Monika Ruddek

„Schenkung ist eine große Geste“ - Mike Frank überreicht große Fotosammlung an Heimatverein

Lilienthal. „Nachdem, was eurer Familie damals in der dunkelsten Zeit der deutschen Geschichte angetan wurde, ist die Schenkung der umfangreichen Fotosammlung Deines Vaters Julius Frank eine große Geste, für die wir Respekt zollen und sehr dankbar sind“.
 
Hilmar Kohlmann, Harald Kühn vom Heimatverein (beide links) sowie Bürgermeister Kristian Tangermann und Peter Richter vom Heimatverein (beide rechts) begrüßten Mike Frank im Heimatmuseum und bedankten sich für die Geste des Vertrauens.   Foto: mr

Hilmar Kohlmann, Harald Kühn vom Heimatverein (beide links) sowie Bürgermeister Kristian Tangermann und Peter Richter vom Heimatverein (beide rechts) begrüßten Mike Frank im Heimatmuseum und bedankten sich für die Geste des Vertrauens. Foto: mr

Mit diesen Worten bedankte sich Harald Kühn vom Heimatverein Lilienthal nicht nur einmal, sondern in dieser Feierstunde am Nachmittag im Vereinshaus mehrfach bei Mike Frank für die umfangreiche Fotosammlung, die die Kinder des in der Nazizeit im Jahre 1936 aus Lilienthal vertriebenen Fotografen Julius Frank an das Heimatmuseum in Lilienthal und an das Bremer Focke Museum stifteten.
Auch Lilienthals Bürgermeister Kristian Tangermann bedankte sich für die Schenkung der Fotos an den Heimatverein und für die „große menschliche Leistung, verzeihen zu können“. Mike Frank und seine Schwester Barbara hatten sich dazu entschlossen, die mehrfach international ausgezeichneten Fotos und Dokumente dreier Fotografen-Generationen, 83 Jahre nach der Vertreibung der Familie Julius Frank, an ihren Bestimmungsort zurückzugeben. Mike Frank brachte die Fotos auf einem USB-Stick aus Amerika mit. Die Originale folgen per Seefracht. Es sind Fotos aus drei Generationen der Familie Frank, denn sie alle waren hochbegabte Fotografen, die eine ebenso hohe Anerkennung in ihrem Wirkungskreis fanden. Diese Fotos gehören ganz einfach in unsere Region, denn sie zeigen überwiegend Bäuerinnen und Bauern bei der Arbeit oder in ihrer Freizeit. Sie zeigen das Leben im Teufelsmoor, Moorlandschaften, Gehöfte, Torfkähne auf der Hamme, Porträts von den damals hier lebenden Menschen und viele alte Ansichten aus Lilienthal. Besonders viele Fotos waren bei der 700-Jahr-Feier im Jahre 1932 in Lilienthal entstanden.
Dass Barbara und Mike Frank sich entschlossen, die umfangreiche Fotosammlung ihres Vaters Julius Frank, ihres Großvaters Henry Frank und des Urgroßvaters Julius Frank unter anderem dem Heimatverein zu schenken, ist nicht zuletzt dem letzten Besuch zu verdanken, den die beiden Kinder von Julius Frank gemeinsam mit ihrer damals 91-jährigen Mutter Hilde Frank im Jahre 2006 der Gemeinde Lilienthal abstatteten. Dieser Besuch vor 13 Jahren war für alle Beteiligten ein sehr emotionaler Moment gewesen, wie alle Gäste am Samstagnachmittag im Heimatverein in einer umfangreichen Filmdokumentation miterleben durften. „Seit diesem Besuch sind wir freundschaftlich mit der Familie Frank verbunden“, betonte Harald Kühn. Hilde Frank, die unbemerkt von den Nazis als Deutsche im Jahre 1937 die weite Reise zu ihrem späteren Ehemann Julius Frank nach Detroit wagte, hatte wohl nicht damit gerechnet, dass ihr Mann Julius einmal so viel Anerkennung in seiner ehemaligen Heimat bekommen würde. Nachdem bisher lediglich zwei Stolpersteine vor dem ehemaligen Fotogeschäft an der Hauptstr. 44 an die Vertriebenen der damaligen Schreckensherrschaft der Nazis erinnern, wurde nun endlich in Lilienthal auch eine Wohnstraße nach dem Fotografen Julius Frank benannt. Eine wichtige und vielleicht längst überfällige Maßnahme, denn die Namen der damals Vertriebenen dürfen nicht in Vergessenheit geraten. „Wir müssen mahnen, damit sich die Geschichte nicht wiederholt“, bekräftigte Harald Kühn in seiner Rede, die auch darauf abzielte, dass wir in Deutschland eine starke demokratische Zivilgesellschaft brauchen, um Rechtsextremismus keine Chance zu geben.
Inzwischen lebt Julius Frank schon lange nicht mehr. Er starb bereits im Jahre 1959. Doch die Fotodokumentationen seines Vaters und Großvaters sowie seine eigenen Fotos werden immer wieder das Bild der damaligen Zeit aufleben lassen und nachfolgenden Generationen zur Verfügung stehen. Wer sich für die Fotos interessiert, der ist herzlich dazu eingeladen, das Heimatmuseum in der Feldhäuser Straße 16, in Lilienthal zu den Öffnungszeiten am Dienstag oder Sonntag in der Zeit von 10 Uhr bis 12 Uhr zu besuchen.


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