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IHK-Konjunkturumfrage: Ohne Erdgas steht Rezession bevor

Niedersachsen (eb/pvio). Der russische Angriffskrieg und die daraus resultierenden Probleme für die Energie- und Rohstoffversorgung lassen den IHK-Konjunkturklimaindikator für das erste Quartal 2022 um 23 auf 83 Punkte (Vorquartal: 106 Pkt.) abstürzen.

Auch wenn die niedersächsische Wirtschaft an Schwung verloren habe - an vielen Stellen wachse sie trotz Preissteigerung noch. Entsprechend werde die Geschäftslage der niedersächsischen Wirtschaft überwiegend als „noch zufriedenstellend“ bewertet, wie die IHK Niedersachsen aufgrund ihrer Konjunkturumfrage mitteilt.
„Sollte es allerdings zu Abschaltungen beim Erdgas kommen, steht uns eine Rezession unbekannten Ausmaßes bevor“, so Maike Bielfeldt, Hauptgeschäftsführerin der IHK Niedersachsen (IHKN).
 
Schlechtere Erwartungen
 
Die aktuelle Geschäftslage werde von 33 Prozent (Vorquartal: 36 %) der Unternehmen als gut beurteilt, 51 Prozent (Vq. 50 %) seien zufrieden und 16 Prozent (Vq. 15 %) beurteilten ihre Lage als schlecht. Die Erwartungen an die kommenden Monate hätten sich vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges, möglichen Versorgungsengpässen und dem Wiederaufflammen der Pandemie in China allerdings deutlich verschlechtert: 10 Prozent der Unternehmen (Vq. 18 %) rechneten mit einer günstigeren Geschäftsentwicklung, 39 Prozent (Vq. 58 %) erwarteten gleichbleibende Geschäfte und 51 Prozent (Vq. 24 %) rechneten mit einer ungünstigeren Entwicklung.
 
Von Industrie bis Kreditwesen
 
In der Industrie, wo die Einkaufsabteilungen reichlich zu tun hätten, um Rohstoffe und Vorprodukte trotz heftiger Preissteigerungen in ausreichender Menge zu vertretbaren Preisen zu beschaffen, sei Auftragslage noch gut. Aber die Exporterwartungen seien eingebrochen. Weltweit dämpfe die Preisexplosion vor allem der Energiepreise die Nachfrage.
Für die Unternehmen der Baubranche seien die Materialpreise zum unkalkulierbaren Risiko geworden, eigene Angebote könnten nur noch mit Preisgleitklauseln abgegeben werden. Auch steigende Zinsen und die rückläufige Kaufkraft lassen die Aussicht verdunkeln: Die Mehrheit der Betriebe erwarte ungeachtet des großen Baubedarfs eine Abschwächung des Geschäfts.
Der Einzelhandel sei zurück im Krisenmodus. Kaum scheint die Corona-Pandemie überwunden steigen die Kosten und die Kunden werden wieder vorsichtiger. Explodierende Kraftstoff-, Strom- und Heizungskosten reduzieren das verfügbare Einkommen für Bekleidung, Schuhe und alle Arten von Konsumgütern. Zwei Drittel der Einzelhändler rechneten deshalb mit einem rückläufigen Geschäft.
Das Verkehrsgewerbe sei von den hohen Kraftstoffkosten besonders betroffen. Nicht alle Transporteure könnten die Preissteigerungen weitergeben. Vor allem der Personenverkehr (Taxi, Linienbusse) wird zu festen Tarifen abwickelt, die bisher zumeist nicht erhöht wurden.
Die Geschäftslage der Kreditinstitute bliebe hingegen insgesamt zufriedenstellend und das Geschäft der Versicherungen bliebe stabil, negative Erwartungen würden aktuell kaum erwartet.
 
Ausblick
 "Der erwartete kraftvolle Aufschwung mit dem Ende der Corona-Beschränkungen fällt aus. Die Lieferkettenprobleme und die Preissprünge bei Energie und Rohstoffen aufgrund des russischen Angriffskrieges bedrohen jede wirtschaftliche Erholung“, so die Einschätzung der IHKN-Hauptgeschäftsführerin Maike Bielfeldt. Um so wichtiger sei eine „unterbrechungsfreie Versorgung bei Erdgas und Rohstoffen“, so Bielfeldt.


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