Trippelschritte auf der Weltbühne
Ausstieg aus fossilen Brennstoffen
Im Mittelpunkt der diesjährigen Weltklimakonferenz stand der Ausstieg aus fossilen Energieträgern, also Öl, Gas und Kohle. Das fordern mehr als 100 Staaten, darunter auch Deutschland. Ironisch dabei, dass der Gastgeber in diesem Jahr, Sultan Ahmed Al-Jabar, gleichzeitig der Chef der staatlichen Ölgesellschaft ist, die erheblich zu den ausgestoßenen Treibhausgasen beiträgt. Daher war die Kritik schon vor Beginn der COP28 am 30. November groß, da Kritiker:innen davon ausgingen, dass er und das Land kein großes Interesse an dem Ausstieg haben.
Hannes Többen, Klimaschutzmanager von Ritterhude, hingegen sieht kein großes Problem darin, dass die Öllobby Gastgeber war. Zum einen gehe es in der Konferenz um Energie - und Öl sei nun mal ein Energieträger. Zum anderen habe die Öllobby Geld, und genau das brauche man, wenn man den Klimaschutz vorantreiben wolle.
1,5-Grad-Ziel verfehlt
Warum der Ausstieg aus fossilen Energieträgern so fundamental für den Klimaschutz ist, lässt sich leicht erklären. Diese Brennstoffe stoßen am meisten CO2 aus, was zu den Treibhausgasen zählt und nachweislich zur Veränderung des Klimas beiträgt. Dass der Klimawandel immer weiter voranschreitet, wird jedes Jahr deutlicher. Hitzewellen, Brände, Überschwemmungen und Stürme prägten das Jahr 2023. Die Wetterphänomene werden extremer und um dem entgegenzugehen, wurde bereits 2015 im Pariser Klimaabkommen beschlossen, dass die weltweite Durchschnittstemperatur nicht über 1,5 Grad Celsius steigen soll.
Experten gehen aber davon aus, dass dieses Ziel nicht mehr zu schaffen sei. Das sagt auch Walter Lemmermann vom NABU Kreisverband Bremervörde-Zeven: „Unser Planet wird von zu vielen Menschen bevölkert und der Verbrauch an Ressourcen aller Art ist zu hoch.“ Und so lange es keine gemeinsame Zielrichtung auf Verzicht gebe, würden Ziele wie das 1,5-Grad-Ziel unrealistisch bleiben.
Ähnlicher Ansicht ist auch der Klimaschutzmanager Hannes Többen. Laut Metaanalysen, die das Klima der letzten Jahre zusammenfassen und einen Mittelwert errechnet haben, sei es jetzt schon wärmer als eigentlich angenommen. Többen denkt, dass wir uns bei der Erderwärmung sogar eher in Richtung 3 Grad Celsius bewegen.
Brigitte Neuner-Krämer, Fraktionsvorsitzende des Ortsverbandes der Grünen OHZ, bestätigt diese Annahme. So habe ein neuer UN-Bericht gezeigt, dass sich die Welt bei den derzeitigen Klimaschutzzusagen bis 2100 voraussichtlich um 2,9 Grad erhitzen werde. „Noch gäbe es die Chance, die Klimakatastrophe zu stoppen und wir wissen, was wir tun müssen - schnellstmöglich aus den fossilen Energien aussteigen“, so Neuner-Krämer. Laut Weltklimarat IPPC müsse der CO2-Ausstoß bis 2030 um mehr als 40 Prozent gesenkt werden, damit das 1,5-Grad-Ziel wenigstens angeschnitten werden könne.
Nicht gut aber auch nicht schlecht
Der Gastgeber sieht das lockerer. Al-Jabar hat einen Abschlusstext verfasst, in dem der Ausstieg aus fossilen Brennstoffen ausgeschlossen wurde. Dieser wurde allerdings von den meisten teilnehmenden Staaten abgelehnt. Weshalb man die Konferenz verlängerte. Zwei Tage später wurde ein überarbeiteter Text vorgestellt und Al-Jabar schien ziemlich zufrieden. Der neue Text sieht acht Maßnahmen vor, die ergriffen werden müssen, um die globalen Emissionen bis 2030 um 43 Prozent im Vergleich zum Jahr 2019 zu senken. Eine spricht konkret von einem „Übergang weg von fossilen Energien in den Energiesystemen“. Die Formulierung mag einigen ein wenig wirr vorkommen, sie wurde jedoch so gewählt, damit sowohl die öl- und gasexportierenden Länder als auch die Staaten, die einen kompletten Austritt fordern, damit einverstanden sind. Der sogenannte Übergang bedeutet in diesem Fall, dass ein Ende von fossilen Energieträgern im Gespräch sei, es jedoch noch keine Verpflichtungen zum Handeln gebe. Der NABU Deutschland betitelt die Abschlusserklärung entsprechend als „widersprüchlich und löchrig wie Schweizer Käse“. Zudem kritisiert Daniel Rieger, NABU-Fachbereichsleiter Klima und Umweltschutzpolitik, dass bei dem globalen Ausstieg aus fossilen Energien nur die Kohle erwähnt werde, nicht aber Erdgas und Öl. Dieser Schritt sei lediglich ein kleiner Beitrag zur Emissionsminderung. Brigitte Neuner-Krämer sieht das ähnlich. Es sei zwar ein wichtiger Schritt, der reiche aber bei weitem nicht aus. „Es ist höchste Zeit die Notbremse zu ziehen, um das Überleben auf unserer Erde zu sichern“, sagt sie.
Insgesamt sei es noch ein weiter Weg, doch die Erwähnung von fossilen Brennstoffen im Abschlusstext der COP28 sei durchaus positiv. Bislang blieben sie unerwähnt. Und auch das Ziel, die Kapazität der erneuerbaren Energien bis 2030 zu verdreifachen und das Tempo zu verdoppeln sei ein richtiger Schritt.
Es bleibt zu hoffen, dass Politiker:innen den Einsatz von erneuerbaren Energien vorantreiben und fossile Brennstoffe nicht länger benötigt werden.