Versagen des Westens Patrick Viol zum Krieg in Syrien
Als in Bremen am 1. September, in Gedenken an den nationalsozialistischen Überfall auf Polen, die letzten Überreste der hiesigen Friedensbewegung zusammenkamen, blieb man seiner antiamerikanischen Tradition treu. So behauptete das Bremer Friedensforum, die größte Gefahr für den Weltfrieden seien die Hegemoniebestrebungen der USA. Zugleich wurde die Aufhebung der Sanktionen gegen den Holocaust leugnenden Iran gefordert und das Rednerpult mit Plakaten geschmückt, auf dem der Antisemit Hugo Chavez posiert.
Abgesehen davon, dass ein Weltfrieden nicht existiert, folglich auch nicht bedroht werden kann und Friedensfreunde anscheinend kein Problem mit antisemitischen Autokraten haben, legt die politische Realität eine andere Gefahrenquelle für das tägliche Drama im Zusammenleben der Menschen nahe. Am Einmarsch der Türkei im Nordosten Syriens zeigt sich, dass nicht die Hegemonieansprüche, sondern im Gegenteil: die konfuse Außenpolitik der USA, also gerade das Aufgeben ihrer Rolle einer verlässlichen internationalen Führungsmacht für die Menschen im Nahen Osten und letztlich auch in Europa lebensgefährlich ist. Hierdurch nämlich steht dem islamonationalistischen Hegemonieanspruch der Türkei, dessen Durchsetzung nicht nur mit Krieg einhergeht, sondern erneuten IS-Terror provoziert, nichts mehr im Weg. Erdogan rechtfertigt seine Offensive zwar damit, gegen einen „Terrorstaat“, wie er die kurdische Selbstverwaltung beschreibt, vorzugehen und eine Sicherheitszone für Flüchtlinge zu schaffen. „Terroristisch“ sind für ihn jedoch nur die demokratischen, säkularen Kräfte Syriens, weil sie sich seinen Hegemonieansprüchen in der Region widersetzen. Dass jene die Gefängnisse mit Tausenden IS-Kämpfern aufgrund der Angriffe nicht halten werden können, könnte eine IS-Reorganisation ermöglichen.
An dieser Möglichkeit erweist sich die Weigerung der EU, ihre terroristischen Staatsbürger aus den kurdischen Gefängnissen zurückzuholen und vor ihre Gerichte zu stellen, als fahrlässige Terrorismusförderung; ihre Kritik an Trump und Erdogan als Verschiebung der eigenen Verantwortung.
Schlussendlich: Eine Gefahr für das Zusammenleben der Menschen - egal wo - sind der islamistische Terrorismus und dessen staatliche Unterstützer sowie das Versagen der USA und der EU, eine verlässliche, praktische Solidarität mit dessen Opfern - zur Not auch militärisch - auf Dauer zu gewährleisten. Eine solche Solidarität wäre eine Lehre aus dem 2. Weltkrieg.