Jörg Monsees

„Rollenmuster machen Frauen arm“

Niedersachsen (red). Frauen verdienen in Niedersachsen im Schnitt deutlich weniger als Männer. Nach Einschätzung des Sozialverbands VdK sind dafür vor allem tradierte Rollenbilder und strukturelle Defizite verantwortlich.

Die vom Landesamt für Statistik Niedersachsen am 16. Dezember veröffentlichten Zahlen zum Gender Pay Gap zeigen nach Angaben des Sozialverbands VdK Niedersachsen-Bremen eine Lohnlücke von 16 Prozent zwischen Frauen und Männern. Landesfrauenvertreterin Gunda Menkens sieht die Ursachen weniger in ungleicher Bezahlung gleicher Arbeit, sondern in der weiterhin verbreiteten traditionellen Rollenaufteilung.

„Bis 25 Jahre verdienen Frauen und Männer etwa gleich viel. Danach aber geht die Schere weit auseinander“, erklärt Menkens. Spätestens wenn Kinder oder pflegebedürftige Angehörige hinzukommen, reduzierten überwiegend Frauen ihre Arbeitszeit und übernähmen den größten Teil der unbezahlten Sorgearbeit.

Nach Auswertung des Landesamts arbeiten Mütter mit Kindern unter drei Jahren zu 73 Prozent in Teilzeit, bei Vätern liege dieser Anteil bei lediglich 8 Prozent. Der Grund dafür liege laut Menkens auch im Aufbau des Sozialstaats. „Er ist auf pflegende Angehörige und unbezahlte Erziehungsarbeit angewiesen – anders funktioniert er nicht, denn entsprechende Strukturen wie verlässliche Ganztagsbetreuung für Kinder und Pflegebedürftige sind einfach nicht ausreichend vorhanden“, so die Landesfrauenvertreterin. Die Folgen zeigten sich nicht nur während des Erwerbslebens, sondern auch im Alter. Da unbezahlte Sorgearbeit kaum berücksichtigt werde, entstehe im Anschluss eine erhebliche Rentenlücke. „Denn eine Frau, die genau die Rolle übernimmt, die das System von ihr verlangt, wird bei der Rentenzahlung dafür paradoxerweise auch noch bestraft. Altersarmut lässt dann grüßen“, sagt Menkens.

Der VdK Niedersachsen-Bremen fordert deshalb den Ausbau verlässlicher Ganztagsbetreuung in Kindertagesstätten und Schulen sowie ein ausreichendes Angebot an Tagespflegeplätzen. Zudem müssten Frauen und Männer unbezahlte Sorgearbeit gemeinsam übernehmen. Notwendig seien familienfreundliche Unternehmenskulturen, verlässliche Betreuungsangebote und eine Ausgestaltung des Elterngeldes, die eine gleichberechtigte Aufteilung der Sorgearbeit fördere, statt bestehende Geschlechterrollen zu verfestigen.


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