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Julius-Frank-Bücher für Schulen

Lilienthal (eb). Der Heimatverein Lilienthal will die Erinnerung an die Familie Frank am Leben halten.

Anhand des neuen Buches über Julius Frank, das vom Focke-Museum veröffentlicht wurde, werden sich die Schüler:innen der IGS Lilienthal mit dem Schicksal der jüdischen Familie beschäftigen. Foto: eb

Anhand des neuen Buches über Julius Frank, das vom Focke-Museum veröffentlicht wurde, werden sich die Schüler:innen der IGS Lilienthal mit dem Schicksal der jüdischen Familie beschäftigen. Foto: eb

Kürzlich übergab der Verein das neue erschienene Buch über den Fotografen Julius Frank an die IGS Lilienthal.

„120 Julius-Frank-Bücher können wir an die Oberstufen und an die Bibliotheken des Landkreises abgeben“, freute sich der Vorsitzende des Heimatvereins Lilienthal, Hilmar Kohlmann. Ergänzend fügte Manfred Lütjen hinzu, dass „diese Schenkung nur dank der großzügigen finanziellen Hilfe der Volksbank eG Osterholz-Bremervörde, der Osterholzer Stadtwerke und der Sparkasse Rotenburg Osterholz möglich ist“.

 

Julius Frank flüchtete nach Amerika

 

Die Überreichung der Bücher - Kunstbuch und zugleich zeitgeschichtliche Lektüre - fand in Gegenwart der Schulleiterin der IGS Lilienthal Karina Kögel-Renken statt, die sich diesem zeitgeschichtlichen Themenbereich persönlich sehr verbunden fühlt. Vor Schüler:innen der Klasse 9 und des Geschichts-Leistungskurses des Jahrgangs 12 gab Harald Kühn dann einen Einblick in die wechselvolle Familiengeschichte der Fotografen-Familie Frank, die über drei Generationen ab 1872 in Lilienthal wohnte. „Aus hochgeschätzten Mitbürgern wurden sie ab 1933 Ausgegrenzte, nur weil sie Juden waren“, berichtete Kühn.

Die Familie Frank bekam die Auswirkungen der menschenverachtenden Rassenpolitik der Nazis zu spüren. Julius Frank flüchtete dann im Juni 1936 nach Amerika.

Erst nach intensiven Recherchen fanden Mitglieder des Heimatvereins im Jahre 2005 Mitglieder der Frank-Familie in Kalifornien. Auf Einladung der Gemeinde Lilienthal und des Heimatvereins kam im April 2006 die Witwe Hildegard (Julius Frank verstarb 1959 mit nur 52 Jahren) mit ihren Kindern Barbara und Mike nach Lilienthal.

In einer bewegenden Rede während einer Feierstunde zu Ehren der Frank-Familie bat Bürgermeister Willy Hollatz 2006 die Familie um Verzeihung für das große Leid, welches man ihr in Lilienthal zugefügt hatte. Zum Schluss ihres Aufenthaltes in Lilienthal kam es zu einer Aussöhnung, wohlwissend, dass das geschehene Unrecht nicht wiedergutzumachen ist.

 

Nachlass ist im Focke-Museum zu sehen

 

Hildegard Frank starb 2010 in Kalifornien. 2019 entschlossen sich die Kinder Barbara und Mike, den gesamten fotografischen Nachlass der drei Frank-Fotografen dem Focke-Museum und dem Heimatverein Lilienthal zu stiften. In einer großen Julius-Frank-Ausstellung zeigt das Focke-Museum noch bis Ende Februar 2023 die künstlerischen Fotografien aus der Schenkung, die national und international prämiert wurden. Auch die stattliche Atelierkamera von 1900 wird in der Ausstellung präsentiert.

Zum Schluss seiner Ausführungen unterstrich Harald Kühn, dass das Begleitbuch zur Ausstellung, welches die Schulen jetzt erhalten, „sehr exemplarisch zeigt, dass die Zeit der Nazidiktatur nicht irgendwo in Deutschland stattfand, sondern auch in Lilienthal - mitten unter uns“.

Die Geschichtslehrerin Catharina Lütjen sowie die Lehrerin der Klasse 9, Veronika Schilling und die Schulleiterin Karina Kögel-Renken bedankten sich für die Schenkung und informierten, dass die Bücher schon zeitnah für den Projektunterricht im Januar 2023 eingesetzt werden. Schwerpunkt wird das Schicksal der Familie Frank sein.


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