Kreiskrankenhaus verabschiedet Seelsorger Pastor Bollmann
Zur Frage, welche Bedeutung die Krankenhausseelsorge für ihn habe, erzählt der scheidende Krankenhausseelsorger Hans Jürgen Bollmann gerne von einer Begegnung mit einem jungen Arzt. Dieser habe sich mal erkundigt, was denn überhaupt Bollmanns Aufgabe im Krankenhaus sei. Nach dem Gespräch habe der Arzt dann gesagt: „Ich glaube, das ist gut, dass Sie hier sind. Wir haben hier nämlich viele Patienten, die kommen hierher mit Herzbeschwerden. Die haben aber nichts am Herzen, sondern etwas auf dem Herzen.“
„Zuhören, aushalten, begleiten“
Dieses Gespräch gab der 57-Jährige bei seiner Verabschiedung in der Cafeteria im Kreiskrankenhaus am Freitagnachmittag wieder. Er selbst veranschaulichte mit einer Geschichte aus dem Alten Testament seine Motivation zur Krankenhausseelsorge. Hierin sucht eine Frau bei einem Propheten Hilfe, da ihr Mann gestorben sei und sie sich in fi-nanzieller Not befinde.
Der Prophet habe sich dabei „an dem Bedarf seines Gegenübers“ orientiert. Das sei auch für ihn maßgebend, sagte der Seelsorger. „Für mich heißt das: zuhören, aushalten und begleiten. Ich bin jetzt für dich da.“ Insofern sei der Prophet für ihn vorbildlich, der nach den eigenen Quellen der Frau gesucht habe, was ihr gut tue.
Für Bollmann besteht der Unterschied zwischen Gemeindeseelsorge und der Krankenhausseelsorge eben darin, dass er es hier mit einem Patienten zu tun habe. „Sonst passiert das schon mal zwischen Tür und Angel.“ Bei der Krankenhausseelsorge gehe es auch um ein Mitwirken an einem Heilungsprozess.
Ohne die „Grünen Damen“ geht es nicht
Im Mai 2002 begann der Geistliche mit einer Viertel-Stelle im Kreiskrankenhaus. Damals absolvierte er auch eine Krankenhaus-Seelsorge-Ausbildung. Die Präsenz im Krankenhaus beschränkte sich auf zwei halbe Tage beziehungsweise auf einen ganzen Tag. Per Handy befand er sich in Rufbereitschaft.
In Zukunft ist Bollmann für die Seelsorgeausbildung von ehrenamtlich Tätigen am Zentrum für Seelsorge und Beratung in Hannover zuständig. Darüber hinaus bleibt er Beauftragter für Notfallseelsorge im Sprengel Stade mit einer halben Stelle.
In seinem Rückblick auf sein Engagement sagte der Pastor: „Ohne die Grünen Damen wäre vieles nicht möglich gewesen.“ Die Grünen Damen sind Ehrenamtliche in der stationären Gesundheits- und Krankenpflege. Sie sind in der Evangelischen Kranken- und Alten-Hilfe e. V. organisiert. Der Name Grüne Damen bezieht sich auf die Farbe der grünen Kittel, die sie früher einmal trugen.
Im Kreiskrankenhaus sind jeweils montags, dienstags und donnerstags zwei Frauen unterwegs, um Patienten zu besuchen und zu begleiten. „Sie sind motiviert, weitaus mehr zu leisten, als es für eine Grüne Damen so üblich ist“, lobte der Pastor seine Unterstützerinnen. Es sei „einzigartig im Kreiskrankenhaus, wie hier die Grünen Damen und die Krankenhausseelsorge eng zusammenarbeiten“.
In ihrem Abschiedswort sagte Superintendentin Jutta Rühlemann, dass die Klinikseelsorge im Kreiskrankenhaus „geradezu selbstverständlich“ geworden sei. Sie treffe auch auf eine „Situation, wo Worte fehlen, aber nötig sind“. Als Unterrichtender in der Pflegedienstschule habe Bollmann einen wichtigen Beitrag dazu geleistet, „für die Verletzlichkeit der Seele zu sensibilisieren“.
Krankenhausleiter Klaus Vagt zitierte Hermann Hesses Gedichtzeile, dass jedem Anfang ein Zauber innewohne. „Sie freuen sich auf Ihre neue Aufgabe“, hatte der Krankenhausleiter ausgemacht. „Sie sind auch der richtige Mann dafür“, gab er dem Seelsorger mit auf den Weg. Als Dankeschön überreichten er und Jutta Rühlemann kleine Geschenke, die an den Landkreis Osterholz erinnern.