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Christina Rotondo-Renken

Tag der Kriminalitätsopfer 2019 - Weisser Ring hat Sicherheit von Senioren im Blick

v.li.: die ehrenamtlichen und professionell ausgebildeten Opferhelfer E. Ertem, M. Brünjes, I. Wohlan, J. Bredenberg Foto: eb

v.li.: die ehrenamtlichen und professionell ausgebildeten Opferhelfer E. Ertem, M. Brünjes, I. Wohlan, J. Bredenberg Foto: eb

Osterholz-Scharmbeck (eb). „Ohne Furcht im Alter“ - unter diesem Motto beging der Weisser Ring seinen diesjährigen Tag der Kriminalitätsopfer. An dem bundesweiten Aktionstag, der alljährlich am 22. März stattfindet und den die Opferhilfeorganisation 1991 ins Leben gerufen hat, stand 2019 die Sicherheit der älteren Generation im Mittelpunkt.
„Prinzipiell kann jeder jederzeit und überall Opfer von Täuschung und Betrug werden“, sagt Mandy Brünjes, Außenstellenleiterin des Weissen Rings im Landkreis Osterholz, „doch gerade im Bereich der Vermögensdelikte gibt es erwiesenermaßen besonders hohe Gefährdungspotenziale im hohen Alter. Dabei wählen die Kriminellen gezielt ältere Menschen als potenzielle Opfer aus, weil sie dort aus ihrer Perspektive besonders günstige Tatbedingungen vermuten“.
Studien belegen: Senioren in Deutschland verfügen nach der Erwerbsphase nicht selten über beträchtliche Vermögenswerte - das lockt Täter an. Zudem gehen Kriminelle davon aus, dass ältere Menschen aufgrund fehlender wirksamer Abwehr- und Präventionsmechanismen besonders leicht zum Opfer werden können. Und darüber hinaus vermuten die Straftäter nach Erkenntnissen der Behörden, dass das Risiko, bei der Abzocke alter Menschen erwischt zu werden, geringer ist als in anderen Betrugsfällen. Denn wer im Alter etwa Opfer von Trickbetrügern wird, steht oftmals vor einer hohen Hürde - der eigenen Scham, trotz umfassender Lebenserfahrung auf einen Betrüger hereingefallen zu sein.
Diese Faktoren haben in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass Kriminelle beispielsweise mittels auf Telefonbetrug spezialisierten Callcentern in der Türkei hochgradig professionelle Strukturen aufgebaut haben und sich zunehmend perfiderer Maschen bedienen. Verwandte in Not, Polizisten, Gerichtsvollzieher, Mitarbeiter von Stadtwerken -die Rollen, in die Betrüger und Diebe schlüpfen, um ältere Menschen zu täuschen und abzuzocken, sind vielfältig. Die Täter offenbaren dabei hohe kriminelle Energie und einen verblüffenden Ideenreichtum. Sie lassen sich regelmäßig neue Maschen einfallen, die sie später variieren. Gemein ist den Betrugs- oder Trickdiebstahlmustern, dass sie das Vertrauen betagter Bürger in staatliche Institutionen ausnutzen. Oder ihre Hilfsbereitschaft gegenüber vermeintlichen Verwandten und Bekannten in fingierten Notlagen.
Allein mit dem Enkeltrick, den es bereits seit zwei Jahrzehnten gibt, ergaunern Betrüger jährlich mehrere Millionen Euro. Ende vergangenen Jahres und im ersten Quartal 2019 ist es vor allem im süddeutschen Raum wiederum zu einer regelrechten Welle von Anrufen falscher Polizisten gekommen. Der Polizei in München etwa wurden Anfang Februar an nur drei Tagen rund 400 solcher Telefonate bekannt. Die Täter erbeuteten dabei Gold, Schmuck und Bargeld im Wert von mehr als 400.000 Euro. Bundesweit, so besagen es Schätzungen, könnten falsche Polizisten 2018 einen Gesamtschaden von gut 100 Millionen Euro verursacht haben.
„Gegen diese unsäglichen Maschen hilft nur ein hohes Maß an Aufklärung und effektiver Präventionsarbeit“, betont Mandy Brünjes. „Mit der Arbeit unserer Ehrenamtlichen und den vereinseigenen Publikationen, mit denen wir uns gezielt an Senioren wenden, wollen wir sie einerseits auf diese Gefahren aufmerksam machen. Andererseits möchten wir älteren Menschen auf diesem Weg auch das Gefühl vermitteln, dass sie keinesfalls automatisch leichtere Beute für Kriminelle sind, als der jüngere Teil der Bevölkerung. Und das tun wir, indem wir ihnen Handreichungen für kluges und couragiertes Verhalten mitgeben“, erläutert die Außenstellenleiterin des Weissen Rings im Landkreis Osterholz. Zudem wisse man aus der Opferarbeit des Weissen Rings ohnehin, dass ältere Menschen Risiken eher vermeiden als der Rest der Bevölkerung. Und ein gesundes Maß an Misstrauen führt dazu, so Mandy Brünjes weiter, dass gerade Betrugsversuche an Senioren in der überwiegenden Zahl der Fälle ins Leere laufen.
Die Außenstelle im Landkreis Osterholz zählt momentan 7 ehrenamtliche, professionell ausgebildete Opferhelfer, davon wurden drei „Neue“ aktuell im letzten Jahr ausgebildet: Elis Ertem aus Grasberg, Inka Wohlan aus Worpswede und Jan Bredenberg aus Ritterhude (siehe Foto). „Das gesamte Team um mich herum leistet hervorragende Arbeit in der Opferbetreuung. Ich kann mich zu 100 % auf jeden Einzelnen verlassen. Um weiterhin auch präventiv tätig zu sein und den Opfern dringend benötigte Hilfen zukommen zu lassen, suchen wir noch weitere Mitstreiter/innen, die mit Empathie und Engagement unser Team, und somit Deutschlands größte Hilfsorganisation für Opfer von Kriminalität, unterstützen möchten“, so die Außenstellenleiterin weiter. Für Informationen und Fragen können sich Interessenten unter Telefon 04298/ 90 65 170 melden. Unter der gleichen Telefonnummer ist Frau Brünjes auch für rat- und Hilfe suchende Opfer ansprechbar.


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