

Zwischen Januar 2019 und Februar 2021 hat sich die Enquetekommission „Sicherstellung der ambulanten und stationären medizinischen Versorgung - für eine qualitativ hochwertige und wohnortnahe medizinische Versorgung“ intensiv mit den aktuellen Herausforderungen in der Gesundheitsversorgung befasst und Handlungsempfehlungen für Niedersachsen erarbeitet. Das Gremium aus Abgeordneten aller Fraktionen, Verbandsvertreter:innen sowie weiteren Expert:innen aus dem Gesundheitswesen hat auf ihrer 65. Sitzung am 22. Februar Impulse gesetzt, wie Probleme gelöst werden sollen.
Laut Uwe Schwarz, gesundheitspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, und Volker Meyer, sozialpolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, habe die Corona-Pandemie starken Einfluss auf die Arbeit der Enquetekommission ausgeübt.
Wandel erforderlich
„Die Arbeit der Enquetekommission hat bestätigt, dass in vielen Bereichen der medizinischen Versorgung ein grundlegender Wandel dringend erforderlich ist, um auch zukünftig eine hohe Versorgungsqualität gewährleisten zu können. Bereits heute zeichnen sich beispielsweise über nahezu alle Versorgungsbereiche hinweg teils deutliche Personalengpässe ab. In der Krankenhausversorgung besteht zudem die Problematik, dass sich das vorhandene Personal auf zahlreiche Standorte und im internationalen Vergleich sehr viele Fälle verteilt“, erklärt Uwe Schwarz.
Besserer Krankenhausplanung
Eine wesentliche Rolle bei der Problemlösung solle die Weiterentwicklung der Krankenhausplanung einnehmen. „Ziel einer bedarfsgerechteren Krankenhausplanung müssen besser ausgestattete und leistungsfähigere Krankenhäuser sein. Um die Versorgungsqualität und die Versorgungseffizienz für die Patient:innen zu erhöhen, sollten spezielle Versorgungsleistungen zudem stärker konzentriert werden. Gleichzeitig muss gerade in einem Flächenland wie Niedersachsen aber auch zukünftig die wohnortnahe Grundversorgung für die Menschen sichergestellt bleiben. Durch wesentliche Strukturreformen sowie die Entwicklung neuer Versorgungsmodelle anstelle von Schließungsdebatten und Schreckensszenarien kann dieser Wandel gelingen“, so der SPD-Gesundheitsexperte weiter.Als Grundlage für eine Krankenhausplanung legt die Enquetekommission mit ihrem Abschlussbericht zudem ein konkretes Versorgungsstufenkonzept vor. Das Konzept soll eine zielgerichtete Planung ermöglichen, indem es Krankenhäuser je nach Größe und Leistungsfähigkeit einer bestimmten Versorgungsstufe zuordnet.
Wohnortnahe Versorgung
Um die wohnortnahe Versorgung auch bei spezialisierten Eingriffen sicherzustellen, empfiehlt die Kommission, Regionale Gesundheitszentren im Land aufzubauen. „Die Regionalen Gesundheitszentren können einen entscheidenden Beitrag leisten, in unterversorgten Regionen eine medizinische Anlaufstelle zu bilden“, ist der CDU-Gesundheitsexperte Volker Meyer überzeugt. „Dort werden verschiedene Komponenten der gesundheitlichen Versorgung zentralisiert und stehen den Bürgerinnen und Bürgern an einem Standort rund um die Uhr zur Verfügung. Die Basis eines solchen Regionalen Gesundheitszentrums bilden dabei die verschiedenen Ärztegruppen, allen voran die Hausärzte, die den Patienten im Sinne ihrer Lotsenfunktion zu der Stelle leiten, an der dieser am besten aufgehoben ist. Auch wenn die OP in einem größeren Krankenhaus stattfindet, kann die Nachsorge stationär vor Ort geleistet werden, und auch Besuch kann empfangen werden“, so Meyer.
Digitalisierung für bessere Versorgungsqualität
Unterstützt werden sollen die Maßnahmen zur Verbesserung der medizinischen Versorgung durch die Potenziale der Digitalisierung. „Im internationalen Vergleich hinken wir da ganz schön zurück“, sagt der CDU-Landtagsabgeordnete Meyer.
Die sektoralen Strukturen im deutschen Gesundheitswesen erschwerten den Fortschritt, obwohl die Digitalisierung enorme Chancen für die Verbesserung des Gesundheitswesens und für mehr Versorgungsqualität böte. Hierzu soll die digitale Infrastruktur in den Krankenhäusern und den Praxen ausgebaut und für eine bessere Zusammenarbeit an den Schnittstellen gesorgt werden, sodass auch komplexe Daten transferiert werden können.
Unter anderem von Patientendatenmanagement-Tools wie der elektronischen Patientenakte, aber auch von telemedizinischen Anwendungen oder digitalen Diagnosetools können die Patienten ungemein profitieren