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Patrick Viol

45 Jahre Osterholzer ANZEIGER

Aufdringlich, aber bereichernd und noch lange nicht in einer Midlife-Crisis. 

Unserer erste Ausgabe, damals noch ohne Lokalredaktion.

Unserer erste Ausgabe, damals noch ohne Lokalredaktion.

Liebe Leser:innen,

 

1977 war nicht nur das Jahr, in dem Fernsehen die Lieblingsbeschäftigung der Deutschen war. Es war auch das Jahr, in dem zum ersten Mal der ANZEIGER erschien. Am 26. Oktober vor 45 Jahren wurde „Ihr persönliches Exemplar des neuen Familienanzeigenblatts“ , wie es damals noch lange Zeit auf der Titelseite stand, zum ersten Mal an die Menschen im Landkreis Osterholz ausgeliefert. Damals las man uns noch nicht am Wochenende, sondern am Mittwoch. Auch gab es im ersten Jahr noch gar keine Lokalredaktion und die Titelseite sprach vor allem die - sexistisch gedachten - „Interessen der Frau“ an, also lediglich Familien- und Modethemen. Davon hatte man sich aber bereits im zweiten Jahr verabschiedet. Ebenso von der Vorstellung, Leser:innen ohne eine Lokalredaktion erreichen zu können. Zum Glück.

Und glücklich sind wir auch, dass wir uns mit 45 Jahren nicht inmitten einer Midlife-Crisis befinden. Im Gegenteil. Wir fühlen uns lebendig und voller Tatendrang. Zumal unsere Redaktion im Schnitt jünger ist als die Zeitung. Auch wenn dem Printjournalismus schon lange sein Ende verkündet wird und der Lokaljournalismus - erst Recht in einem Anzeigenblatt - von vielen für unbedeutend erachtet wird - wir sehen das als Ansporn. Und so ignorieren wir diese Vorurteile nicht einfach. Natürlich nehmen wir die schnell voranschreitende Digitalisierung der Medien ernst. So haben wir unser digitales Produkt in den letzten Jahren ordentlich ausgebaut. Und nicht nur in der Form eines E-Papers. Auf unseren gut besuchten Social Media Kanälen Facebook und Instagram und ebenso auf unserer Homepage produzieren wir täglich aktuelle Geschichten und News für Sie. Digital sind wir tagesaktuell. Auch drehen wir immer wieder eigene Filmchen. Von der Digitalisierung fühlen wir uns also nicht bedroht. Wir sehen in ihr nur weitere Möglichkeiten, Sie zu erreichen. Von daher wundern Sie sich nicht, dass nicht alle Berichte Platz in der Zeitung finden - der ANZEIGER hat mehr als Papier zu bieten. Aber keine Sorge: Wir halten zugleich die Stellung als Printmedium. Denn Papier ist nicht nur ein nachhaltiger Rohstoff. Die Zeitung in der Hand bereitet auch ihr ganz eigenes Lesevergnügen.

Apropos: Auch haben wir in den letzen Jahren dem Vorurteil, der Lokaljournalismus sei unbedeutend, weil er doch nur über den Kaninchenzüchterverein von nebenan berichte, aktiv entgegengearbeitet: So produzieren wir jede Woche Storys, Essays und Kommentare von überregionaler Bedeutung, aber mit regionaler Anbindung. Und dieser Zusammenhang ist kein äußerlicher. Die Welt ist im Zuge der Globalisierung kleiner, aber nicht kooperativer geworden, sondern auf konfliktreiche Weise zusammengewachsen. Krisen in anderen Teilen der Welt wirken sich bis in unsere Region aus. - Ist die Welt nicht mehr in Ordnung, dann ist es das Dorf auch nicht. It‘s a fact. Und vor diesem Hintergrund und der Tatsache, dass einem die Algorithmen im Netz stets nur zuspielen, was einen sowieso interessiert, aber nicht unbedingt neue Informationen liefert, ist vielleicht unsere Zeitung wichtiger als je zuvor. Was man mit 45 Jahren doch gerne hört. Denn gerade, weil wir ungefragt zu Ihnen nach Hause kommen, erzählen wir ihnen vielleicht etwas Neues; etwas, von dem Sie vielleicht trotz Smartphone nicht erfahren hätten. Klar, das ist zwar etwas aufdringlich, aber auf eine Weise, die Sie bereichern kann und uns noch lange von einer Midlife-Crisis fernhält.

Auf den folgenden Jubiläumsseiten finden Sie einige der hier angerissenen Gedanken weiter ausgeführt. Wir haben unsere freien Mitarbeiter:innen u.a . gefragt, wie sie es mit dem Lokaljournalismus halten und was ihre besonderen Erlebnisse bei der Arbeit waren. Sie finden aber auch einen geschichtlichen Abriss der Entwicklung des Anzeigenblatts, Ausschnitte aus fiesen Leserbriefen, einen Ritt durch die Werbeanzeigen der letzten Jahrzehnte, aber auch einen Text zu den Mythen rund ums Papier und persönliche Steckbriefe zu uns, zu Ihrer Redaktion.

Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen beim Lesen,

 

Ihre Redaktion.


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