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So wird der Digitalpakt zum Politikum

Robert Alt, 17 Jahre, Schüler im 12. Jahrgang des Gymnasium Lilienthal-Schoofmoor, schreibt:
Wir Schüler:innen haben uns schon so auf den Schulstart im neuen Jahr gefreut!
Trotz Lockdowns gibt es ja den digitalen Unterricht, auch per Videokonferenz, um nicht ganz den Bezug zur Schule zu verlieren und die Chance zu haben, effektiv gemeinsam zu lernen.
10 Uhr. Erste Ernüchterung. Der digitale Unterricht via Videokonferenz muss leider ausfallen. Die Server sind überlastet, die Lehrer überfordert. Wie es aussieht, sind wir einfach zu viele Schüler:innen auf einer Schule. Der letzte Vorschlag wäre, die Videokonferenzen für jede Klasse und jedes Fach zeitversetzt zu halten, mit Unterricht in den Abend hinein.
11 Uhr. Es funktioniert immer noch nichts. Auf dem Bildschirm sieht man keinen Lehrer:in, nur den Ladebalken. Auf Nachfrage bei der IT-Administration heißt es, der schuleigene Server sei heillos überlastet.
Dabei hat ihn der Landkreis Osterholz-Scharmbeck erst 2007 brandneu gekauft. Aber für eine Belastung von 1.000 Schülern scheint sogar dieser hochmoderne Server nicht geschaffen. Da kommt mal wieder die Frage auf, wo denn das Geld des Digitalpaktes bleibt, der vom Bund 2019 beschlossen wurde und dazu da ist, die Digitalisierung in Schulen voranzutreiben. Das Problem sind aber wieder Behörden und Bürokratie.
Das Gymnasium Lilienthal erarbeitete 2019 eigenständig ein Digitalisierungskonzept im Rahmen des Digitalpaktes, noch im gleichen Jahr, in dem der Digitalpakt beschlossen wurde. In einem Gremium - zusammengesetzt aus Schüler:innen und Lehrer:innen - wurde über wichtige Anschaffungen diskutiert. Vertreter von Firmen wurden eingeladen und stellten ihre Produkte vor. Schüler:innen schilderten ihre Sicht der Dinge und ergänzten zusammen mit den Lehrern:innen ihre Vorschläge ins Konzept. Ein wichtiger Punkt war auch die alsbaldige Anschaffung eines neuen Schulservers. Ergebnis dieses zeit- und arbeitsintensiven Projektes war ein 30-seitiges Medien- und Methodenkonzept, das aber nie mehr als ein Entwurf wurde.
Der Landkreis lehnte das Medienkonzept des Gymnasium Lilienthals ab. Eine Förderung der Schule durch den Digitalpakt blieb also aus. Die Begründung des Landkreises: Es würden ungerechte Vorteile für das Gymnasium Lilienthal durch die Förderung entstehen, da andere weiterführende Schulen im Landkreis ja technisch noch auf einem niedrigeren Niveau als sie seinen. So wird der Digitalpakt zum Politikum und durch die Landkreise zweckentfremdet.
Kennt man diese Hintergründe, wundert es mich nicht, dass vom gut gemeinten Digitalpakt so erschreckend wenig Mittel in die Schulen geflossen sind. Die Gleichberechtigung wird hier sozusagen ausgedribbelt. Die Schule muss also noch ein wenig warten, solange bekommen die Schüler:innen mehr Fehlermeldungen zu sehen als Lehrer:innen!


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