

Schlechte Nachrichten muss man in der Regel nicht lange suchen, 2025 war voll davon - und der ANZEIGER war wieder ganz vorne mit dabei. Deshalb wollten wir von Engagierten aus verschiedensten Bereichen wissen, welche guten Dinge sie im vergangenen Jahr erfahren haben - persönliche und politische Highlights oder besondere Ereignisse in unserer Region.
Zehn Lichtblicke
Beginnen wir einigen Lichtblicken aus dem Jahr 2025. Überraschenderweise hat es sogar die Deutsche Bahn in die Liste der guten Nachrichten geschafft – ein Beleg dafür, dass Fortschritt manchmal dort passiert, wo man ihn am wenigsten erwartet.
Psychische Gesundheit: Die Keio University in Japan bietet Studierenden kostenlose psychologische Hilfe.
Erneuerbare Energien: Fünf Jahre früher, als ursprünglich vorgesehen, erreicht Indien ein wichtiges Klimaziel: Mehr als die Hälfte des erzeugten Stroms kommt aus nicht-fossilen Quellen.
Lipödembehandlung als Kassenleistung: Ab Januar 2026 übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland die Kosten für eine Fettabsaugung bei Lipödem (unabhängig vom Stadium der Erkrankung).
Zivilcourage: In einem Gerichtsverfahren in Göttingen wurde entschieden, dass das Übermalen von Hakenkreuzen nicht bestraft werden muss.
Weniger Gewalt: Die Welt wird insgesamt friedlicher. Die Zahl der Kriegstoten liegt heute bei unter 1 pro 100.000 Menschen pro Jahr, in Westeuropa sind Mordraten von über 100 im Mittelalter auf unter 1 pro 100.000 gesunken.
Krebsforschung: In den USA hat ein Forschungsteam herausgefunden, dass Genmaterial, das aus Tumore hindeutet, bereits drei Jahre vor den ersten klinischen Symptomen im Blut nachweisbar ist.
Zahnmedizin: In Großbritannien wurde ein Gel entwickelt, das beschädigten Zahnschmelz reparieren kann.
Kalifornien kohlefrei: Der Bundesstaat an der Westküste der USA bezieht weniger Kohlestrom – inzwischen liegt der Anteil am gesamten Strommix bei unter 0,2 Prozent.
Sicherer Heimweg: Die Busse des Hamburger Verkehrsverbunds (HHV) halten nach 21 Uhr jetzt auch zwischen den regulären Haltestellen. So soll der Heimweg für alle Fahrgäste sicherer werden.
Barrierefreiheit: Die Deutsche Bahn hat in diesem Jahr den ersten ICE mit einem stufenlosen Einstieg vorgestellt.
Stimmen aus der Region
Klaus Henner Spierling ist Diplom-Psychologe und Bereichsleiter für gruppen- und familienbezogene psychosoziale Arbeit am Sozialpädiatrischen Zentrum im Agaplesion Diakonieklinikum Rotenburg sowie Teil des Projekts „KIDSTIME“. Er blickt mit Sorge, aber nicht ohne Hoffnung auf das Jahr zurück.
Gesellschaftlich sei für ihn die erneute Präsidentschaft von Donald Trump das prägendste Ereignis gewesen – weniger wegen der Person selbst als wegen eines weltweiten Trends zur Entsolidarisierung und des Erstarkens autoritärer Kräfte. Diese Entwicklung gehe einher mit politischer Unsicherheit, globalen Spannungen, den Folgen des Klimawandels und einem veränderten Diskurs über Migration. „Umso mehr freue ich mich über alle Signale des europäischen Zusammenhalts und des engagierten Zusammenwirkens gerade auch auf kommunaler Ebene - da gab es auch 2025 zahlreiche ermutigende Beispiele.“
Persönlich hebt Spierling die europäische Tagung zur Multifamilientherapie in Visselhövede hervor – und das gesunde, meist fröhliche Aufwachsen seiner drei Enkelkinder. Sein Wunsch: den kommenden Generationen einen „halbwegs intakten Planeten“ und eine Bevölkerung zu hinterlassen, die einander mit Respekt und Verbundenheit begegnet.
