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Schmidt-Barrien-Preis 2020 - Jury wählt Yared Dibaba als Preisträger aus

Yared Dibaba bekommt in diesem Jahr den Schmidt-Barrien-Preis für seine Verdienste rund um die plattdeutsche Sprache.   Foto: Oliver Reetz

Yared Dibaba bekommt in diesem Jahr den Schmidt-Barrien-Preis für seine Verdienste rund um die plattdeutsche Sprache. Foto: Oliver Reetz

Lilienthal/Hamburg (eb). Er ist Moderator, Autor, Schauspieler, Entertainer, Musiker, Rundfunk- und Hörbuchsprecher und er ist dabei vor allem eines: der sympathische Botschafter der niederdeutschen Sprache, wo immer sich ihm eine Gelegenheit dazu bietet. Yared Dibaba, geboren 1969 in Äthiopien und 1973 ins Oldenburgische eingewandert, erhält in diesem Jahr den Heinrich Schmidt Barrien Preis.
Die Jury des Freundeskreises „Dat Huus op’n Bulten“ vergibt im 20. Jahr diesen Preis, der der Förderung und Pflege des Plattdeutschen im Sinne des Frankenburger Schriftstellers Schmidt Barrien gewidmet ist. Bei dem wohlüberlegten Wechsel zwischen den der jeweiligen Bedeutungen und Leistungen der
Preisträgerinnen und Preisträger, hat die Jury immer wieder auch Menschen aus der populären Kulturszene der regionalen Sprache ausgewählt. So waren in der Vergangenheit unter anderem Ina Müller, De fofftig Penns, Talk op Platt und De Filmmakers Träger des undotierten Preises.
Nun also Yared! Er ist zu Recht stolz darauf, alles, was er kann und betreibt, wirklich gelernt zu haben. Dass er zunächst in Bremen Handelskaufmann für Kaffee gelernt hat, erscheint hier nicht relevant, zeigt aber, wie solide die Basis seines norddeutschen Lebens angelegt ist. Und all seine Talente, die sich in seinen Berufen spiegeln, hat er mit professionellen Ausbildungen entwickelt.
Plattdeutsch hat er in seiner Schulzeit gelernt und in vielfacher Weise bringt er die Sprache unter die Menschen. Oft medial gezielt, gerne aber auch mit einer beiläufigen Selbstverständlichkeit und Beharrlichkeit, zum Beispiel beim Moderieren der NDR Sendung „Mein Nachmittag“. Er liefert ein aktives lebhaftes Beispiel dafür, dass Platt nicht allein oder im Vordergrund stehen muss, wohl aber in unserer Region immer dazugehört, immer präsent sein kann.
Die Vielseitigkeit Yared Dibabas - er nennt sie „Kuddelmuddel“ - ist es, die ihn zu einem vorzüglichen Träger eines Preises ausweist, der nach tiefen und breiten Wirkungen von Engagement für die Nahsprache Platt sucht. Die NDR Reihen „Die Welt op platt“ oder „Hör’ mal’n beten to“ lebten und leben auch von seinen Beiträgen. Der Buchautor Dibaba bewegt sich in der Döntjes und Vertellsel Tradition zeitgenössischer Platt Publikationen; charmant und attraktiv das kokette Spiel mit seiner Herkunft und seiner Sprachpatenschaft in „Swatt un Platt“ von 2019.
„Yared Dibaba und die Schlickrutscher“ nennt sich der musikalische Ableger der Aktivitäten Dibabas und deren plattdeutschen Streifzüge reichen vom Rap bis zum Shanty Klang und bilden so eine eingängige Generationenbrücke. Und auch an „Wiehnachten op Platt“ haben sie sich herangetraut.
So humorvoll wie auch sachkundig er plattdeutsch plaudern kann und so nah am Publikum seine Unterhaltungstourneen und Musikproduktionen sein mögen: Dibaba weiß auch, dass Plattdeutsch politische Impulse sowie erklärte und praktische Solidarität braucht, wenn es mit seinen Sprechergruppen, seinen Institutionen und seiner sprachlichen, kulturellen und wissenschaftlichen Verankerung Fortbestand haben soll. So stellte er sich 2019 spontan auf einen Acker und erklärte das Institut für niederdeutsche Sprache im Moment seiner akuten Bedrohung durch Kultusbürokratien zum „Inoffiziellen Ministerium für die plattdeutsche Sprache“
Die jüngste dem Plattdeutschen zugewandte Aktion Dibabas ist im Januar 2020 eine Online Petition, die er mit der Verdener Kreiszeitung auf den Weg gebracht hat: Sofern genügend Unterschriften zusammenkommen, wird er sich an die Ministerpräsidenten der fünf norddeutschen Bundesländer wenden, um vielleicht sogar einen ganzen plattdeutschen Monat einzuführen. Vier Wochen lang soll es dann Veranstaltungen vom Konzert bis zum Fußballturnier und zu Medienberichten geben. „Ich habe die Hoffnung, damit die Sprache wieder in der Bevölkerung zu verankern. Das ist mir eine Herzensangelegenheit“, so Dibaba.
Die diesjährige, wie immer von der Gemeinde Lilienthal und der Volksbank unterstützte Preisverleihung findet am 7. März ab 11 Uhr in der St.Georgskirche in St. Jürgen statt.


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