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Linke stellt Ergebnisse großer Umfrage vor

Osterholz-Scharmbeck (jm). Wie stellen sich die Einwohner:innen die Zukunft der Kreisstadt vor? Dieser für die Kommunalpolitik nicht ganz unerheblichen Frage nähert sich Die Linke mit einer umfangreichen Bürgerbefragung, deren Ergebnisse nun erstmals vorgestellt wurden, an.
 
Insgesamt 320 Menschen hat die Linke online und mit Papier-Fragebögen nach ihren Wünschen für Osterholz-Scharmbeck befragt.

Insgesamt 320 Menschen hat die Linke online und mit Papier-Fragebögen nach ihren Wünschen für Osterholz-Scharmbeck befragt.

Das Studiendesign kann sich sehen lassen: Um herauszufinden, welche Themen den Bürger:innen der Kreisstadt überhaupt wichtig sind, startete der Ortsverband der Linkspartei mit 22 qualitativen und ergebnisoffenen Interviews. Daraus wurden Themenbereiche und Thesen entnommen, die später auf dem Fragenbogen landeten, den 320 Menschen (auswertbar) beantwortet haben.
 
„OHZ ist schön, aber ...“
 
„Wir wollten die Menschen nicht über unsere eigenen Forderungen als Partei befragen“, erklärt Utz Weißenfels, der an der Umfrage mitgearbeitet hat. So entschieden sich die Genoss:innen, zunächst ergebnisoffene Interviews mit Menschen aus ihrem persönlichen - nicht zwingend politischen - Umfeld zu führen. Zehn Männer und zwölf Frauen aus verschiedenen Altersgruppen erklärten sich zu einem Gespräch bereit. „Dabei waren verschiedene Berufe vertreten“, erklärt Weißenfels. Schüler:innen hätten ebenso teilgenommen wie selbstständige Unternehmer:innen, Landwirt:innen, Angestellte, Lehrer:innen und Mitglieder der öffentlichen Verwaltung. „Es war sogar ein ehemaliges FDP-Mitglied dabei“, betont Weißenfels. Lediglich eine der im ersten Schritt befragten Personen sei Mitglied der Linken gewesen.
Gearbeitet wurde dabei nicht mit Vorschlägen oder Suggerierungen, sondern offenen Fragen und unvollständigen Sätzen, die ergänzt werden mussten. So ließen die Interviewer:innen ihre Gesprächspartner:innen etwa den Satz „Osterholz-Scharmbeck ist ja schon ganz schön, aber...“ vervollständigen. Redeten die Interviewten nicht weiter, knüpften die Fragesteller:innen an das bereits Gesagte an, um konkretere Details zu erfahren.
 
Ein Prozent der Bevölkerung erfasst
 
Aus den Antworten der fünf bis 15 Minuten langen Gespräche ergaben sich mehrere Themenbereiche und letztendlich 50 Aussagen, zu denen Die Linke im zweiten Schritt eine quantitative Umfrage durchführte. Hier konnten die Befragten aus fünf Antwortoptionen - von voller Ablehnung bis zur vollen Zustimmung zu einer Aussage - wählen. Rund 2000 gedruckte Exemplare der Umfrage wurden in Briefkästen mit kostenloser Rücksendemöglichkeit eingeworfen, außerdem konnten die Fragen online beantwortet werden. Insgesamt waren die Antworten von 320 Personen vollständig und auswertbar. „Wir haben damit einen Prozent der lese- und antwortfähigen Bevölkerung erfasst“, zeigt sich Weißenfels stolz.
Die Auswertung der umfangreichen Datensätze nahm einige Zeit in Anspruch - schließlich arbeiteten ausschließlich ehrenamtliche Parteimitglieder an der Umfrage. Mit den gewonnenen Erkenntnissen wolle man „offen umgehen“, sie eventuell auch komplett veröffentlichen, sagt Herbert Behrens, Fraktionsvorsitzender der Linken im Stadtrat. In das eigene Kommunalwahlprogramm werden sie auf jeden Fall einfließen, so viel steht fest.
 
Hohe Zustimmungswerte
 
Viele der 50 Aussagen im Fragebogen konnten hohe Zustimmungswerte erzielen. Bemerkenswert fanden Weißenfels und Behrens vier Themenbereiche. Eine große Mehrheit der Kreisstädter:innen in allen Altersgruppen wünsche sich den Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs. Für mehr Buslinien, günstigere Tickets und mehr Fahrten nach Bremen und Bremerhaven gab es 84 bzw. 83 Prozent Zustimmung. Ebenfalls mit 83 Prozent befürwortet wurden mehr Radwege in der Kreisstadt und den Ortsteilen.
Glaubt man den Umfrageergebnissen, würde ein großer Teil der Bürger:innen mehr Beteiligung an politischen Entscheidungen begrüßen. Insgesamt 86 Prozent der Befragten stimmten dieser Aussage zu, für den Satz „Die Stadtverwaltung sollte das Engagement aller Bürger:innen nutzen und beachten“ gab es sogar noch zwei Prozentpunkte mehr Zustimmung.
Bei den Themen Bildung und Jugend herrscht offenbar auch große Einigkeit in der Kreisstadt. Dass mehr Geld in die Ausstattung und Einrichtung der Schulen fließen sollte, fanden 88 Prozent der Teilnehmer:innen. Für mehr Begegnungsorte, insbesonde für junge Menschen, sprachen sich 88 Prozent der Befragten aus. Treffpunkte für Jugendliche ohne Verzehrzwang würden 82 Prozent gerne in Osterholz-Scharmbeck sehen.
 
Das Auto ist Streitpunkt
 
Unterschiede zwischen den Altersgruppen gebe es nur bei einzelnen Fragen, berichtet Herbert Behrens. „Man stellt fest, dass die Älteren sich noch gut an ihre Jugend erinnern. Die Jüngeren können sich vielleicht noch nicht vorstellen, wie es ist, alt zu werden“, mutmaßt Behrens. Das zeige sich beispielsweise bei der Frage nach betreutem Wohnen. Auch das Auto habe einen unterschiedlichen Stellenwert. „Für die Jüngeren bedeutet das noch eher Freiheit“, so Behrens.
Der motorisierte Individualverkehr scheint allgemein das Thema zu sein, das man anhand der Umfrage am ehesten als umstritten bezeichnen könnte. So stehen bei der Frage nach mehr Tempo-30-Zonen 50 Prozent Zustimmung - im Kontext der Umfrage ein eher geringer Wert - 40 Prozent Ablehnung gegenüber. Die einzige Aussage, die mehrheitlich abgelehnt wurde, findet sich ebenfalls in diesem Abschnitt. Dass es in der Stadt zu viele Parkplätze für Pkw gibt, findet nur ein Viertel der Befragten. 49 Prozent stimmen dieser Aussage eher oder überhaupt nicht zu, 26 Prozent sind unentschlossen.


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