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Benjamin Moldenhauer

Don‘t worry Darling

Die Ritterhuder Lichtspiele zeigen kommenden Woche den 2022 erschienenen Film „Don‘t worry Darling“. Eine Besprechung von Benjamin Moldenhauer.

Ein Ort in den USA, der aussieht, als sei noch immer 1955. Glückliche Ehemänner und Ehefrauen. Die ersteren gehen in einem örtlichen Konzern arbeiten, die anderen putzen derweil und kochen punktgenau auf Feierabend. Die Welt, die Regisseurin Olivia Wilde in ihrem letztes Jahr erschienenen Don‘t worry Darling baut, sieht aus wie das Paradies aller Menschen, die die klare Geschlechterrollentrennung aus der Mitte des letzten Jahrhunderts vermissen.

 

Stepford oder Victory Project?

 

Die Sehnsucht nach vergangenen Zeiten bedient der Film aber gerade nicht. Im Gegenteil: Alptraumhafte Bilder schieben sich blitzhaft in das Bewusstsein von Alice (Florence Plough), der Protagonistin, die zusammen mit ihrem Mann Jack (Harry Styles) in der Gemeinschaft „The Victory Project“ lebt. Die Männer dürfen mit ihren Frauen nicht darüber sprechen, was sie in ihrer Arbeit genau tun. Aber immer wieder erschüttern Erdbeben den Ort und die endlos scheinende Reihe an Cocktail-Parties und Friseurberufen. Bald merkt Alice, dass hier etwas so gar nicht stimmt. Ein Kind verschwindet in der Wüste, ein Flugzeug stürzt ab und keinen interessiert‘s, eine Nachbarin schneidet sich in ihrem Garten die Kehle durch.

Genrefilme müssen die Welt, und das heißt hier: ihre Geschichte, nicht völlig neu erfinden, damit man dranbleibt. Don‘t worry Darling lässt sich mindestens bis zu Ira Levins Roman „Die Frauen von Stepford“ und der 1975 von Bryan Forbes gedrehten Verfilmung zurückverfolgen. Stepford wurde damals von folgsamen, in den Augen ihrer Männer perfekten, weil ohne jeden Widerstandsgeist durchs Leben wandelnden Ehefrauen bevölkert, die sich am Ende als Roboter entpuppten. Wenn man die Vorlage (wieder)erkennt, ist man vom Twist in Don‘t worry Darling nicht überrascht. Der läuft dann noch mal ganz anders, aber die Grundidee ist eine ähnliche: der Wunsch der Männer nach einer vom Feminismus noch unberührten Zeit.

 

Mit Anlauf in die Weichteile

 

Da ist es kein Wunder, dass Don‘t worry Darling sehr bald in den Thrillermodus kippt. Das funktioniert über weite Strecken gut, auch wenn das Script mitunter sehr holzschnittartig verfährt. Was zur Vorhersehbarkeit des Ganzen schon auch beiträgt. Gerade Florence Plough (toll schon in Little Women und Midsommar) und Harry Styles als perfektes Paar, das sich als Höllenkonstellation entpuppt, tragen den Film dann aber doch so weit, dass man am Ball bleibt. Außerdem ist das „Victory Project“ ein umheimlich stylisher Ort – eine, je nach Perspektive und Geschlecht utopische oder dystopische Glitzerwelt, mit akkurat geschnittenen Hecken und blitzblanken Möbeln und Fenstern. Nach zehn Minuten bekommt man da als Zuschauer:in keine Luft mehr, und man freut sich, wenn Wilde diese Welt dann auch schnell Stück für Stück auseinandernimmt. Oder auch, wie das Portal Filmstarts.de es formulierte, der „Idealvorstellung vom Eigenheim mit weißem Gartenzaun samt Hausfrau, die pünktlich mit dem Essen und einem Drink auf ihren Ehemann wartet, mit Anlauf in die Weichteile tritt“.

„Don‘t worry Darling“ läuft am Dienstag den 21.02., und am Mittwoch den 22.02. um 20.15 Uhr in den Ritterhuder Lichtspielen.


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