Jan Meyer, Vorsitzender des Jugendparlaments in Grasberg, zieht ein positives Fazit aus der kommunalpolitischen Arbeit. „Ein besonderes Highlight war unsere Fahrt nach Hannover, bei der wir den Niedersächsischen Landtag besuchten. Im Plenarsaal hörten wir politischen Diskussionen zu und konnten unserem Landtagsabgeordneten Axel Miesner wichtige Fragen für Jugendliche stellen.“ Auch ganz praktisch sei etwas entstanden: An der alten Feuerwehr wurde ein Unterstand mit Sitzmöglichkeiten errichtet, der Jugendlichen nun als Treffpunkt dient.
Für die Initiative „Borgfeld für Demokratie und Menschlichkeit“ blicken Andrea Hauser, Maren Kruse und Vera Wanetschka auf ein Jahr zurück, das zwischen Ernüchterung und Ermutigung schwankt. Mit dem Ende des Jahres 2025 sei ein Vierteljahrhundert des 21. Jahrhunderts vergangen – und viele der Hoffnungen des Millenniumsmoments hätten sich nicht erfüllt. Kriege, autoritäre Tendenzen, demokratiefeindliche Bewegungen und das Stocken beim Klimaschutz prägten das Bild. „Von daher ist es gut, dass wir in unserer Initiative Borgfeld für Demokratie und Menschlichkeit einen Ort haben, indem wir uns gegenseitig über unsere Gefühle und Ängste versichern, die Lage diskutieren und aktiv werden können.“
Die Initiative hat sich Anfang letzten Jahres im Zuge der großen bundesweiten Proteste gegen die AfD gebildet. „Der Sternmarsch mit über 50.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer war ein stärkendes Erlebnis, die Kundgebung in Borgfeld mit über 200 Menschen auch.“ Ermutigend sei auch, dass neue Mitglieder gewonnen wurden und junge Menschen sich künstlerisch mit rechtsextremen Tendenzen auseinandersetzen.
„Wir können der Remilitarisierung, der Bedrohung der Demokratie und dem negativen Klima insbesondere gegen Migrantinnen und Migranten in Deutschland eine starke Zivilgesellschaft entgegensetzen, indem wir offen und gesprächsfähig sind, unseren Protest formulieren und positive gesellschaftliche Zielsetzungen aufzeigen.“
Handwerk erwartet moderates Wachstum
Gleichzeitig gibt es auch aus der Wirtschaft vorsichtig positive Signale. Matthias Steffen, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade, blickt nach einer spürbaren Stabilisierung im Jahr 2025 mit verhaltenem Optimismus auf das kommende Jahr. „Das Handwerk geht nicht mit Euphorie, aber mit Zuversicht in das Jahr 2026“, sagt Steffen. Für den Kammerbezirk rechnet er mit einem nominalen Umsatzwachstum von 1,5 Prozent, warnt jedoch zugleich vor anhaltend schwierigen Rahmenbedingungen. Entscheidend sei, ob Investitionsimpulse tatsächlich bei den Betrieben ankommen: „Öffentliche Investitionen müssen bei den Betrieben vor Ort ankommen. Generalunternehmervergaben müssen die Ausnahme bleiben.“ Belastend wirkten weiterhin hohe Energiepreise, steigende Lohnzusatzkosten und Unsicherheiten im Wohnungsbau. „Die Belastungsgrenzen sind erreicht. Ohne Entlastungen drohen arbeitsintensive handwerkliche Leistungen für viele Haushalte unbezahlbar zu werden“, so Steffen. Mit Blick auf die Kommunalwahlen 2026 betont er zudem die Rolle der lokalen Politik: Für ein standorttreues Handwerk seien funktionierende Infrastruktur, gute Erreichbarkeit sowie verlässliche kommunale Steuern zentrale Zukunftsfragen.




