Kommunale Wärmeplanung
Osterholz-Scharmbeck. Rund 100 Zuhörer:innen sind der Einladung des Landkreises Osterholz in den großen Sitzungssaal des Rathauses zur ersten öffentlichen Auftaktveranstaltung der kommunalen Wärmeplanung gefolgt.
Neben vielen Bürgern waren auch Vertreter der Gemeinden Hambergen, Lilienthal, Worpswede, Ritterhude, Grasberg und Schwanewede sowie der Stadt Osterholz-Scharmbeck anwesend.
Dr. Jens Clausen von der „Borderstep Institut für Innovation und Nachhaltigkeit GmbH“ eröffnete die Veranstaltung mit seinem Vortrag über verschiedene Optionen einer optimalen Wärmeversorgung. Anschließend informierten Lorenz Schlüter (Osterholzer Stadtwerke) und Jannik Hartfil (EWE) über den Stand der Planung im Kreisgebiet.
Plädoyer für die Wärmepumpe
Dr. Jens Clausen beleuchtete in seiner Rede die aktuelle Situation auf dem Heizungsmarkt. Das heizen mit Gas und Öl sei zwar weiter möglich, alle Szenarien deuteten aber darauf hin, dass die Preise deutlich ansteigen werden. So werde die Schere für die Kosten pro Jahr für Gas und Öl gegenüber den Stromkosten für den Betrieb einer Wärmepumpe laut Prognosen weit auseinandergehen. Danach würde die moderne und umweltfreundliche Energieform im Jahr 2045 weniger als die Hälfte der Kosten für die Variante mit den fossilen Brennstoffen betragen. Clausen zeigte an diversen Beispielen, dass auch Altbauten in unterschiedlichen Größen und Baujahren durchaus für den Betrieb einer Wärmepumpe geeignet seien. Letztlich sei jetzt ein guter Zeitpunkt, um bei einem Wechsel der Heizungsanlage über den Einbau einer Wärmepumpe nachzudenken. So seien staatliche Förderungen bis zu 70 Prozent der förderfähigen Kosten für Eigentümer bestehender Wohngebäude in Deutschland möglich.
Planung soll bis April 2025 fertig sein
Der kommunale Wärmeplan soll Bürgerinnen und Bürgern sowie Unternehmen künftig Sicherheit darüber geben, ob und mit welcher zentralen Wärmeversorgung sie vor Ort rechnen können oder ob eine individuelle Heizlösung notwendig wird. Der gesamte Planungsprozess ist in vier Phasen unterteilt: Bestandsanalyse, Potenzialanalyse, Aufstellung eines Zielszenarios und Wärmewendestrategie.
In der Bestandsanalyse wurde der Ist-Zustand der Wärmeversorgung in den kreisangehörigen Kommunen erhoben. Diese Daten liegen mittlerweile vor. Aussagen über Zwischenstände wollten die beiden Vertreter der beteiligten Unternehmen allerdings noch nicht preisgeben. Anschließend sollen Potenziale zur klimaneutralen Energiegewinnung ermittelt werden. Dabei schaut man nach möglichen Flächen für Photovoltaikanlagen oder Windenergie, Möglichkeiten der Nutzung von Abwärme aus Industrie und Flüssen oder Seen oder auch der Nutzung von Geothermie.
Auf Basis dieser Analysen werden verschiedene Zielszenarien für eine klimaneutrale Wärmeversorgung aufgestellt. Wie kann die zukünftige Versorgungsstruktur aussehen, wo sind Wärmenetze möglich oder wo wird nur eine Einzelversorgung der Haushalte über dezentrale Heizsysteme möglich sein? Am Ende des Projekts wird der Transformationspfad zur zukünftigen Wärmeversorgung mit mindestens fünf detailliert ausgearbeiteten Maßnahmen erstellt und soll als strategische Empfehlung für Politik und relevante Akteure dienen.