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Patrick Viol

Gastkommentar zur Modernisierung der CDU

Marie Jordan bezieht Stellung zu der Frage, ob es in der Union eine Frauenquote braucht.
Marie Jordan ist Ortsvorsteherin von Garlstedt.

Marie Jordan ist Ortsvorsteherin von Garlstedt.

Zurzeit wird viel über die „Satzungskommission“ der Bundes-CDU berichtet. Was zunächst unspektakulär klingt, soll die Partei revolutionieren. Sie soll moderner werden, indem sie weiblicher wird durch eine zwingende Frauenquote, die für Vorstände und Listen gilt und perspektivisch 50 % betragen soll. Und sie soll offener werden durch die Anerkennung der „Lesben und Schwulen in der Union“ (LSU) als Sonderorganisation.
Meiner Meinung nach sollte der LSU die gleiche Anerkennung zukommen wie anderen Organisationen, da gleichgeschlechtliche Partnerschaften inzwischen selbstverständlich sind und die Berücksichtigung dieser gesellschaftlichen Realität in den Parteistrukturen notwendig ist.
Eine Frauenquote lehne ich allerdings ab. Gerade in der CDU werden auch ohne Frauenquoten wichtige Ämter von Frauen wahrgenommen. Und auch hier vor Ort haben wir schon lange sowohl in der Ratsfraktion als auch im Vorstand der Stadt-CDU einen überdurchschnittlich hohen Frauenanteil. Aber die Zahl der weiblichen Abgeordneten in Land und Bund ist niedrig. Dies liegt jedoch nicht daran, dass Frauen daran gehindert würden zu kandidieren, sondern vielmehr daran, dass lediglich ein Viertel der CDU-Mitglieder weiblich ist. Gemessen daran spiegelt sich dies in der Sitzverteilung der CDU im Bundestag im Jahr 2019 mit 51 Frauen und 195 Männern annähernd wider.
Eine Frauenquote gibt der CDU zwar einen neuen, äußeren Anstrich, ändert aber nichts daran, dass derzeit die Parteistrukturen für Frauen, die politisches Engagement neben Familie und Beruf ausüben wollen, wenig attraktiv sind. Wenn man möchte, dass mehr Frauen für Posten und Mandate kandidieren, müssten die Rahmenbedingungen für eine Parteiarbeit ansprechender gestaltet werden. Dazu müssen zeitgemäße und flexiblere Möglichkeiten der Teilhabe geboten werden. Meines Erachtens kann eine Modernisierung nur erfolgen, wenn herkömmliche Strukturen neu überdacht werden.
Freiheit, Eigenverantwortung und Chancengleichheit sind Grundwerte der CDU. Hiermit ist die Frauenquote nicht in Einklang zu bringen. Sie ist ungerecht, da sie nur nach dem Geschlecht differenziert wird und nicht nach Interessenlage, Engagement oder
Qualifikation.
Die Debatte um eine Frauenquote erscheint mir rückwärtsgewandt und manifestiert antiquierte Rollenbilder vom privilegierten Mann und der hilfsbedürftigen Frau. Dass solch ein Frauenbild wieder auflebt, das für die jüngere Generation gar kein Thema mehr ist und für die die Gleichberechtigung selbstverständlich ist, setzt alle selbstbewussten Frauen herab, die tagtäglich ihre Belange eigenverantwortlich vertreten; sie wollen nicht zu „Quotenfrauen“ gemacht werden.
 
Der ANZEIGER hat Frau Jordan eingeladen, als Frau in der CDU zum Thema „Frauenquote in der CDU“ Stellung zu beziehen. Wir danken ihr für ihren Beitrag, in dem sie auschließlich ihre Meinung präsentiert.


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