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Alfons Volmer

Kein Vergessen

Osterholz-Scharmbeck. Alfons Volmer begleitete die Gedenkveranstaltung an die Opfer der Reichspogromnacht, die am 9. November am Jüdischen Mahnmal stattfand.

„Glücklich ist, wer vergisst, was nicht mehr zu ändern ist“ - Dieser unzählige Poesiealben schmückende Satz von Johann Strauß könnte zwar der Schlüssel zu einem sorgenfreien Leben sein, darf aber keineswegs gelten, wenn es darum geht, furchtbarste menschenverursachte Ereignisse wie die Reichspogromnacht auszublenden. In dieser Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 griffen nationalsozialistische Schergen in ganz Deutschland und Österreich jüdische Mitbürger:innen auf äußerst brutale Weise an und verwüsteten in ihrem Zerstörungswahn deren Wohn-, Geschäfts- und Gebetshäuser. Auch in Osterholz-Scharmbeck bahnte sich der überwiegend uniformierte braune Mob zusammen mit zivilen Sympathisierenden unter den Augen der untätigen Polizei grausam seinen Weg. Es wurden jüdische Menschen verfolgt, misshandelt sowie verhaftet und später auch in verschiedene KZ abtransportiert. Die 1865 erbaute Synagoge wurde nach massiver Beschädigung in Brand gesetzt, der jedoch gegen jeglichen Befehl aufgrund der Zivilcourage und Initiative des beherzten Feuerwehrbrandmeisters Fritz Torbohm gelöscht werden konnte.

 

Erinnerung an die Zukunft

 

„So etwas darf nie wieder geschehen und deshalb sind wir heute hier, auch damit alle Menschen, denen so unendlich Furchtbares widerfahren ist, nicht vergessen werden“, sagte Bürgermeister Torsten Rohde vor den ca. 45 Anwesenden, die sich zu der jährlich stattfindenden abendlichen Gedenkfeier um das Jüdische Mahnmal an der Bahnhofstraße 17 versammelt hatten. Als dann die Namen der 23 Opfer verlesen wurden, wehte der eisige Hauch einer unveränderbaren furchtbaren Historie zwischen den über mannshohen Granitstelen des Denkmals hindurch - fürwahr eine beklemmende Atmosphäre. So konnten dann auch die zwei vom Bürgermeister behutsam auf die tonnenschwere Granitplatte gelegten Rosen zwar nicht deren wuchtige und anklagende Wirkung aufheben, aber zusammen mit einigen Kerzen und den nach uraltem jüdischen Brauch abgelegten kleinen Steinen zumindest zeigen, dass die Botschaft angekommen ist und auch weiterhin Beachtung findet. Malte H. brachte es auf den Punkt und sagte: „Es ist unheimlich wichtig, dass wir uns, auch wenn es manchmal schwerfällt, an diese dunklen Phasen unserer Geschichte erinnern, damit diese sich nicht wiederholt. Somit geht es also nicht allein um Menschen in der Vergangenheit, sondern auch um unser aller Zukunft. Da heißt es dann, sich bemerkbar zu machen und immer wieder Flagge zu zeigen.“ Zukunft braucht eben auch Erinnerung - kein Vergessen.


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