Ulla Ingenhoven

Niederdeutsches Theater am Leben erhalten - Interview mit der Volksschauspielerin Heidi Mahler

Osterholz-Scharmbeck. In diesem Jahr gastiert das Hamburger Ohnsorg-Theater nicht nur einmal, sondern zweimal in der Stadthalle in Osterholz-Scharmbeck. Am Sonnabend, 12. Oktober, 20 Uhr kommt die plattdeutsche Komödie „En Mann mit Charakter“ auf die Bühne. Dieser beliebte Ohnsorg-Klassiker wurde auch zu Ehren von Heidi Mahler, die in diesem Jahr ihren 75. Geburtstag feierte, auf den Spielplan genommen. Der ANZEIGER sprach mit der beliebten Hamburger Schauspielerin.
„En Mann mit Charakter“ heißt die plattdeutsche Komödie am 12. Oktober in der Stadthalle. Der ANZEIGER sprach mit Heidi Mahler, Tochter von Heidi Kabel.  Foto: Oliver Fantitsch

„En Mann mit Charakter“ heißt die plattdeutsche Komödie am 12. Oktober in der Stadthalle. Der ANZEIGER sprach mit Heidi Mahler, Tochter von Heidi Kabel. Foto: Oliver Fantitsch

Anzeiger: Frau Mahler, Sie spielen in dem Stück „En Mann mit Charakter“ die schlitzohrige Oma Dora. Wie bereiten Sie sich auf diese Rolle und auch auf andere Rollen vor?
 
Heidi Mahler: (lacht) Indem ich das Stück lese, lese, lese und dann anfange zu lernen. Und das recht frühzeitig, zwei Monate bevor es losgeht.
 
Welche Vorteile hat eigentlich das Alter als Schauspielerin?
 
Nachteile sehe ich darin überhaupt nicht. Das sind dann ja ganz andere Rollen, die man spielt. Und da ist jede Zeit interessant für Schauspieler. Ich würde da nicht etwas besonders hervorheben. Man macht das vielleicht alles noch bewusster, weil man weiß, was alles daran hängt. Das ist ja das Tolle bei der Schauspielerei, dass man bis ins hohe Alter noch viel Freude an seinem Beruf hat.
 
Sie sind - wie Ihre berühmte Mutter Heidi Kabel auch - in Hamburg eine Institution wie der Michel oder der Hafen. Wie fühlen Sie sich, wenn Sie außerhalb Ihrer Heimatstadt auf Tour sind - auch in kleineren Städten?
 
So sehe ich mich nicht. Aber da ich meinen Beruf so gerne ausübe, freue ich mich immer abends auf das Publikum, und es ist natürlich oft eine Überraschung, wie anders manchmal die Leute reagieren. Das ist im Ohnsorg-Theater selbst auch schon so, dass es von einem Tag zum anderen ganz unterschiedlich ist. Und so ist es eben auch in ganz Deutschland. Dieses Mal fahren wir mit unserer hochdeutschen Tournee sogar ganz weit nach Osten, nach Frankfurt an der Oder. Da freuen wir uns schon drauf und sind ganz gespannt, wie die Leute dort reagieren.
 
Wie setzt sich Ihr Publikum zusammen? Sind auch jüngere Leute in den Zuschauerreihen?
 
Ja, absolut. Wir sehen das ja jetzt jeden Abend. Da sind sehr viele junge Leute. Ich glaube, dass das mit guten Volksstücken am besten geht. Also, wir stellen es jedenfalls bei uns fest: Dieses Stück ist sehr beliebt. Das ist eine große Freude.
 
Ohnsorg-Theater - das ist ja Tradition ...
 
Und das finde ich so toll, und das dürfen wir auch nicht aufgeben. Das Ohnsorg-Theater kennt man in ganz Deutschland als niederdeutsches Volkstheater. Das müssen wir am Leben erhalten.
 
Gibt es eine Rolle, die Sie gern einmal spielen würden?
Da fällt mir jetzt nichts ein, aber dies soll ja nun auch meine letzte Rolle gewesen sein.
 
Warum?
Ich möchte danach eigentlich aufhören mit der Schauspielerei. Aber das zieht sich ja noch lange hin. 2020/21 soll es noch eine Abschiedstournee geben mit „Tratsch im Treppenhaus“.
 
Das ist schade, dass Sie aufhören, aber irgendwann muss man wohl einen Strich machen …
Ja, ich möchte auch nicht auf die Bühne als halber Leichnam geschleppt werden.
 
Aber 75 ist ja heute kein Alter.
Gott sei Dank, ich fühle mich auch ganz fit und gesund und genieße das auch alles noch, aber anders soll es auch nicht sein.
 
Was werden Sie denn machen, wenn Sie nicht mehr Theater spielen?
Oh, ich habe ein wunderschönes Haus in der Voreifel mit einem Riesengarten, und sogar ein kleiner Wald ist dabei. Also, ich glaube, ich habe genug zu tun ...
 Vielen Dank für das Gespräch, Frau Mahler und viel Spaß weiterhin.


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