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Warum taugt nur Meersand für Beton

Folge vier unserer Wissensrubrik: Plötzlich Wissen.

Wer schon immer mal eine naturwissenschaftliche Frage rund um das Thema Meere und Ozeane von Wissenschaftler*innen verständlich beantwortet bekommen wollte, hat in unserem neuen, monatlich erscheinenden Format: „Plötzlich Wissen“ die Gelegenheit dazu. Beantwortet werden die Fragen von den Wissenschaftler*innen Dr. Julia Schnetzer, Inga Marie Ramcke und Dr. André Lampe, die das Projekt Plötzlich Wissen 2016 starteten, indem sie Fragen in Kneipen beantworteten. Und jetzt auch im ANZEIGER.
Diese Woche beantwortet Dr. Julia Schnetzer die Frage: Warum taugt nur Meersand für Beton?
Beton besteht aus einer Mischung, in der vor allem Sand vorkommt. Die beiden anderen Bestandteile sind Wasser (als Zugabewasser um die chemische Reaktion auszulösen) und Zement (als Bindemittel). Wasser und Sand sind die beiden auf der Welt am häufigsten genutzten natürlichen Ressourcen. Was den natürlichen Sand und oft auch den Kiesanteil betrifft, handelt es sich auch um Ressourcen mit einer extrem langen “Produktionsdauer” von mehreren Millionen Jahren.
Eckige Sandkörner aus dem Meer
Nimmt man Sand genauer unter die Lupe, stellt man fest, dass die Körner unterschiedlich geformt sind. Sandkörner aus dem Meer und den Flüssen sind eckiger, haften dadurch besser und ermöglichen eine stabilere Bausubstanz als die Sandkörner von Dünen aus der W38üste.
Aus diesem Grund ist der Sand aus dem Wasser optimal für die Herstellung von Beton, fehlt aber in der Folge oft dort, wo er seinen eigentlichen Zweck erfüllt: er schützt unsere Küsten, hat Einfluss auf die Strömungen und dient als Lebensraum für Tiere und Pflanzen.
Tiere verenden häufig im Saugrüssel der Transportschiffe, die den Sand vom Meeresboden absaugen und auch der “Staub”, der aufgewirbelt wird, trübt das Wasser über Kilometer hinweg und stört die Lichtzufuhr für Seegras und Algen – unsere wichtigen Sauerstofflieferanten.
Bauschutt als Alternative
Als Alternative für den Meeressand als Bausubstanz bietet sich übrigens das Recycling von Bauschutt an. Leider ist dies aktuell nicht die kostengünstigere Alternative zu Meersand, so dass sie sich bisher nicht im großen Stil etabliert hat.
Die Sand-Mafia
Sand wird übrigens für noch viel mehr Dinge verwendet, als zur Herstellung für Beton. So kommt er zum Beispiel in Kosmetika, Handys, Computern und Farben vor. Abgesehen davon, dass schon seit längerem das “Verschwinden” von Sand bekannt ist und mittlerweile auf der Agenda der Vereinten Nationen steht, führt der Raubbau von Sand zu ungeheuer großen Umweltschäden in Flüssen, Meeren und Ozeanen. Eine ZDF-Dokumentation der Sendereihe Leschs Kosmos klärt über die Begehrlichkeiten rund um den Sand auf und zeigt u.a., dass sich mittlerweile eine sogenannte Sand-Mafia entwickelt hat, die weltweit ihr Unwesen treibt.
Dr. Julia Schnetzer
„Plötzlich Wissen!“ wurde im Wissenschaftsjahr 2016/17 ins Leben gerufen und beschäftigt sich mit dem Thema Meere und Ozeane, das Projekt wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Weitere Fragen und Antworten sind auch unter www.ploetzlichwissen.de zu finden. Haben Sie selbst eine spannende Frage an die drei Wissenschaftler*innen? Dann schicken Sie ihre Frage mit dem Stichwort „Plötzlich Wissen“ an redaktion@anzeiger-verlag.de.


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