinkende Exporte.
Nur sechs Prozent der Industriebetriebe berichten von gut gefüllten Auftragsbüchern, 38 Prozent sehen den Bestand als zu gering an. Auch bei Investitionen herrscht Zurückhaltung: 26 Prozent wollen weniger investieren, 24 Prozent mehr. Zwei Drittel der Betriebe planen mit gleichbleibendem Personalstand, ein Viertel rechnet mit Rückgang.
Bau
In der Bauwirtschaft bleibt die Lage stabil, wenn auch wenig dynamisch. 85 Prozent der Betriebe berichten von einem zufriedenstellenden Quartalsverlauf. Nur noch neun Prozent bewerten ihre Lage als schlecht – deutlich weniger als im Vorquartal. Im Hochbau legen die Auftragseingänge zu, während sie im Tief- und Ausbaugewerbe stagnieren. Der Blick in die Zukunft bleibt zwiegespalten: 25 Prozent der Betriebe erwarten eine schlechtere Geschäftsentwicklung, 16 Prozent hoffen auf Besserung.
Die Branche leidet unter Fachkräftemangel, steigenden Lohnkosten und schwacher Nachfrage. Hoffnung setzt man auf den von der Bundesregierung angekündigten „Bau-Turbo“.
Handel
Im Einzelhandel geht die Schere weiter auseinander. Während der Technik- und Lebensmittelhandel relativ stabil bleibt, meldet der Bekleidungssektor überwiegend schlechte Zahlen. Nur 21 Prozent sprechen von einem guten Quartal, während 37 Prozent unzufrieden sind. Im stationären Handel sinken die Umsätze – im Onlinehandel zeigt sich ein gemischtes Bild.
Im Groß- und Außenhandel hat sich die Stimmung verbessert. Nur noch 19 Prozent melden eine schlechte Lage (Vorquartal: 29 Prozent), 55 Prozent zeigen sich zufrieden. Dennoch bleibt der Ausblick auch hier verhalten: Ein Viertel der Großhändler erwartet eine Verschlechterung.
Dienstleister
Im Dienstleistungssektor zeigen sich Licht und Schatten. Positiv bewerten Werbeagenturen, Architektur- und Ingenieurbüros sowie die Wohnungswirtschaft das Quartal. Medien- und IT-Branche bleiben uneinheitlich. Während elf Prozent der Betriebe ihre Lage als schlecht bezeichnen – halb so viele wie im Vorquartal – erwarten nur acht Prozent eine Besserung.
Die Investitionspläne sind durchwachsen: 37 Prozent wollen mehr investieren, 30 Prozent weniger. Auch hier dominieren strukturelle Probleme: Hohe Arbeitskosten, schwache Nachfrage und die politischen Rahmenbedingungen sorgen für Unsicherheit.
Arbeitsmarkt
Die Arbeitslosenquote im Elbe-Weser-Raum liegt bei 4,8 Prozent und damit unter Landes- (6,0 Prozent) und Bundesniveau (6,2 Prozent). Dennoch sind 800 Menschen mehr arbeitslos gemeldet als vor einem Jahr. Gleichzeitig ist die Zahl offener Stellen rückläufig: Ende Juni wurden 6.150 unbesetzte Stellen gezählt – 600 weniger als im Vorjahresmonat.