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Lena Stehr

Ist das schon Corona?

Landkreis. In diesem „Coronaherbst“ ist alles anders: Zum Beginn der regulären Schnupfen- und Grippesaison sind viele Menschen mit Krankheitssymptomen verunsichert.

Bild: Wavebreak Media LTD

Der typische Schnupfen im Herbst war bisher nie groß der Rede wert. Mit laufender Nase und Kratzen im Hals ging man auch nicht gleich zum Arzt. In Pandemie-Zeiten sieht die Sache aber anders aus.
Wie man sich jetzt richtig verhält, wenn man Symptome eines grippalen Infekts hat und wie der Alltag in einer ganz normalen Arztpraxis auf dem Land aussieht, erläutert Dr. med. Henning Venjakob, Facharzt für Allgemeinmedizin und Chirurgie aus Selsingen.
 
„Wer sich krank fühlt, bleibt Zuhause“
 
„Grundsätzlich gilt: Wer nicht nur Schnupfensymptome hat, sondern sich auch krank und schlapp fühlt, sollte erst einmal Zuhause bleiben und seinen Hausarzt telefonisch kontaktieren.“
So wie viele andere Kolleg*innen auch, hat Venjakob eine extra Corona-Sprechstunde eingeführt, in der er täglich ab 7 Uhr gemeinsam mit zwei Mitarbeiter*innen seine Patient*innen in voller Schutzbekleidung im Carport auf Corona testet.
 
Kein Verständnis für Quarantäne
 
Jeder der getestet wurde, muss sich in Quarantäne begeben, bis nach ein bis zwei Tagen das Ergebnis vorliegt. Vor allem viele jüngere Patient*innen hätten dafür nicht immer Verständnis, würden viel diskutieren und teilweise ungehalten reagieren, weil sie sich isolieren sollen. Das sei manchmal sehr anstrengend, so Venjakob.
 
Praxispersonal macht Überstunden
 
Genau wie die Tatsache, dass das Telefon quasi nonstop klingele und deutlich mehr Mails eingingen als vor der Pandemie. Überstunden seien an der Tagesordnung, so Venjakob, der übrigens die Schutzkleidung für sich und seine Mitarbeiter*innen aus eigener Tasche zahlen muss.
In die Zukunft blickt der Mediziner dennoch optimistisch und rät, sich nicht von der Angst vor einer „Mega-Corona-Welle“ entmutigen zu lassen. „Wenn wir uns alle an die Regeln halten und Verständnis füreinander haben, werden wir gut durch die nächsten Monate kommen“, sagt Venjakob.
Den Grund dafür, warum Deutschland und speziell auch unsere Region bisher so gut durch die Pandemie gekommen sei, sieht der Arzt vor allem im frühen Testen. Das Testzentrum Zeven hätte dabei gute Arbeit geleistet und den Ärzt*innen auf dem Land viel beigebracht.
 
Testzentrum geschlossen
 
Das Testzentrum, das im Schichtsystem von verschiedenen Hausärzten aus dem Landkreis betrieben wurde, ist seit der vergangenen Woche geschlossen, erklärt Malte Wittmershaus vom Landkreis Osterholz.
Die Verantwortung liege nun also wieder bei den Hausarztpraxen im Landkreis. Die entscheiden eigenverantwortlich, ob ein Test überhaupt sinnvoll ist, so die Leiterin des Krisenstabes und zuständige Dezernentin für das Gesundheitsamt Heike Schumacher.
 
Info für Reiserückkehrer
 
Reiserückkehrende aus Risikogebieten können sich nach wie vor kostenfrei bei ihrem Hausarzt testen lassen. Dies gilt für zehn Tage nach der Einreise in Deutschland. Zudem müssen sie grundsätzlich in 14-tägige Quarantäne, ein Negativtest kann diese Quarantäne auflösen. In jedem Fall müssen sich Reiserückkehrende aus Risikogebieten beim Gesundheitsamt registrieren.
Wer aus Nicht-Risikogebieten zurückkehrt, könne sich nicht mehr kostenfrei testen lassen und unterliegt keiner Quarantänepflicht. Gleichwohl empfiehlt die Dezernentin auch diesen Personen dringend, in den Tagen nach der Einreise Kontakte so weit wie möglich zu reduzieren und bei Krankheitssymptomen umgehend den Hausarzt zu kontaktieren.
 
Zuversichtlich in den „Coronaherbst“
 
Dem „Coronaherbst“ blicke man zuversichtlich entgegen, so Malte Wittmershaus. Im Gesundheitsamt würden - immer angepasst an die aktuelle Lage - viele Mitarbeiter*innen unmittelbar am Coronageschehen arbeiten und dabei auch tatkräftig von der Kreisverwaltung unterstützt.
Nach wie vor wichtig sei es, die Maßnahmen wie Hände waschen, regelmäßiges Lüften sowie ausreichend Abstand zu den Mitmenschen zu halten zuverlässig fortzusetzen. Vor allem, wenn man Anzeichen eines Infektes hat.
 
Maßnahmen in der EU harmonisieren
 
Dafür, dass die EU-Mitgliedsstaaten unverhältnismäßig lange Wartezeiten für Tests verkürzen und eine gemeinsame Quarantänezeit festlegen sollten, plädiert indessen der CDU-Europaabgeordnete David McAllister. Wichtig seien nun gemeinsame Begriffsbestimmungen, Gesundheitskriterien und Methoden als Schlüssel zur wirksamen Bekämpfung der Pandemie und ihrer wirtschaftlichen Folgen innerhalb der EU.
Er fordert unter anderem den Einsatz von Kontaktnachverfolgungs-Apps, um eine EU-weite Nachverfolgung von COVID-19 zu ermöglichen.
 
Aktuelle Zahlen
 
Das Robert-Koch-Institut meldete am Freitag 2.153 neue Infektionen. Insgesamt haben sich in Deutschland bisher 280.223 Menschen mit dem neuartigen Coronavirus infiziert. Im Landkreis Rotenburg wurden in den vergangenen Tagen zehn neue Fälle registriert, im Landkreis Osterholz drei.
 


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