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Aufgeben war nie eine Option -Nachruf auf Brigitte Escherhausen

Ohz. Sie war kämpferisch und doch nahbar - Brigitte Escherhausen, von 1986 bis 2001 Bürgermeisterin der Kreisstadt, ist am 16. Oktober gestorben.

1986 gewann Brigitte Escherhausen gegen männlichen Widerstand aus der eigenen Partei die Wahl zur Bürgermeisterin.

1986 gewann Brigitte Escherhausen gegen männlichen Widerstand aus der eigenen Partei die Wahl zur Bürgermeisterin.

Bild: Fotograf: J. Heuser

Zuhören sei ihre Stärke gewesen, erzählen Familienmitglieder und Freunde von Brigitte Escherhausen. „Wenn sie dann meinte, dass etwas getan werden müsste, dann tat sie es auch“, sagt Schwester Rosi Schröder.

1936 kam Brigitte Escherhausen, geborene Prekschat, im damals westpreußischen Strasburg zur Welt. 1945 musste sie mit ihrer Familie nach Westdeutschland fliehen. Drei Monate dauerte die Flucht, dann erreichte die achtköpfige Familie Osterholz-Scharmbeck. Was sie auf der Flucht alles erlebte, habe sie nie ganz vergessen, erzählte Escherhausen einmal.

 

Jemand zum Reden

 

Nach der Mittelschule wäre Brigitte Escherhausen gern Journalistin geworden, doch diese Ausbildung hätte die Fahrt nach Bremen und die Gebühren für das Gymnasium vorausgesetzt, und Geld war knapp im kinderreichen Haushalt der Prekschats. So nahm Brigitte zunächst eine Stelle als Telefonistin bei der Post in Osterholz-Scharmbeck an. 1953 lernte Brigitte Prekschat auf dem Pennigbütteler Erntefest ihren späteren Ehemann Johann Escherhausen kennen, mit dem sie 49 glückliche Jahre verheiratet blieb. Von der Post wechselte sie als Sekretärin zur Kriminalpolizei Osterholz und arbeitete später als kaufmännische Mitarbeiterin in einer Bremer Firma für Landmaschinen. „Sie war immer jemand, mit dem man reden konnte. Egal, um welches Thema es ging, sie hörte zu. Selbst wenn sie dann anderer Meinung war, vertrat sie ihre Meinung immer so, dass das Gegenüber nicht beleidigt war“, lobt ihre Nichte Petra Finke. Diese Fähigkeit war nützlich, als Brigitte Escherhausen 1972 beschloss, in die Politik zu gehen. Der Kniefall, den Willy Brandt 1970 in Warschau tat, hatte sie tief beeindruckt, seine Ostpolitik war es, der sie bewog, in die SPD einzutreten.

 

Sie war hartnäckig

 

Seit den 60er Jahren lebte Brigitte Escherhausen mit ihrer Familie in Scharmbeckstotel. Hier baute sie einen Seniorenkreis auf und unterstützte kräftig den Bau des Kindergartens in der Ortschaft, den Schulneubau und den Bau eines Gemeindehauses. Dafür fuhr sie eigens nach Hannover, dem Sitz der Evangelischen Landeskirche. „Ich bin hartnäckig“, bekannte Escherhausen einmal in einem Interview. „Wenn man mich zur Vordertür hinausweist, komme ich durch die Hintertür zurück“. Die Frauen der Ortschaft seien es gewesen, die sie gedrängt hätten, nicht nur Parteimitglied zu sein, sondern aktiv Politik zu machen. Von einem aussichtslos scheinenden Listenplatz 15 aus machte sie Wahlkampf - und erreichte 1974 das viertbeste Stimmergebnis der Stadt.

Die Leute hatten bei ihr keine Berührungsängste, sondern erzählten Brigitte Escherhausen freimütig von ihren Sorgen und Problemen, sie wurde zu einer Politikerin zum Anfassen.

1986 gewann sie die Wahl zur Bürgermeisterin - nicht ohne einen gewissen Widerstand aus ihren eigenen politischen - männlichen - Reihen überstehen zu müssen. Die Position als ehrenamtliche Bürgermeisterin bekleidete Brigitte Escherhausen bis 2001 ein hauptamtlicher Bürgermeister eingesetzt werden sollte. Für dieses Amt wollte sie jedoch nicht mehr kandidieren.

 

Die Seele von OHZ

 

Doch blieb Escherhausen noch weiterhin dem Rat der Stadt erhalten, übernahm auch 2005 wieder Aufgaben als stellvertretende Bürgermeisterin. Von 1991 bis 2006 gehörte Brigitte Escherhausen auch dem Kreistag an, darüber hinaus wirkte sie in der Seniorenarbeit, besonders der Seniorentanz lag ihr dabei am Herzen.

Viele Osterholz-Scharmbecker sahen in ihr die „Seele Osterholz-Scharmbecks“, und etliche junge Menschen unternahmen unter ihrer Führung erste Schritte in die Politik.

An ihrem siebzigsten Geburtstag, am 7. Dezember 2006, erhielt Brigitte Escherhausen in Anerkennung ihres sozialen Engagements das Bundesverdienstkreuz.

Am 16. Oktober 2022 ist Brigitte Escherhausen nun verstorben. Auf ihren Wunsch fanden Trauerfeier und Beisetzung im engsten Familienkreis statt.


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